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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Vernetzung innerhalb einer großen Partei. Nun sind Netzwerke nicht frei von Fehlern. Ein Knotenpunkt kommt seinem Auftrag nicht mehr nach, wird untreu oder muss aus dem System ausgeschlossen werden, weil er eine Gefahr für alle anderen darstellt. Denken Sie an ein Bakterium oder an ein Virus. Es muss schnellstens unschädlich gemachtwerden, bevor es das ganze System infiziert. Früher reichte die bloße Ausgrenzung, um ein unliebsames oder gefährliches Parteimitglied loszuwerden. Inzwischen lassen sich diese Objekte nicht mehr so leicht entfernen.»
    «Warum nicht?»
    «Weil sie nicht mehr allein dastehen. Zum einen stürzen sich die Medien auf jeden noch so bescheidenen Vorfall und machen ihn zur Schlagzeile, und zum anderen verbrüdern sich diese Objekte und holen zum Gegenschlag aus. Sie sind wie ein Computervirus, das im Geheimen Informationen über das System und seine Knotenpunkte sammelt, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen. Und genau hier kommt Sandra Wagner ins Spiel.»
    Na endlich. «Sie ist eines dieser Viren?»
    «Davon ist auszugehen.»
    «Sie sind sich also nicht sicher?»
    «Das ist nicht der entscheidende Punkt. Natürlich ist Sandra Wagner Teil des einen oder anderen Netzwerkes. Die Frage ist doch, welches Netzwerk hat meinen Sturz initiiert, und wie ist Sandra Wagner darin verwickelt?»
    «Man könnte auch behaupten, Sie neiden ihr schlicht die Ernennung zur Generalsekretärin, so wie Sie jeden anderen auch verurteilen würden, der Ihre Nachfolge antritt.»
    «Sicher bin ich nicht frei von Neid und Enttäuschung. Aber einen Werner Schwerdt zu Fall zu bringen, ist nicht so einfach. Noch vor einer Woche stand das Präsidium geschlossen hinter mir.»
    «Da gab es auch noch keine Bilder von Ihnen und Petra Bauer. Außerdem stehen Sie noch immer unter Verdacht.»
    Schwerdt lächelte ihn bitter an. «Glauben Sie, was Sie wollen. Petra Bauer hat lebend mein Zimmer verlassen, nicht ohne mir vorher reinen Wein einzuschenken. Sie handelte im Auftrag. Das ist sicher. Als Lohn winkte ihr eine Stelle in München.Ich habe ihr jedoch ein besseres Angebot gemacht. Wenn sie den Mund über jene Nacht hält und mir verrät, wer ihr Auftraggeber ist, würde ich sie in mein Team aufnehmen.»
    «Wofür hat sie sich entschieden?»
    «Für mich natürlich.»
    «Und wer war ihr Auftraggeber?»
    «Wie ich schon sagte: Sandra Wagner. Aber auch sie ist nur eine Figur am Rande. Auch sie handelt im Auftrag. Im Zentrum sitzt eine ganz andere, viel mächtigere Spinne, und die heißt Ute Mayer.»
    « Die
Ute Mayer? Die ehemalige Ministerin?»
    Schwerdt nickte.
    «Was hat sie plötzlich damit zu tun?»
    «Seit einiger Zeit geht ein Gerücht um. Niemand wollte bisher so recht daran glauben, aber nun ist der Beweis geführt. Eine Gruppe ehemaliger Minister und Ministerinnen hat sich zusammengeschlossen, um gegen ihre Demission vorzugehen – im eigentlichen Sinne, um sich wieder an die Macht zu putschen. Sie unterhalten ein Geflecht von Beziehungen zu allen möglichen Personen innerhalb und außerhalb der Partei. Sie sammeln Informationen, gleich, ob es sich um das Abstimmverhalten handelt oder um ganz private Angelegenheiten der Betroffenen. Ihr Ziel ist es, jede beliebige Person mit gezielten Informationen zu diskreditieren, um daraus Kapital zu schlagen.
    Ute Mayer sagt man nach, Initiatorin und bestimmendes Mitglied dieser Seilschaft zu sein. Sandra Wagner ist eine ihrer Soldatinnen, so wie es viele andere sind, die sich hinter ihr verbergen. Sie halten so lange still, bis sie gebraucht werden. Dann schlagen sie wie aus dem Nichts zu. Siehe Sandra Wagner. Kein Hahn krähte nach ihr, solange sie in Brüssel war. Aber es reichten ein paar Telefonate aus, um sie aus dem Stand auf den Posten des Generalsekretärs zu hieven.»
    Kilian wusste nicht so recht, was er von dieser Anschuldigung halten sollte. Das klang alles sehr nach Räuberpistole und eifersüchtigem Nachtreten.
    «Sie glauben mir nicht?», fragte Schwerdt. «Dann hören Sie sich mal nach dem Club der Ehemaligen um.»

17
    Lutz Bender hielt sich im dichten Unterholz des Gramschatzer Waldes versteckt.
    Er wartete die Dämmerung ab, bis das Dunkel die Hütte vollkommen geschluckt hatte. Sein Auto hatte er an der Autobahnabfahrt hinter einem Ster Holz geparkt und für den Rest des Weges ein Fahrrad genommen. Niemand war ihm kurz vor Einbruch der Nacht begegnet. Er wähnte sich allein.
    Die Hütte lag jetzt nur noch einen Sprung entfernt. Er fragte sich, ob er das

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