Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
Ich habe sie geheiratet; sie bleibt.«
Manda hob die Brauen, enthielt sich jedoch eines Kommentares. Mrs. Colby lächelte immer noch, und St. Cyr, stoisch wie immer, sagte gar nichts.
»Das wäre alles«, meinte Christopher. »Manda, löse Henderson von der Wache ab und schicke Colby zu mir.«
Seine Schwester nickte, und die anderen verließen den Raum. Honoria musste zur Seite treten, damit sie hinausgehen konnten. Christopher faltete die Heiratsurkunde zusammen und schob sie wieder in seine Tasche.
»Christopher«, sagte Honoria, als sie allein waren. »Wir müssen uns dringend unterhalten.«
»Später.« Er milderte dieses schroffe Wort ein wenig ab, indem er ihr Kinn anhob und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte. »Wir unterhalten uns, wenn wir ins Bett gehen.«
»Da gibst du mir nie die Gelegenheit zu reden.«
Er grinste sie anzüglich an, weil er sehr genau wusste, was sie meinte, und schob sich ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei. Draußen winkte er Colby zu sich, ging mit dem massigen Mann in seine Kajüte und schloss die Tür aus poliertem, mit Messing verziertem Holz vor Honorias Nase.
Kochend vor Wut stieg sie an Deck. Es war dunkel und kalt, aber Christopher hatte ihr den Weg in ihr Schlafzimmer versperrt. Sei’s drum, dachte sie. Dafür hat er mir Gelegenheit zum Nachdenken gegeben. Sie hatte jetzt viel Zeit, sich zu überlegen, wie sie ihm sagen würde, was sie von ihm hielt.
*
Ein Stück von Honoria entfernt standen Manda und Henderson. »Ihr habt Freiwache. Ich löse Euch ab, und Ihr könnt nach unten gehen«, sagte Manda zu Alden Henderson.
Henderson rührte sich nicht von seinem Platz an der Deckreling. »Ich sehe mir gern die Sterne an«, erwiderte er steif.
Manda zuckte mit den Schultern, als würde sie das nicht interessieren. Der Wind blähte seine Jacke und zerzauste sein Haar, aber seine Haltung war immer noch die eines Raubtieres auf der Lauer. Sein Gesicht war auf eine gewisse britische Weise recht gutaussehend; selbst die Brille tat dieser Wirkung keinen Abbruch.
Warum hatte er, ein perfekter, hochnäsiger Gentleman, dieses Piratenschiff bestiegen, um wie ein gewöhnlicher Seemann Segel zu setzen und Winschen zu kurbeln?, überlegte Manda. Wenn er hier auf Piratenjagd gehen wollte, würde er sehr bald sterben. Das musste ihm doch klar sein. Also warum gab er die Bequemlichkeit eines Londoner Luxushotels auf, in dem er hätte warten können, bis sein eigener Captain ihn zu sich rief?
»Ihr sagtet, Ihr wäret ein guter Navigator«, meinte Manda gepresst. »Bedeutet das, Ihr könntet den Weg allein anhand der Sterne finden, wenn Ihr in einem Ruderboot ausgesetzt würdet?«
Er drehte den Kopf und sah sie an. Sie sah nur die Gläser seiner Brille, in denen sich das Mondlicht spiegelte. »Nur, wenn Ihr mit mir ausgesetzt würdet. Ich bräuchte Euch, um zu rudern.«
Warum kam ihr die Vorstellung, mit ihm allein in einem Boot zu sein, plötzlich so verlockend vor? Das war doch einfach lächerlich!
»Warum habt Ihr mich gerettet?«, fragte sie scharf. »Für einen Mann wie Euch bin ich doch nicht mehr als eine Dienerin oder eine Sklavin oder ein Vergnügen. Das ist doch für Euch alles dasselbe.«
Er blickte wieder aufs Meer hinaus. »Ich bin ein Gentleman.«
»Genau das meine ich.«
Jetzt verlor er seine Beherrschung. »Könnt Ihr nie mit mir sprechen, ohne mich absichtlich zu provozieren?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Offenbar nicht. Und Ihr habt meine Frage nicht beantwortet.«
Seine Kiefer mahlten. »Ich sagte bereits, ich bin ein Gentleman. Dieser Dreckskerl Switton hat Euch in einem Käfig gehalten. Wäre es nach mir gegangen, hätte er dafür auf der Stelle mit seinem Leben bezahlt.«
Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich von ihrem Magen aus. »Warum sollte Euch kümmern, was mir passiert?«
Er stieß ein gereiztes Schnauben aus. »Dürfen englische Gentlemen kein Mitgefühl haben? Er hatte nicht das Recht, Euch festzuhalten, nicht das geringste Recht, Euch zu erniedrigen …«
»Er hat mich nie angefasst.«
»Das habe ich nicht gemeint. Er hat Eure Würde in den Dreck gezogen. Dafür verdient er Schlimmeres als den Tod.«
Sie standen in einer dunklen Ecke, zwischen den Lichthöfen der Laternen. Seine Augen hinter den schimmernden Brillengläsern waren nur undeutlich zu erkennen.
Sie hob die Hand und berührte sie mit einem Finger. »Setzt sie ab.«
Er zuckte zurück. »Warum?«
»Ich will Eure Augen sehen.«
»Es ist dunkel«,
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