Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
es unbedingt wissen müsst, ich brauchte einen Sinn«, knurrte er. »Ich sollte eigentlich Pfarrer werden.«
Sie riss die Augen auf. »Ihr?«
»O ja. Ein ehrbarer Vikar mit der Aussicht auf ein Bischofsamt. Mir wurde von einem Earl eine Anstellung in Aussicht gestellt, nachdem der jetzige Vikar verschieden wäre, selbstverständlich, wozu er aber all die verdammten Jahre lang keinerlei Neigung zu verspüren schien. Ich habe James Ardmore zufällig kennengelernt und bewundert, was er tat.«
»Verstehe. Also, wenn Ihr schon keine Seelen retten konntet, dann doch wenigstens Leben, hm?«
»So ähnlich.«
Er sagte es so unbeteiligt, als wäre es vollkommen bedeutungslos für ihn, einfach nur ein Gesprächsthema.
Manda hatte es in ihrem ganzen Leben nur mit zwei Arten von Männern zu tun gehabt: denjenigen, denen sie Angst einflößen konnte, und den anderen, bei denen das nicht funktionierte und denen sie deshalb aus dem Weg ging. Einen Mann wie Henderson hatte sie noch nie getroffen. Einen, der Reden dem Gefecht vorzog. Obwohl sie ihn bei diesem Earl von Switton hatte kämpfen sehen. Sein Schläge waren präzise und sehr wirkungsvoll gewesen, und er hatte geholfen, ihr einen Weg aus dem Garten zu bahnen, ohne dass auch nur seine Brille verrutscht wäre.
Aber auch Worte waren seine Waffe, und da fühlte sich Manda zum ersten Mal in ihrem Leben unsicher. Christopher und sie hatten gelernt, fast stumm miteinander zu kommunizieren. Wenn sie sich mit Henderson auf ein Wortgefecht einließ, wusste sie nicht so recht, was sie tun sollte. Oder sagen.
»Also?« Hendersons aristokratische Brauen hoben sich. Sein Haar war in den letzten Wochen ein wenig länger geworden, und eine blasse Locke fiel ihm in die Stirn. »Was also möchte Mr. Raine, dass Ihr mit mitteilt?«
Manda seufzte. Manchmal wünschte sie, dass das gesamte männliche Geschlecht in einem Sturm unterging.
»Er will das Gold holen, das er verstecken musste. Ich wette, dass James Ardmore hier ist, um ihn daran zu hindern.«
Henderson starrte sie ein paar Herzschläge lang an. »Das Gold von der Rosa Bonita?« Sie nickte. Er spitzte die Lippen. »Ich erinnere mich. Das mexikanische Gold, das für Napoleon bestimmt war und spurlos verschwunden ist. Napoleon war außer sich.«
»Es hat mich überrascht, dass Euer Held James Ardmore Christopher nicht gezwungen hat, ihm zu verraten, wo er es versteckt hat.«
Henderson schnaubte verächtlich. »Mich nicht. Ardmore interessiert sich keinen Deut für Gold. Und ganz gewiss würde er es nicht Napoleon aushändigen, oder, noch schlimmer, den Engländern. Er begnügt sich vollkommen damit, dass es vergraben ist.«
»Warum verfolgt er Chris dann jetzt?«
Hendersons graue Augen funkelten. »Weil er auch nicht will, dass Euer Bruder das Gold bekommt. Raine ist ein Pirat. James würde niemals zulassen, dass ein Pirat am Ende gewinnt.«
»Zudem einer, der ihm auch noch die Schwester weggenommen hat.«
Henderson nickte nachdenklich. »Wisst Ihr, wenn das Gold nicht wäre, dann würde James uns nicht jagen, das glaube ich ehrlich. Honoria und er kommen nicht gut miteinander aus. Ganz und gar nicht. Und das ist noch eine Untertreibung.«
»Das habe ich schon vermutet.«
Manda konnte sich nicht vorstellen, einen Bruder zu haben, den sie hasste. Sie und Chris waren Freunde und Partner. Sie beide gegen den Rest der Welt. Sie redeten zwar nie über ihre Gefühle oder weinten sich an der Schulter des anderen aus, aber sie wussten beide, dass der eine immer für den anderen da war. Immer.
»So. Ich habe es Euch gesagt«, meinte sie und zog sich wieder in sich zurück.
Sie wünschte, er würde weggehen. Sie mochte keine Männer mit hellen Haaren. Sie mochte Männer mit dunklen Haaren, dunkler Haut und weichen dunklen Augen, keine großen Männer, die aussahen wie farblose Statuen. Sein Haar war so hell, dass es fast weiß wirkte, und seine Augen waren von einem klaren Grau. Die Sonne hatte seine Haut honigbraun gefärbt, nicht verbrannt.
Seine Lippen waren dünn und so trocken wie Seide. Das wusste sie. Sie konnte nichts dagegen tun, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste.
Er schlang seine Arme um sie und küsste sie so zärtlich, als hätte ihre wütende Unterhaltung niemals stattgefunden. Sie schob die Haarlocke aus seiner Stirn und genoss das seidenweiche Gefühl unter ihren Fingerspitzen. Er schmeckte immer, als hätte er gerade ein Glas guten Weines getrunken, obwohl sie wusste, dass sie keinen
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