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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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mir doch, worum es dir geht!“ Seine Stimme war leise und fast ein wenig zärtlich.
Ich achtete nicht darauf. Ich war so wütend, ich hätte ihm am liebsten mit der Faust geantwortet. Mein Gesicht muss puterrot gewesen sein, jedenfalls fühlte es sich ganz heiß an. „Hier kennt mich doch jeder, und da musst du natürlich mit so einem billigen Flitchen angetanzt kommen. Wie ist er eigentlich rein gekommen? Ist doch Krawattenzwang ... na, ist ja auch egal. Er verschwindet jedenfalls wieder, hast du mich verstanden?“
„Schon gut, ist ja schon gut, großer Bruder, reg' dich nur nicht auf. ich werde ihn ja wegschicken. Aber sag mal, ist er denn nicht hübsch?“
„Ja, wie Schneewittchen.“, fauchte ich ihn ärgerlich an.
„Er studiert in Bozen Malerei.“, fuhr James ungerührt fort. „Der wohlerzogene Spross einer reichen Familie. Ist ganz und gar kein Abschaum, da irrst du dich gewaltig. Wollte dir nur mal zeigen, dass ich haben kann, wen ich will und wann ich ihn will.“
Sein Gesicht war keine fünf Zentimeter von meinem entfernt. Ich starrte unwillkürlich auf seine Lippen, die den meinen so nah waren. Sein Atem roch verlockend nach Anis und Vanille.
Einen Augenblick lang wusste ich nicht mehr, was ich hatte sagen wollen, worum es mir eigentlich ging. Er brachte mich völlig aus dem Konzept. Ohne es zu wollen, zischte ich ärgerlich: „Das ist mir klar, jeder kann sehen wie schön du bist ... es wird wohl nicht so schnell jemanden geben, der dir widersteht.“ Wegwerfend und auch ein wenig ... ja, was war das eigentlich? ... neidisch?, gab ich ihn frei.
Als ich mich umdrehte, war das letzte, was ich hörte, seine jetzt ziemlich dünne Stimme: „oh ja, den gibt es ...“
* * *
    „Da ist unser letzter Abend ja in letzter Minute noch mal gerettet worden. Nachdem Ron gegangen ist, war es doch noch ganz schön, nicht?“
    Vor dem großen Spiegel in unserem Schlafzimmer stieg Lisa aus ihrem schwarzen ärmellosen Seidenkleid. Ihre kleinen festen Brüste mit den schönen rosigen Spitzen brauchten keinen BH. Ein schwarzer Seidenslip und dünne halterlose Strümpfe mit Spitzenbesatz am Oberschenkel waren alles, was sie jetzt noch trug. Und natürlich ihre Perlen.
    Echte Perlen, jede so groß wie eine dicke Erbse mit einem ganz unglaublichen, ganz leicht rosig schimmernden Glanz. Robert hatte sie ihr zu unserer Verlobung geschenkt. Er ließ sich nicht lumpen, sie waren ein Vermögen wert. Lisa nahm sie ab und ließ sie, ohne richtig hinzusehen, achtlos in ihre Schmuckschublade gleiten. Was typisch für sie war, dachte ich belustigt.
    „Sag mal ...“, sie drehte sich zu mir um und ließ mich eine kunstvoll hochgezogene Augenbraue sehen. „Du hast wohl nicht zufällig was damit zu tun, mein Lieber?“
„Mit was habe ich nicht etwas zu tun?“
    „Na mit Ron. Dass er gegangen ist, meine ich.“
„Ach so, das ...“
Wie zerstreut wandte ich meine Aufmerksamkeit scheinbar wieder meinen Geschäftspapieren zu, die ich auf der Bettdecke vor mir ausgebreitet hatte. Und meine kleine Vorstellung hatte tatsächlich Erfolg. Lisa dachte nicht länger darüber nach. Sie war wohl schon zu müde. Sagte jedenfalls nichts mehr und zog sich weiter aus.
Als sie schließlich in ihrem rüschenbesetzten blauen Seidennegligé zu mir ins Bett kroch, legte ich die Papiere weg, machte das Licht aus und nahm sie in die Arme.
„Sag mal, warum hast du eigentlich das Nachthemd angezogen?“ Ich ließ meine Stimme so samtig und sexy klingen, wie es mir möglich war mit meiner Reibeisenstimme.
Ich spürte, dass sie lächelte. „Stört es dich? Du hast es mir heute geschenkt, als Trostpflaster für deine Abreise morgen, schon vergessen? Ich dachte, du wolltest mich darin sehen.“ Auch ihre Stimme klang sehr verlockend.
„Hübsches Pflaster, aber ich hoffe, deine Wunde ist geheilt, denn jetzt wird dir der Onkel Doktor es wohl wieder abreißen müssen ...“
Fünf
    Am nächsten Morgen brachen wir in aller Frühe auf und als die Sonne am Mittag auf uns niederbrannte, hatten wir schon ein schönes Stück geschafft. Die erste Berghütte, die wir anvisierten, würden wir wohl ohne Schwierigkeiten in vier Stunden erreichen. Nun wurde es immer heißer. Der Wind war eingeschlafen und über den Felsen flimmerte die Luft.
    „Du ziehst besser ein langärmeliges T-Shirt an, und etwas dunkler sollte es auch sein.“, riet ich James.
    Er blieb stehen, drehte sich zu mir um und fuhr sich mit dem Handrücken über seine schweißnasse Stirn. Seine blonden

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