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Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seidenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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Bewegung sachte, ganz sachte in ein sanftes Streicheln überging. Es war ein freundliches Streicheln, beruhigend, vertraut. Sanft ließ Peter seine Hand über ihren Rücken gleiten, über die feinen Härchen in ihrem Nacken. So muss sich eine Katze fühlen, die gestreichelt wird, kam es ihr in den Sinn.
    Peter spürte, wie Fygen sich langsam entspannte. Der Schluckauf hatte aufgehört. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Er würde behutsam vorgehen müssen, aber er schien auf dem richtigen Weg zu sein. Jetzt nur keinen Fehler machen. Seine Hand kroch hinauf, strich über das kleine Muttermal an ihrer Schulter, dann über den Nacken. Fygen hatte die Augen geschlossen. Sie empfand seine Berührung als sehr angenehm, gar nicht mehr bedrohlich und schon gar nicht ekelerregend. Vorsichtig zog er die Linie ihres Kinnes nach, strich unendlich zart über Lippen und Augenlider. Sie spürte, wie Peters sanfte Berührungen sie einlullten, schläfrig machten. Entspannt lehnte sie sich zurück in die weichen Kissen, wie in eine Wolke gehüllt. Peters Hände folgten ihr, strichen über Arme und Handgelenke, fuhren über die sanfte Mulde neben ihrem Schlüsselbein, dann weiter hinab zum Ansatz ihrer Brust. Verweilten dort, glitten wieder hinauf über Hals und Kinn. Dann wieder hinab, weiter, viel weiter. Fygen war unfähig, sich zu bewegen. Die Wolke um sie herum war verschwunden. Hellwach, doch wie festgebunden lag sie da, gefesselt von ihren Empfindungen. Dann berührten seine Finger ihre Brustwarze, und es war da, das Gefühl, das ihr durch den Leib raste, sie mitriss und alles hinwegspülte. Und Fygen ließ sich mitreißen, davonspülen, egal wohin es sie bringen würde.

    Fygen erwachte von einem Klopfen an der Tür, und für einen kurzen Moment vermochte sie nicht zu sagen, wo sie war.
    »Guten Morgen, du Schlafmütze!« Peter steckte seinen Kopf zur Tür herein. Er schien ausnehmend guter Laune zu sein. Hastig zog Fygen das Laken über ihre Brust hoch, was Peter mit einem Spitzbubenlächeln quittierte. »Oh, mach dir nicht die Mühe, da ist nichts, was ich nicht schon kenne«, sagte er ein wenig anzüglich und setzte sich zu ihr aufs Bett. Fygen war versucht, ihm ein Kissen an den Kopf zu werfen. Ihr dröhnte ein wenig der Schädel.
    »Du hast dich ja schnell an das Leben als Kaufmannsgattin gewöhnt. Willst du jetzt jeden Tag bis Mittag im Bett bleiben?«, neckte er sie.
    »Oh, ist es schon so spät?«
    »Ich würde sagen, Zeit für ein ausgiebiges Frühstück.«
    »Es tut mir leid, ich hätte aufstehen müssen, um dir ein Frühstück zu bereiten«, stellte Fygen betroffen fest. Das fing ja schon gut an. Bereits am ersten Tag versäumte sie es, ihren Pflichten nachzukommen, und ließ ihren Mann hungrig den Tag beginnen.
    Peter unterdrückte ein Lachen. Sie schien ihre Sorge um sein Wohl durchaus ernst zu meinen. »Meine liebe Frau, deine Sorge ehrt dich. Ich bin ein erwachsener Mann, und bis gestern habe ich auch jeden Morgen ein Frühstück bekommen. Aber wenn du dich ab morgen darum kümmern willst, ist es mir nur recht.«
    Fygen hörte das Schmunzeln in seiner Stimme, und ihr wurde klar, dass sie hier in einen durchaus funktionierenden Hausstand eingedrungen war. Natürlich hatte Peter eine Haushälterin, vielleicht eine Köchin und andere Dienstboten, die sich um sein Wohl kümmerten. Mit einem Mal wurde ihr ein wenig bange vor ihrer neuen Position. Welche Rolle würde sie von nun an in diesem Haushalt spielen? Und noch wichtiger: Was erwartete Peter von ihr? Welche Aufgaben hatte er ihr zugedacht?
    Es schien, als vermochte Peter ihre Gedanken zu lesen. »Über diese Dinge brauchst du dir heute noch keine Gedanken zu machen. Und jetzt raus aus den Federn mit dir.«

    Es war ein üppiges Frühstück, das im Speisezimmer für sie zubereitet war, mit Speck, Schinken, Eiern und frischer Milch.
    »Wenn ich jeden Tag so esse, werde ich kugelrund«, verkündete Fygen, als sie den letzten Bissen hinuntergeschluckt und sich mit einem feinen Tuch den Mund abgewischt hatte.
    »Ein wenig mehr an den rechten Stellen kann nie schaden«, meinte Peter mit einem gespielt kritischen Blick auf ihr Mieder. Er schien heute Morgen ausgesprochen fröhlich und aufgeräumt zu sein. Fygen hatte gar nicht gewusst, dass ihr Mann derartig freizügig zu sprechen pflegte. Dabei fiel ihr etwas anderes ein, was sie gleichfalls noch von Peter wissen wollte. »Erzähl mir von deinen Eltern. Leben sie nicht mehr, oder wieso waren sie nicht bei

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