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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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Guter Plan! Erwiderte ich seine Annäherungsversuche, lief ich ihm ins offene Messer. Von der Tatsache, was ich Robert damit antat, ganz zu schweigen.
    Außerdem war die Lage ja auch in sofern prekär, als James in jemand anderen verliebt war. Sollte es also bei mir mehr als eine körperliche Sache werden, wenn ich mich jetzt auf ihn einließ, so würde ich ganz schön leiden, wenn er danach – fröhlich wie immer in die Schweiz zurückfuhr.
    Bei dem Gedanken hätte ich, trotz meiner Verzweiflung beinahe gelacht. Vor ein paar Tagen noch hatte ich ihn um seinen Liebeskummer beneidet. Jetzt kam das Ganze vielleicht auch auf mich zu. Wenn ich nicht wirklich gut aufpasste, würde ich, das spürte ich plötzlich, zum ersten Mal wissen, wie es sich anfühlte, verliebt zu sein und Liebeskummer zu haben.
Sieben
    Die Berghütte, die ich an diesem Tag hatte erreichen wollen, tauchte ganz plötzlich hinter einer Wegkrümmung vor uns auf. An diesem Abend würden wir nicht alleine sein, die Fenster waren erleuchtet, und laute Stimmen drangen weit in die stille Dämmerung hinaus.
    Drinnen saßen fünf Männer in Tarnanzügen um den Tisch im Vorraum. Gewehre und einiges an Gepäck lehnten an den Wänden. Eine Jagdgesellschaft, die gut für sich sorgte, denn sie hatten in einer Ecke jede Menge Bier und auch ein paar Flaschen Obstbrände gestapelt, von denen jetzt eine, nachdem sie herumgereicht worden war, halb leer wieder auf den Tisch gestellt wurde. Sie leistete einer ganzen Menge bereits geleerter Bierdosen Gesellschaft.
    Ein bulliger Kerl in Tarnhose und grünem TShirt schien den Ton anzugeben. Sein kantiges, brutales Gesicht machte nicht gerade einen beruhigenden Eindruck auf mich.
    „Hey, wer kommt denn da? Immer hereinspaziert in die gute Stube, ihr beiden Hübschen! Macht es euch bequem, es sind noch ein paar Betten frei!“, rief er rüde, seine Stimme triefte nur so vor Anzüglichkeit.
    Ich zögerte, wechselte mit James einen fragenden Blick, doch der zuckte nur mit den Schultern. Also schnallten wir unsere Rucksäcke ab und brachten sie in die Schlafstube nach hinten. Das einzige Fenster dort war zwar verglast, aber eingeworfen worden. Es würde trotz allem eine kalte Nacht werden.
    „Wenn sie uns zum Trinken einladen, sollen wir dann mitmachen?“
James überlegte. „Weiß nicht ... ein oder zwei Bier können wir ja trinken, aber dann würde ich eigentlich gerne schlafen. Langsam liegt mir der Weg in den Knochen.“
Mir waren die Kerle ziemlich zuwider, doch James hatte wahrscheinlich Recht. Was konnte schon passieren, wenn wir ein paar Bier mit ihnen tranken? Würde wahrscheinlich auch gar nicht leicht werden, ihre Einladung auszuschlagen. Gruppenzwang eben. Betrunkene wurden schnell ärgerlich, wenn man nicht mit machte. Es würde irgendwie als Aggression verstanden werden, wenn wir versuchten, nüchtern zu bleiben, das war klar. Vielleicht, weil wir ihnen durch den Verzicht auf Alkohol ihre Schwäche für den Schnaps erst so recht vor Augen führten.
Sie erzählten uns, dass sie von Osten her in dieses Tal gekommen waren, um ein paar Steinböcke zu schießen. Sie kamen regelmäßig her und hatten sich hier ein Versteck mit Vorräten angelegt. Hauptsächlich alkoholischer Natur, wie ich annahm.
Irgendwas war faul an der Sache. Ihre Kleidung war viel zu militärisch für einfache Jäger. Die Waffen sahen auch ziemlich professionell aus. Ich glaubte sogar, ein Maschinengewehr unter dem Haufen zu erkennen.
Noch lange, nachdem wir ins Bett gegangen waren, hörten wir sie weiterzechen. Sie waren inzwischen völlig betrunken. Wir hörten sie durch den Raum torkeln und sich anschreien. Zu guter Letzt prügelten sie sich. Aber das dauerte nicht lang, sie waren wohl zu abgefüllt, um lange durchzuhalten. Morgen würden sie ganz bestimmt nicht rechtzeitig zur Jagdzeit aufstehen können. Ihr Gegröle hielt mich wach.
Als ich endlich doch noch einschlief, träumte ich von James, nur dass unsere Rollen vertauscht waren. Er verprügelte mich und ich war verzweifelt, weil ich mich nicht wehren konnte, ohne ihm weh zu tun. Ich schrie und James schrie, schrie laut ... doch nicht vor Wut.
Ich schreckte hoch, saß eine Sekunde ganz verdattert von diesem verqueren, gewalttätigen Traum im Bett, bis mir klar wurde, dass James wirklich schrie. Er schrie meinen Namen. Seine Stimme kam von draußen und hörte sich ziemlich verzweifelt an. Er war in Gefahr!
Ich sprang auf, nahm mir aber die Zeit, meine Stiefel überzustreifen. Ohne

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