Die seidene Madonna - Roman
untadelige Madonna mit einem schönen lächelnden Kind.«
Dann reichte sie Alix die Börse, die noch gut gefüllt war.
»Das ist der Abschlag für meine Bestellung. Bezahlt Eure Leute großzügig, dann leisten sie gute Arbeit. Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen. Da Ihr ja nun Juan angestellt habt, für den ich mich verbürge, halte ich es für notwendig, Euch einen der Araberhengste aus meinen Gespannen zu überlassen. Juan kennt ihn gut und wird wahre Wunder mit ihm vollbringen. Dieses wertvolle Pferd schenke ich Euch zum Dank für Euren herzlichen Empfang in Euren Werkstätten.«
Dann drückte sie Alix liebevoll die Hand.
»Es freut mich sehr, dass dieser junge Mann jetzt für Euch arbeitet. Ich weiß, dass er sich gut aufführen wird und Ihr ihm seine treuen Dienste angemessen entlohnen werdet. Adieu, Alix! Wer weiß, vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder? Ich schicke Euch einen Kurier, sobald Ihr mich wissen lasst, dass der Wandteppich fertig ist. Das hätte ich beinahe vergessen - ich habe Juan zwei von meinen spanischen Maultieren gegeben. Sie
sind sehr wild, gehen aber mit allen gefährlichen Situationen äußerst geschickt um. Ich bin überzeugt, sie werden Euch nützlich sein.«
Welche Aufregungen hatten sie in diesem kurzen Sommermonat voller Unwetter erlebt!
»Ach, mein lieber Jacquou!«, schwärmte Alix in den Armen ihres Mannes, »jetzt sind wir endlich reich und berühmt!«
»Wir sollten den Tag nicht vor dem Abend loben. Erst müssen wir die Teppiche fertig haben«, antwortete ihr Jacquou lachend. »Vielleicht warten wir lieber mit unseren Begeisterungsstürmen, bis wir in zwei oder drei Jahren alles abgeliefert haben.«
»Deshalb können wir aber doch jetzt schon stolz sein.«
Als sie sich verliebt an ihn schmiegte, spürte er das Verlangen nach ihr aufsteigen. Sie lagen in dem großen Bett in ihrem Schlafzimmer, und er drückte sie noch fester an sich und brummte genüsslich.
»Wir werden noch zwei Arbeiter einstellen«, sagte er zu ihrer Beruhigung und streichelte zärtlich den nackten Bauch seiner Frau. »Und wenn uns das nicht gelingt, nehmen wir eben vorübergehend noch ein paar Lehrlinge. Und wenn nötig auch noch einen zweiten Meister.«
Jetzt begann er auch zu träumen, und Alix musste lachen, als er genießerisch an ihrer warmen Schulter schmatzte. Doch plötzlich drehte er Alix unter sich. Sie strampelte mit den Beinen, aber er hielt sie fest und legte sich auf sie. Schwer lag er auf ihr und küsste ihren Mund, ihre kleinen weißen Brüste und ihren flachen weichen Bauch.
»Ach, Jacquou«, murmelte sie, »weißt du überhaupt, wie sehr ich dich liebe? Was täte ich nur ohne dich?«
Er lächelte sie an, seufzte tief, sagte aber nichts. Jacquou hörte
nur noch das Pochen seines eigenen Blutes, das ihm vorschrieb, was er nun zu tun hatte. Die magische Wolllust der Umarmungen nahm sie völlig gefangen.
Alix lag ausgestreckt unter seinem großen, schlanken Körper und genoss keuchend das Spiel seiner geschickten, behutsamen Finger.
»Meine kleine verrückte Alix«, flüsterte er, »ich liebe dich auch, ja, ich liebe dich unsterblich.«
Flüsternd und murmelnd tauschten sie ihre heißen Liebesschwüre aus und hatten ihre alltäglichen Sorgen vollkommen vergessen. Unsinnige Worte und verliebte Satzfetzen gingen unter in erschöpften Seufzern.
War eine Umarmung zu Ende, musterte Jacquou Alix prüfend, und sie stürzten sich in die nächste. Die nicht enden wollenden Freuden und die ganze Palette köstlicher Gefühle waren schier grenzenlos. Jacquou verschmolz mit ihr, und Alix empfing den Saft seiner übergroßen Liebe wie ein unersetzliches Gut, das nur er ihr schenken konnte.
9
Alix saß in ihrem Wagen, träumte vor sich hin und ließ sich von dem langsamen, gleichmäßigen Gang schaukeln, zu dem Juan das Gespann anhielt. Die beiden Pferde trabten friedlich Seite an Seite.
Ihre Gedanken schweiften in die Ferne und konzentrierten sich immer wieder auf den Teppich, den sie für Louise machen wollte und für den sie auch bereits einen Titel hatte: Begegnung am Hofe .
Der junge Kutscher, den Alix eingestellt hatte, war offenbar genau die richtige Wahl gewesen. Bescheiden, aber selbstbewusst, ruhig und überlegt - Juan war einer, der wenig sprach, aber viel nachdachte. Und seine erste selbstständige Reise, bisher hatte er immer nur dem Tross von Johanna von Kastilien folgen und sich nicht um den Weg oder sonst etwas kümmern müssen, schien er souverän zu
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