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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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will ich alle Begebenheiten darstellen, die ich von Eurem Hof in Erinnerung behalten habe.«
    Während sie so vor sich hin schwärmte, erschien Marguerite, gefolgt von Prunelle.
    »Stellt Euch vor, Mutter«, sagte sie, als die Windhündin Louise vor Freude auf den Arm sprang und sich wie ein Welpe aufführte, »eben habe ich erfahren, dass ein Unwetter die Straße von Chinon nach Blois blockiert hat.«
    »Das ist merkwürdig, wir haben gar keinen Donner gehört.«
    »Doch, als ich zu Alix kam, grollte es bereits«, widersprach Louise.
    »Was wird dann aus unserem Konzert heute Abend, Mutter? Ihr wisst doch, dass die Musiker in Blois geblieben sind. Wie sollen sie denn hier herkommen, wenn die Straße nicht passierbar ist?«
    Marguerite ging zu Alix und umarmte sie ungestüm. Prunelle nutzte die Gelegenheit, um aus den Armen von Louise zu springen und zu der jungen Weberin zu laufen. Der Hund stupste mit der Schnauze ihre Hand, beschnupperte sie und leckte sie ab.
    Nun kam auch François hereingestürmt.
    »Über dem ganzen Val de Loire entlädt sich ein Gewitter. Hört nur!«
    Wie um ihm Recht zu geben, ertönte ein lauter Donnerschlag, und Blitze zuckten über den Himmel.
    »Philibert ist mit Juan los, um die Musiker zu suchen«, rief der Junge.
    »Mit Juan!«, rief Louise. »Wieso denn das?«
    »Weil er sagt, dass es in Spanien sehr oft Gewitter gibt. Er sei es gewöhnt, andere Wege zu finden, wenn Bäume die Straßen versperren.«

    »Aber welches Pferd haben sie denn genommen? Die Tiere haben Angst vor dem Unwetter. Sie scheuen und rühren sich nicht von der Stelle.«
    Das Konzert musste wegen des Unwetters leider ausfallen, und Alix machte sich mit ihrem neuen Kutscher auf den Heimweg nach Tours. Sehr schnell stellte sie fest, dass Juan ausgezeichnet mit Pferden umgehen konnte.
     
    Nachdem sie die Brücke über die Loire überquert hatten, machten die Wagen von Philipp von Österreich und Johanna von Kastilien vor den Toren von Tours Halt. Zwei Hellebardiere führten den Konvoi an. Die Dienstboten ritten auf Maultieren. Johanna hatte ihre Kutsche nicht verlassen.
    »Darf ich Euch begleiten, mein Liebchen?«, sagte Philipp zu seiner Gattin durch das kleine Fenster, das wegen der großen Hitze offen stand.
    Johanna sah ihn erstaunt an. Das Kosewort tröstete und besänftigte sie, ließ sie darauf hoffen, die Rückkehr könne angenehmer werden, als sie befürchtet hatte. Ob Philipp ihr gegenüber nun wieder aufmerksamer war, nachdem er diese Tage voller Saus und Braus an der Seite des Königs von Frankreich verbracht hatte, der bereits wieder zu seinem Kriegszug nach Italien aufgebrochen war?
    »Mit dem allergrößten Vergnügen, mein Herr«, antwortete Johanna mit einem schwachen Lächeln. »Ich weiß, dass Euch die Liebe zu den schönen Tapisserien nach Tours geführt hat und Ihr dort eine Weberwerkstatt besuchen wollt. Aber darf ich hoffen, dass Ihr auch mir eine Freude bereiten wollt?«
    »Hattet Ihr denn nicht selbst den Wunsch geäußert, nach Tours zu reisen, weil Ihr dort diese jungen Weber wiedersehen wolltet?«

    »Ganz recht, mein Herr.«
    Und die sonst so stolze und hochmütige Johanna mit ihren kalten, abweisenden Augen gab sich auf einmal ganz bescheiden und schlicht und wirkte beinahe entzückt, als sie am Arm ihres Mannes würdevoll aus ihrer Kutsche stieg.
    Dann betrat das Paar die Werkstatt von Meister Jacques Cassex, während ihr gesamtes Gefolge draußen warten musste und den ganzen Verkehr in der Straße und auf dem Platz Foire-le-Roi aufhielt.
    Als sie das hörten, wollten es die Weber von Tours einfach nicht glauben. Wie war es den Cassex nur gelungen, Philipp von Österreich und Johanna von Kastilien in ihre kleine Werkstatt zu locken, obwohl es doch so viel andere und weitaus bedeutendere in der Stadt gab?
    Die Weber besprachen sich, sahen sich ratlos an und stellten viele Fragen. Vor allem aber war einer unter ihnen, der auf Rache sann, nämlich Meister Mortagne, der gerade Van Thiegen aus Brüssel bei sich hatte und ganz grün vor Neid war.
    Jacquou empfing das königliche Paar mit größtem Zuvorkommen. Arnold und Mathias verbeugten sich ein wenig hölzern, und ihre Frauen machten einen ungeschickten Knicks. Julio und Pierrot hatten sich ganz hinten in die Werkstatt verzogen und wussten nicht, wohin mit sich.
    Nur der alte Gauthier fühlte sich sichtlich wohl. Immerhin hatte er während seiner langen Jahre als Weber an der Seite von Maître de Coëtivy mehrmals den Dauphin, Charles

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