Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
geschickt bedient hatte? Nein, er sagte ihr nur im nüchternen Ton eines Captains, dass der junge Carew jetzt das Steuerrad übernehmen würde und sie zum Essen unter Deck gehen sollte.
Honoria öffnete die Hände, mit denen sie die Speichen umklammerte. Jedenfalls wollte sie das tun. Es gelang ihr, die Finger ein wenig zu strecken, aber dann setzten schmerzhafte Krämpfe ein, und sie schrie auf.
Christopher nahm ihre Hände und löste sanft ihre Finger von den Speichen. Aber sie wollten sich einfach nicht strecken. Rot-weiße Striemen schimmerten auf ihren Fingern und Handflächen. »Verdammt, Honoria!« Er rieb sanft ihre Hände. Seine Berührung wärmte sie.
»Ihr braucht das Ruder nicht so fest zu umklammern, Ma’am«, sagte Carew freundlich. »Legt einfach Eure Hände so darauf.« Er zeigte es ihr und legte seine Finger leicht auf die Speichen des Steuerrades.
Honoria versuchte, eine Faust zu machen. »Ja, danke«, sagte sie gepresst. »Ich werde daran denken.«
Christopher führte sie hinunter. Er war sichtlich verstimmt.
Der Captain und seine Offiziere aßen im Kartenraum. Die Karten waren zusammengerollt und sicher in einem Mahagonischrank verstaut. Das Licht der Kerzen in den Laternen ließ das Holz des Mobiliars rot schimmern. Der Raum war groß genug für einen Tisch und sechs Stühle. Wenn sie besetzt waren, stießen die Lehnen an die Wände und die Schränke. Der Koch, ein kleiner schwarzhaariger Mexikaner mit spindeldürren Beinen, stand in der Tür, bereit, die Speisen zu reichen.
Christophers Stuhl stand am nächsten an der Tür. Die anderen saßen bereits am Tisch, als er mit Honoria hereinkam. Der einzige andere freie Stuhl war am anderen Ende des Tisches, und Honoria würde ihn niemals erreichen, es sei denn, sie kletterte über die anderen hinweg.
Wenigstens zwang Christopher sie nicht dazu. Er gab Manda ein Zeichen mit dem Daumen, die grinsend aufstand und sich auf den freien Stuhl setzte. Colby, der riesige, bärenhafte Mann, rückte ebenfalls einen Platz weiter, wenngleich auch längst nicht so elegant, und gab den Stuhl für Honoria frei.
Sobald Christopher sich gesetzt hatte, reichte ihm der Koch die Terrine. Christopher stellte sie auf den Tisch. »Setz dich«, sagte er zu Honoria. Sein Ton duldete keinen Widerspruch.
Honorias Beine reagierten auf den Befehl, bevor sie sie daran hindern konnte. Wenigstens gelang es ihr, die Bewegung einigermaßen anmutig zu gestalten, statt sich einfach auf den Stuhl fallen zu lassen, den Colby bereits angewärmt hatte.
Auf dem Tisch lag eine Decke, die ein wenig angefeuchtet war, damit die Teller nicht darauf rutschten. Sie war vergilbt und ausgefranst. Auf der anderen Seite neben Christopher saß der blasse St. Cyr, neben ihm Mrs. Colby, deren rot gefärbtes Haar fast genauso warm wie die Mahagonimöbel schimmerte.
Christopher schöpfte erst Suppe in ihre Schüssel, dann in seine. Große Fettaugen bedeckten Karotten, anderes Gemüse und Fleischstücke. Trotz ihres Aussehens duftete sie himmlisch. Christopher schob die Terrine nach links, und St. Cyr bediente sich.
Danach schob er die Schüssel weiter und verbeugte sich knapp vor Honoria. » Bon appétit, Madame.«
Honorias Schulbildung reagierte ohne ihr Zutun. »Merci, Monsieur« , sagte sie und senkte den Kopf, als würden sie Kanapees auf einer Gartenparty zu sich nehmen.
Colby kicherte. Christopher hob eine Braue und sagte etwas Deftiges in fließendem Französisch. Etwas, das Honoria eigentlich auf ihrer Schule nicht hätte lernen sollen. Aber sie verstand es trotzdem und errötete. In Christophers Augen funkelte Belustigung.
Einen Moment spielte Honoria mit dem Gedanken, ihm ihren gefüllten Teller an den Kopf zu werfen. Diana hatte Honoria verraten, dass sie einmal eine ganze Terrine mit Suppe auf James geschleudert hatte. Kartoffelsuppe. Diana war der Meinung, dass sich James in diesem Moment in sie verliebt hatte.
Honoria fand ihre Situation ein wenig komplizierter. Wenigstens hatte James Diana Zeit gelassen, sich an ihn zu gewöhnen, bevor er sie geheiratet hatte.
Also tat sie, als ignorierte sie Christopher, während sie die Suppe löffelte. Sie schmeckte pfeffrig und war einfach köstlich.
»Also, wie hoch ist ihr Anteil?«, fragte Colby plötzlich.
Manda schlürfte geräuschvoll ihre Suppe. »Was kümmert es dich?«
Colby tippte mit dem Griff seines Löffels auf den Tisch. »Wir haben die Anteile schon vorher aufgeteilt. Es wäre vernünftig anzunehmen, dass wir nicht
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