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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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zurück. »Abgereist«, wiederholte es erbleichend. Dann warf es sich herum und lief mit klappernden Holzschuhen davon.
    Charles tat sich keinen Zwang mehr an. Er hob den Fuß und trat Harriets Tür auf. Das Schloss zerbarst, Holzsplitter flogen in alle Richtungen, die Tür schlug auf, und schon war er im Zimmer. Er blieb schwer atmend mitten im Raum stehen und sah sich um. Ihre Reisetruhe stand offen, und einige Kleider lagen auf dem Boden, als hätte sie jemand in aller Hast herausgerissen.
    Als er aus dem Hotel stürmte, stieß er mit einem der Männer von der Sea Snake zusammen.
    »Mr.Daugherty, hab Sie schon gesucht, es is was passiert.«
    Charles schob ihn beseite. »Verschwinden Sie, Mann, ich habe jetzt keine Zeit.«
    »Aber … Miss Dorley …«
    Charles fuhr herum. »Was ist mit ihr?«
    Der Mann schluckte. »Is festgenommen worden, von ein paar Soldaten. Unten im Hafen. Die Chinesin, ihre Freundin hat’s gesehen. Haben sie fortgeschafft. Nach El Morro.«
    Charles packte ihn am Arm. »Mann, wenn Sie betrunken sind und mir Unsinn erzählen, dann …«
    Der Mann kannte Charles lange und gut genug, um die unausgesprochene Drohung ernst zu nehmen. »Aber nein, Sir. Nein! Stimmt alles. Hat aber eine Weile gedauert, bis ich Sie gefunden habe. Hat geheißen, Sie wären nicht im Haus.«
    »Harriet ist fort«, erklang Lan Mengs aufgeregt hohe Stimme in seinem Rücken. Als er sich umdrehte, stürzte die kleine Chinesin auf ihn zu und packte ihn an der Jacke. Ihre Augen funkelten zornig. »Soldaten haben mitgenommen Harriet!«
    »Sie wollte abreisen«, stellte Charles beherrscht, aber mit einer Stimme fest, die nicht ihm zu gehören schien.
    Lan Meng nickte. »Ich will verhindern, laufe zu Captain Harding, damit er Vernunft einbleut Ihnen und Harriet«, fuhr sie, ungeachtet Charles’ immer finsterer werdender Miene fort, »und da sehe ich, wie Harriet weggeschleppt wird von Soldaten. In die Festung unten an Bucht. Mann sagt, Harriet sei Spionin.«
    Wie immer, wenn Lan Meng aufgeregt war, purzelten die Worte etwas durcheinander. Aber im Moment war für sie und Charles Grammatik das geringste ihrer Probleme.
    Charles fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Verflucht, konnte man diese Frau nicht einmal fünf Minuten aus den Augen lassen? Wie jemand auf die Idee kommen konnte, ausgerechnet sie als Spionin zu verhaften, war absurd. Aber vermutlich war sie wieder unangenehm aufgefallen, hatte zweifellos mit jemandem einen Streit begonnen. Charles schnürte es die Kehle zusammen, wenn er daran dachte, dass Harriet diesen Soldaten hilflos ausgeliefert war. Er musste tief durchatmen, bis er wieder ruhig sprechen konnte.
    »Ich brauche ein Pferd«, befahl er einem der Hoteldiener, der neugierig dabeistand. »Schnell!« Der Mann flitzte bei dem Tonfall eilig davon.
    Zu Lan Meng sagte er: »Wenn Captain Harding auftaucht, sagen Sie ihm, wohin ich geritten bin. Er weiß dann schon, was zu tun ist.«
    Ein Bö erfasste ihn, riss an seinem Haar und stieß ihm den Hut vom Kopf. Er sah zum Himmel empor. Dunkle Wolken zogen vom Meer heran. Er sollte sich beeilen, um vor dem Unwetter in El Morro zu sein.
    * * *
    »Eine Spionin?«, fragte Charles spöttisch, als er eine Stunde später schwitzend und staubig von dem erschöpften Pferd sprang und vor den Kommandanten der Festung geführt wurde, in der man Harriet festhielt. Die Luft war drückend schwer, die Wolken hatten sich verdichtet, und nicht einmal der Wind konnte die Hitze erträglich machen. Sein Hemd klebte an seinem Körper, und einige Haarsträhnen hatten sich gelöst und fielen ihm in die Stirn.
    El Morro lag etwa zehn Kilometer im Südwesten von Santiago. Sie waren daran vorbeigekommen, als sie mit der Sea Snake in die Bucht eingefahren waren. Eine imposante Festung, die hoch über dem Meer aufragte.
    Von der See kommend, sah man dahinter die Gipfel der Sierra Maestra. Charles und Harriet hatten den Anblick gemeinsam bewundert, aber nun war Charles weit davon entfernt, Derartiges zu empfinden. Im Gegenteil, seit er die Holzbrücke überquert und sich in diesem Labyrinth aus verschiedenen Gebäudeebenen, Holzleitern und Treppen wiedergefunden hatte, wurde er das Gefühl nicht los, nie wieder hier herauszukommen.
    »Etwas Unsinnigeres fällt Ihnen nicht ein?«, setzte er nach. »Für wen sollte dieses Mädchen schon spionieren?«
    Der Kommandant, ein wohlbeleibter Mann mit Schnurrbart, der ihn an Ramirez erinnerte, saß bequem zurückgelehnt in seinem Stuhl und lächelte

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