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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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drückte zu. Die kleine Chinesin kämpfte dagegen an, aber sie war zu schwach. Der Mann wusste, wie man eine Frau hielt und ihr gleichzeitig die Luft abschnürte. Ihre Lungen wollten platzen, ihr war schwindelig, dann sah sie nur noch graue Nebelschleier. Ein letzter, verzweifelter Versuch, sich zu befreien, dann wurde das Summen in den Ohren zu einem Dröhnen, und schließlich war alles schwarz.
    * * *
    Harriet hatte in der Stunde, die sie allein in dem Halbdunkel verbrachte, sehr ausgiebig Gelegenheit, über ihr bitteres Schicksal nachzudenken. Vor allem darüber, wie schnell man aus dem siebten Himmel in ein Dreckloch wie dieses fallen konnte und bis zum Hals darin eintauchte. Wie ein Dunghaufen, wo man bis zu den Augen drinnen steckt, hätte Lan Meng wohl gesagt.
    Sie sah sich nicht zum ersten Mal schaudernd um. In den Ecken raschelte es, wenn die unzähligen kleinen Nager suchend durch das schmutzige Stroh liefen. Wenn das Rascheln und Fiepen zu nahe kam, begann Harriet wild fuchtelnd um sich zu schlagen und zu treten. Sie fragte sich nur, was geschah, sobald sie einschlief, und ob dann das vier- und mehrbeinige Ungeziefer über sie hinweglief. Es schüttelte sie vor Ekel, wenn sie daran dachte. Und dann schüttelte es sie wieder vor Angst, auch wenn sie versuchte, dieses Gefühl zu beherrschen. Mit Angst kam sie hier nicht heraus.
    Als man sie hereingestoßen hatte, hatte sie zuerst blind im Dunkel gestanden und hatte versucht, sich tastend und stolpernd zurechtzufinden, bis sie erleichtert festgestellt hatte, dass sie dieses Gefängnis mit niemandem teilen musste – von den Ratten und dem Ungeziefer einmal abgesehen. Durch kleine Lücken in der Außenmauer, knapp unter der niedrigen Decke, fiel Licht herein, nicht viel, aber gerade genug, um ihr nach und nach ihre trostlose Umgebung vor Augen zu führen. Auch das, was sie lieber nicht sehen wollte: den Unrat – der sich überdies durch seinen penetranten Gestank bemerkbar machte –, die pelzigen Tiere und die Spinnen und Käfer, die in jeder Ritze auf sie lauerten. Anfangs war ihr die Stille bedrückend erschienen, aber dann, nach einiger Zeit, hatte sie nicht nur das ununterbrochene Rascheln im Stroh vernommen, sondern auch hallende Schritte, die sich näherten und wieder verklangen, gespenstisches Flüstern, das direkt aus den Mauern zu kommen schien, als wären es die höhnischen Stimmen ihrer längst dahingeschiedenen Vorgänger.
    Sie wusste selbst nicht, weshalb sie hier gelandet war. Die Soldaten waren in dieses Gasthaus gestürzt, hatten sie trotz ihres Widerstandes hinausgezerrt, und am Ende hatte sie aus dem Gemisch aus Englisch und Spanisch nur herausgehört, dass man sie der Spionage verdächtigte. Man hatte ihr jedoch keine Gelegenheit gegeben, sich zu verteidigen, sondern sie in eine Kutsche mit vergitterten Fenstern verfrachtet und aus der Stadt gebracht. Harriet hätte gern einen Blick nach draußen geworfen, um zu sehen, wohin die Fahrt ging, war jedoch von der Gegenwart eines anzüglich grinsenden, zahnlosen Soldaten davon abgehalten worden, der bei jeder unachtsamen Bewegung Anstalten machte, nach ihr zu greifen. Also war sie ruhig sitzen geblieben, hatte ihn drohend angestarrt und gehofft, dass Lan Meng Hilfe holte. Sofern sie nicht ebenfalls festgenommen worden war.
    Aber von wem durfte sie überhaupt Hilfe erwarten? Würde Charles denn noch einen Finger für sie rühren, nachdem sie ihn beleidigt und angeschrien hatte und dann noch davongelaufen war?
    Ihre bitterbösen Worte hatten ihr schon leidgetan, als sie in dieser Spelunke gesessen hatte, um auf Lan Meng zu warten. Und wenn sie jetzt an Charles dachte, krampfte sich ihr Herz zusammen. Wieso nur konnte sie ihr verflixtes Temperament nicht zügeln? Warum war ihre Zunge nur immer so viel schneller als ihr Verstand? Er hatte so ehrlich betroffen ausgesehen, und sie hatte ihm nicht einmal zugehört. Sie schloss die Augen und barg das Gesicht in den Händen, um nicht nur diese triste Umgebung auszuschließen, sondern vor allem die Erinnerung an Charles. An seinen verletzten Blick, den hilflosen Zorn in seinem Gesicht und die kaum verhüllte Verzweiflung, die ihr jetzt noch ins Herz schnitt. Aber nein, sie hatte ja den Mund aufreißen müssen, ihre Kränkung hinausschreien, um ihn damit noch mehr zu verletzen.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so gesessen und sich mit ihren Gewissensbissen einerseits und ihrer Hoffnung auf Rettung andererseits herumgeschlagen hatte, als es vor ihrer

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