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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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besonders; außerdem waren die von ihm bestellten Wandteppiche dazu bestimmt, die riesigen nackten Mauern seiner Residenz zu zieren, so wie bei all den anderen Großbürgern, reichen Kaufleuten und kleinen Edelleuten. Die Teppiche sollten in erster Linie eine Wanddekoration sein, die den großen kahlen Räumen Wärme verlieh und dem Auge des Betrachters einen angenehmen, schillernden Anblick bot.
    Als der Vogt von Chartres persönlich bei Meister Jacques Cassex vorgesprochen hatte, äußerte er zu keiner Zeit den Wunsch nach bedeutenden biblischen Gestalten oder Helden aus der griechischen Sage - was breite Bordüren ausgeschlossen hätte. Stattdessen war er sehr angetan von der Welt der Fabeltiere, die ihm Van Orley damals in der Werkstatt als Thema vorgeschlagen hatte. Der Maler hatte sehr überzeugend dargelegt, wie außergewöhnlich und reizvoll die Tapisserie sein würde, und hatte den Auftraggeber bald überzeugt.
    Mathias sollte recht behalten. Kaum hatte er das Pflaster im Hof vom Eis befreit, verschwand es auch schon wieder unter einer
neuen weißen Pulverschicht, die sofort festfror. Ein eisiger Wind blies. Sogar die Loire fror an einigen Stellen zu, und der Himmel war eine einzige endlose weiße Fläche, nur gelegentlich durchkreuzt von ein paar traurigen schwarzen Vögeln, die es eilig hatten, zu ihren geschützten Plätzchen zu kommen.
    In der Werkstatt wurde fleißig gearbeitet, als plötzlich von der Straße lautes Geschrei zu hören war. Jeder spitzte die Ohren, und weil der Lärm immer lauter wurde und offensichtlich näher kam, ging Gauthier vors Haus um nachzusehen, was das für ein Spektakel war.
    Der alte Meister hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, etwas Warmes überzuziehen, und fror so entsetzlich, dass er schnell wieder in die Werkstatt zurückkam. Da schlüpfte Mathias in seinen Pelz und ging hinaus.
    »Ein Gespann steckt mitten auf der Straße fest«, berichtete Gauthier und rieb sich die Hände, die von der Kälte ganz rot waren.
    »Ist der Wagen umgestürzt? Gibt es Verletzte?«, fragte Alix.
    Jetzt verließ auch Arnold seinen Posten und lief nach draußen. Das Gespann war tatsächlich nicht weit weg von der Werkstatt hängen geblieben und irgendwie ins Schleudern geraten, bis es mit der Vorderseite in den Straßengraben gefahren war.
    »Sieht ganz so aus, als wollten die zu uns«, meinte Arnold zu Mathias, der auf den Wagen zulief.
    Dann holte er Mathias ein und winkte dem Kutscher zu, der abgestiegen war.
    »He, Ihr da!«, rief er. »Wo wollt Ihr hin?«
    »Zu Meister Cassex«, rief der Mann zurück und ging um seinen Wagen herum, um nachzusehen, ob eine Achse gebrochen war.
    »Da seid Ihr hier richtig. Bleibt, wo Ihr seid. Wir kommen und helfen Euch.«

    »Ich glaube, das Pferd hat gescheut.«
    »Wir haben einen Schuppen neben der Werkstatt. Da kann es sich aufwärmen und etwas Wasser und Heu haben. Der ist sonst für die Pferde von unseren Kunden, die sich nicht gleich wieder auf den Weg machen wollen. Seid Ihr allein?«
    »Jawohl!«
    Der Mann war mittleren Alters und ziemlich korpulent, und über sein von der Kälte gerötetes rundes Gesicht zogen sich mehrere violette Narben. Er trug einen langen braunen Mantel aus grobem, aber warmem Stoff und eine graue Wollmütze, die er bis zu den Augen heruntergezogen hatte.
    »Vielleicht können sich die Frauen um das Pferd kümmern, während wir den Wagen wieder aufrichten.«
    Inzwischen hatten der Lärm, die lauten Rufe und das Wiehern des Pferdes längst Alix, Arnaude und Florine neugierig gemacht, und sie waren ebenfalls auf die Straße gekommen.
    »Der Kutscher wollte zu uns«, rief ihnen Arnold zu und spannte mit Hilfe des Mannes das Pferd aus.
    »Bringt es in den Stall, bis wir hier fertig sind.«
    »Was zum Teufel wolltet Ihr uns denn bei diesem eisigen Mistwetter bringen, guter Mann?«, rief Gauthier, der sich mittlerweile seinen Mantel angezogen hatte und den Frauen nach draußen gefolgt war. »Einen Brief vielleicht?«
    »Ja, Monsieur, einen Brief. Und ein Paket.«
    »Ein Paket!«, rief Alix. »Was ist denn in dem Paket?«
    »Weiß ich nicht, hab nicht nachgeschaut. Ich bring’ eben einen Brief und noch was.«
    Schnell zogen die drei Männer den Wagen aus dem Straßengraben. Zum Glück war er nicht ganz umgestürzt, und sie konnten ihn ohne Probleme wieder aufrichten.
    »Kommt mit und trinkt etwas Warmes, bis sich Euer Pferd
wieder beruhigt hat. Inzwischen können wir den Brief lesen und sehen, was Ihr uns da mitgebracht

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