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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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Sie tuschelten leise und sahen zu mir hinüber. In dem Augenblick war ich froh, daran gedacht zu haben, mir ein Handtuch um die Hüften zu wickeln. Als Hoteldirektor konnte man sich vieles nicht leisten, was für andere selbstverständlich war.
    Und diesen Ausflug mit James konnte ich mir eigentlich auch nicht leisten. Verdammt, jetzt hatte ich viereinhalb Tage und den größten Teil der dazugehörigen Nächte über einen Ausweg nachgegrübelt – ohne Erfolg.
    Alles, so kam es mir vor, würde ich lieber tun, als so lange mit James allein zu sein.
Blöderweise war mir trotz aller Überlegungen nichts Machbares eingefallen. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, Robert anzurufen und ihn zu fragen, was er mit der ganzen Sache denn so bezwecke. Und natürlich, dass er sich seinen kleinen Schützling sonst wo hin stecken könne. Am liebsten hätte ich James kleinen Arsch noch heute vor die Tür gesetzt und ihn zu Robert zurückgeschickt.
Ich blinzelte und wischte mir den Schweiß vom Gesicht, der mir in den Augen brannte. Dachte befriedigt, dass mir die Schwitzerei vielleicht mal das Hirn gründlich freiblasen würde.
Dass mich dieses Thema überhaupt so stark beschäftigte ... das war schon seltsam. War ich nicht der Mann der schnellen, mit kühlem Kopf gefällten Entscheidungen? Ich entwickelte mich anscheinend zur Memme, das musste ich mir langsam eingestehen. Hatte ich denn wirklich nicht den Mut, mich gegen die mir aufgezwungene Anwesenheit von James zu wehren? Tja, das war wirklich bemerkenswert.
Also ging es wahrscheinlich doch um meine Wurzeln, meine Grundfesten, auf denen sich alles andere aufbaute. Es hörte sich zwar ein wenig übertrieben an, doch Lisa hatte bestimmt Recht, ich würde irgendwann Schwierigkeiten bekommen, wenn ich das nicht klärte ...
Anscheinend hatte ich mich ja überhaupt nicht im Griff. Was war es, was mich so plötzlich ausrasten ließ? Meine Reaktionen waren ja völlig unvorhersehbar. Ich musste herausfinden, was genau es war, das aus mir, dem Ice-man, einen Mann machte, der sich von seinen Gefühlen zum Idioten machen ließ.
Sonst konnte ich mich auf mich selbst nicht mehr verlassen. Und wenn man für sich selbst unberechenbar wurde, dann war das schon so, als wären die eigenen Grundmauern marode. Man tat wohl gut daran, sie so schnell und so gründlich wie möglich auszubessern.
War es Zufall, oder hatte er da ein wenig nachgeholfen? Jedenfalls als ich an diesem Punkt meiner Überlegungen ankam, öffnete sich die Saunatür und James kam herein. Stand eine Weile am Eingang, wie um seine Augen an das relative Dunkel hier drin zu gewöhnen.
Und jeder im Raum, wirklich jeder hielt angesichts seiner vollkommenen Schönheit den Atem an. Tiefe Stille breitete sich aus. Nur das Knistern der glühenden Kohle war zu hören.
Schimmernd war das Wort, das mir jedes Mal in den Sinn kam, wenn ich ihn sah. Sein ganzer Körper schimmerte, die hellen Locken, die blauen Augen hinter den schweren Lidern mit den langen Wimpern, seine köstlichen sinnlichen Lippen. Seine schmalen Hüften und die endlos langen Beine, die einen Großteil der natürlichen Eleganz und Geschmeidigkeit seiner Bewegungen ausmachten. Die samtige, leicht gebräunte Haut seiner Brust, unter der ein solides Muskelspiel zu sehen war.
Völlig glatt und weich war diese Haut, ohne ein einziges Haar. Makellos. Nur die kleinen Narben, die ich ihm zugefügt hatte, störten diese Reinheit. Oder hoben sie sie noch hervor? Ich konnte mich nicht so recht entscheiden in dieser Frage.
Aber wie gesagt, keine Haare – rasierte er sich etwa? Das konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen, dann sähe man bestimmt die Stoppeln. Haare waren jedenfalls nicht zu sehen. Nur ein zarter Flaum zog sich vom Bauchnabel bis zu seinen Lenden, wo sein Glied aus einem Gewirr weicher Locken hervorhing. Nicht steif, aber auch nicht völlig erschlafft hing es samt der Hoden schwer zwischen seinen Oberschenkeln. Ich konnte schon verstehen, was seine Liebhaber in ihm sahen.
Unbefangen kam er auf mich zu und setzte sich auf die Stufe unter der, auf der ich lag. Meine Haut kribbelte, wo unsere Arme sich berührten. Ich wollte zurückweichen, tat es aber nicht. „Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen?“, murrte ich. „Wer hat es dir verraten? Claire?“
„Nein, nein, Claire hält dicht. Sie liebt dich abgöttisch, weißt du das eigentlich?“ Er lachte sanft. „Jeder scheint dir beim ersten Blick in deine gefährlich schwarzen Augen zu verfallen.“,

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