Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
rief.
»Ich verabschiede mich von ihr«, meinte Ardmore. »Bevor ich in See steche.«
»Sie wird mit Euch über ihre Gefühle reden wollen«, warnte Christopher ihn.
»Ich weiß.« Ardmore nickte ihm knapp zu, und jede Freundlichkeit wich aus seinem eisgrünen Blick. »Auf Wiedersehen, Captain Raine.«
Christopher hatte nicht die Kraft aufzustehen, aber er grüßte seinen Gegenspieler wie ein Captain den anderen. »Jederzeit gern, Captain Ardmore.«
Die beiden Männer waren hierhergekommen, um den anderen zu besiegen, aber keiner hatte verloren. Dafür hatten sie beide gewonnen.
Ohne ein weiteres Wort marschierte James Ardmore davon, seiner letzten und schwersten Prüfung entgegen, einem Gespräch mit seiner Schwester.
*
Honoria biss die Zähne zusammen, als der Streit mit James schließlich abebbte. Sie hatten sich fast eine Stunde lang lautstark all die Dinge an den Kopf geworfen, die sie schon ihr ganzes Leben mit sich herumgeschleppt hatten. Er hätte ein kaltes Herz; sie täte immer nur, was sie wollte, ohne es ihm vorher zu sagen; James bliebe immer zu lange von zu Hause fort; Honoria gäbe ihm nie das Gefühl, zu Hause willkommen zu sein. Schließlich diskutierten sie darüber, dass Honoria Christopher geheiratet hatte, ohne es James zu sagen, und er Honoria verschwiegen hatte, wie er von dem Mörder von Pauls Familie erfahren hatte.
Honoria ging etwa zur gleichen Zeit wie James der Atem aus. Er starrte sie böse an und presste wütend die Lippen aufeinander. Sie konterte mit einem unnachahmlich hochmütigen Blick.
Diana, die mit finsterer Miene zugeschaut hatte, mischte sich ein. »Seid ihr jetzt fertig? Um Himmels willen, James, wir werden sie wahrscheinlich recht lange nicht mehr wiedersehen. Dir muss doch etwas Besseres einfallen, als sie einfach nur anzubrüllen!«
»Ich habe ihr gesagt, dass sie mit uns nach Charleston zurückkehren könnte, mit ihrem Ehemann.« Das Letzte stieß er abgehackt hervor, als bereitete es ihm Schmerzen. »Sie hat abgelehnt.«
Honoria hob ihre makellosen Brauen. »Ich soll mit dir in unserem Haus in Charleston leben? Christopher und du würdet euch nur fortwährend an die Kehle gehen. Das ist nicht gerade das, was ich mir unter einem gemütlichen Heim vorstelle.«
»Nein«, stimmte Diana ihr zu.
»Du kommst doch aber ab und zu nach Hause, oder nicht?«, fragte James finster. »Du vergisst nicht, wo du geboren und aufgewachsen bist?«
»Nein, natürlich nicht. Ich werde recht häufig nach Charleston kommen. Falls ich dort willkommen bin.«
James erwiderte ihren frostigen Blick mit einem ähnlich temperierten. »Natürlich bist du willkommen! Warum solltest du das nicht sein?«
Diana verdrehte die Augen. Sie ließ die beiden allein und ging zu Isabeau, die eigentlich verhindern sollte, dass der kleine Paul Sand in sich hineinstopfte.
Nach einem Moment des Schweigens fragte Honoria leise: »Warum hast du mir nicht gesagt, wie du herausgefunden hast, wer Pauls Frau ermordet hat?«
James holte tief Luft. Sein markantes Gesicht spannte sich an, doch dann stieß er den Atem aus und schloss die Augen. »Ich hatte es eilig. Das ist der einzige Grund, ich schwöre es dir. Ich wollte mich sofort auf die Fährte des Mannes begeben und hatte für nichts anderes Zeit.«
»Und du hast nicht daran gedacht, dass ich gern erfahren hätte, was du herausgefunden hast?«
»Ich habe gar nichts gedacht«, erwiderte er. Der Blick seiner grünen Augen wurde hart. »Ich wollte ihn einfach nur erwischen. Ich dachte …«, er seufzte. »Aus irgendeinem Grund dachte ich, wenn ich zurückkomme und dir Mallorys Leiche vor die Füße lege, dann wärst du zufrieden. Und stolz auf mich. Natürlich hat sich nichts so entwickelt, wie ich es angenommen hatte.«
Allerdings nicht. Honoria hatte die ganze Geschichte von Diana gehört.
»Ich war immer stolz auf dich, James.«
Er hob die Brauen. »Ach ja?«
»Ja, natürlich.«
Sie starrten sich an wie zwei Leute, die glaubten, sich sehr gut zu kennen, und plötzlich nicht mehr ganz davon überzeugt waren.
»Ich bin nicht stolz auf mich«, antwortete er beiläufig. »Wäre ich für Paul und seine Frau da gewesen, würden sie vielleicht jetzt noch leben.«
Honoria berührte seine Hand, als sie zum ersten Mal eine Ahnung bekam, was ihr kalter älterer Bruder durchgemacht hatte. »Das kannst du nicht wissen.«
Seine Augen verdunkelten sich. »Oh, ich weiß es. Aber ich lerne, damit zu leben.«
Sie schwiegen einen Moment. Die Männer um sie
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