Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
schob die Decken zur Seite und zog sich rasch ihre Halbstiefel an. Dann stand sie auf und ging schnell und entschlossen zu dem Pfad, der zu den Becken führte.
Sie hörte, wie James, aufmerksam wie immer, ihren Namen rief, aber sie blieb nicht stehen. Ihr Herz schlug so hart, dass sie kaum atmen konnte. Als sie den Felsen am Ende des Pfades erreichte, keuchte sie.
Die Sonne drang noch nicht durch das Blätterwerk, die Luft war kühl, und Dunst waberte zwischen den Bäumen, kalter Nebel, der sich auf ihre Haut legte. Ihr Füße taten trotz der Stiefel weh von den Steinen, auf die sie trat.
Ihr Traum war so lebhaft gewesen, aber jetzt wurde ihr klar, wie irreal er gewesen war. Sie hatte weder die Kälte noch die Erschöpfung gefühlt, den Geruch des modernden, feuchten Unterholzes wahrgenommen oder war über die spitzen Steine gestolpert. Aber sie hatte so deutlich gehört, wie diese rauhe, dunkle Stimme ihren Namen rief.
»Honoria!«
James rief hinter ihr her. Er klang wütend.
Sie kletterte über den Felsen und beschleunigte ihre Schritte Richtung Becken. Der vernünftige Teil ihres Verstandes wusste, dass Christopher dort nicht auf sie warten, dass er nicht grinsend und nur spärlich bekleidet auf sie zugehen würde. Er hatte auch ihren Namen nicht gerufen; das hatte sie nur geträumt. Aber sie musste sich selbst davon überzeugen, sie musste es sehen, ein für alle Mal.
Sie zwängte sich durch das dichte Gestrüpp. Die Blätter schlugen klatschend gegen ihre Haut und verteilten kühle Tautropfen auf ihrem Gesicht. Immer wieder glitt sie im Schlamm aus.
Als die Sonne gerade über die Bäume stieg und die Lichtung in ihre Strahlen tauchte, erreichte sie das Becken. Das Wasser kräuselte sich, während es von der Strömung gespeist wurde, etwas, das der Traum ausgelassen hatte. Die Sonne spiegelte sich auf der Bergflanke, deren Gestein von dem Wasserfall befeuchtet wurde, und blendete sie einen Augenblick.
Sie legte ihre Hand schützend an die Stirn und spähte in das Becken. Die Sonne reichte bis in die entferntesten Ecken. Auf der anderen Seite, in den kühlen Schatten der Klippe, trieb etwas im Wasser.
Sie stürmte in das Becken, als James knurrend durch das Unterholz hinter ihr brach. Ihre Röcke verfingen sich zwischen ihren Beinen, wie in ihrem Traum, aber diesmal raffte sie sie, um ungehindert laufen zu können. Sie hörte, wie James hinter ihr ins Wasser watete und sie anfauchte stehenzubleiben.
Honoria erreichte den Schatten der überhängenden Felsen. Dort trieb Christopher im Wasser, mit dem Gesicht nach oben und geschlossenen Augen.
Sein nackter Oberkörper war von blauschwarzen Prellungen übersät, und seine Hose hing in blutigen Fetzen von seinen Beinen.
Honoria packte ihn unter den Armen und zog ihn in die Sonne. Er war schwer, aber sie spürte die Anstrengung kaum.
Dann stieß James zu ihr. Ohne ein Wort zu sagen, schob er sie zur Seite und zog Christopher selbst durch das Becken zum Ufer.
Als sie dort ankamen, hob James Christopher aus dem Wasser und legte ihn auf den schlammigen Boden. Christophers Gliedmaßen hingen schlaff herunter, und sein Gesicht war totenbleich. Die Drachentätowierung zeichnete sich schwarz auf seiner Haut ab.
Honoria berührte Christophers Hals, auf der Suche nach einem Puls. Seine Haut war kalt und klamm, und er lag so reglos da. Aber schließlich fühlte sie ein sachtes Pochen unter ihren Fingerspitzen, ein schwaches Pulsieren, das bedeutete, dass sein Herz noch schlug. »James, er lebt.«
Ohne zu antworten, drehte James Christopher auf den Bauch und drückte fest gegen seine Rippen. Wasser quoll aus Christophers Mund, doch er zeigte keine weitere Reaktion.
Eine grüne Schlange glitt aus dem Dickicht. Sie hielt in ihrer Bewegung inne und betrachtete Christophers mit Wasser vollgesogenen Stiefel mit ihrem Facettenauge.
James erhob sich mit grimmiger Miene. Die Schlange huschte eilig davon. Die Blätter raschelten, wo sie sich entlangschlängelte. James setzte seinen Stiefel auf Christophers Rücken, verlagerte sein Gewicht und drückte noch mehr Wasser aus den Lungen des Verletzten.
Honoria fühlte, wie ihr Gemahl zuckte, dann hustete er plötzlich. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen, als Hoffnung in ihr aufkeimte. Christophers Lider zuckten ein wenig, dann drehte er den Kopf zur Seite und erbrach das restliche Wasser.
Nach einer Weile richtete James ihn sanft auf. Honoria zog Christophers Kopf in ihren Schoß und strich ihm das nasse Haar aus dem
Weitere Kostenlose Bücher