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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Politiker, der sein Amt verliert. Wenn sich die Aufregung gelegt hat, werden Ihre Parteifreunde eine neue Aufgabe für Sie haben.»
    «Parteifreunde?»
    Schwerdt schüttelte enttäuscht den Kopf.
    «Diese Nebelkrähen werden nicht einen Finger für mich krumm machen. Nebenbei bemerkt: Kennen Sie die Steigerung des Wortes
Feind

    Kilian verneinte.
    «Feind, Todfeind, Parteifreund. Diese Formel hat sich seit Jahrhunderten bewährt. Selbst im alten Griechenland haben sich die Parteifreunde bis aufs Blut gehasst. Seitdem hat sich nichts geändert. Noch immer räumen wir schonungslos jeden aus dem Weg, der uns in die Quere kommt. Und dieses Mal hat es eben mich erwischt. Ich hätte besser aufpassen sollen. Selber schuld.»
    «Worauf hätten Sie besser aufpassen sollen?»
    «Was hinter meinem Rücken gespielt wird. Ich hatte denBlick nur nach vorn gerichtet. Auf die Wahl, auf   … was auch immer. Dabei habe ich die Gefahr, die von dieser Schlampe ausging, völlig übersehen.»
    «Meinen Sie Petra Bauer?»
    «Unsinn. Sandra Wagner natürlich. Petra war nur der Köder. Ein hübscher, zugegeben. Dieses Miststück von Sandra wusste genau, dass sie mich mit ihr kriegt. Wieso können Männer eigentlich nie ihren Verstand einsetzen, wenn er gebraucht wird?»
    Wovon sprach Schwerdt?, fragte sich Kilian. Seinen Gedankengängen war schwer zu folgen.
    «Eins nach dem anderen. Was hat Sandra Wagner mit Petra Bauer zu tun? Und wofür war sie ein Köder?»
    «Um mich ins Bett zu kriegen. Was denn sonst?»
    «Nach allem, was ich über Sie erfahren habe, bedarf es dazu keines Köders.»
    Schwerdt lächelte hinterhältig. «Wer hat Ihnen das gesteckt?»
    Kilian hatte nicht vor, seine Quellen preiszugeben. Noch nicht.
    «Welche Rolle spielte Sandra Wagner bei Ihrer Demission? Klären Sie mich auf. Ich bin neugierig.»
    «Sandra Wagner ist ein mit allen Wassern gewaschenes, hinterhältiges und verlogenes Weibsbild, wie es vermutlich kein zweites auf dieser Welt gibt. Sie hat Petra auf mich angesetzt. Ihr Ziel war es, mich erpressbar zu machen.»
    «Woher wollen Sie das wissen?»
    Schwerdt lachte auf. «Weil Petra es mir selbst gesagt hat.»
    Wieder einer dieser Gedankensprünge. Was ging hier vor? Petra Bauer sollte Schwerdt gesagt haben, dass Sandra Wagner sie auf ihn angesetzt hatte, damit er erpressbar wurde? Kaum vorstellbar.
    «Wie kam Petra dazu, Ihnen das zu sagen?»
    Schwerdt rückte näher. «Hören Sie, ich mag vielleicht ein Hurenbock vor dem Herrn sein, aber ich bin nicht verblödet. Da draußen gibt es Tausende Petras, die nichts lieber täten, als sich zu mir ins Bett zu legen. Ich schau sie mir vorher sehr gut an und frage mich, was sie damit bezwecken. In Petras Fall war das schnell klar. Sie wollte in der Partei Karriere machen. Bevor sie sich also mit irgendeinem Orts- oder Kreisvorsitzenden einlässt, schnappt sie sich gleich den Generalsekretär. Hut ab, die Kleine hatte Chuzpe. Das hat mir imponiert.»
    «Wussten Sie denn bereits zu Beginn Ihrer Bekanntschaft davon?»
    «Ich habe es geahnt, und im Laufe des Abends hat es sich bestätigt.»
    «Das hat Sie jedoch nicht davon abgehalten.»
    «Nein, natürlich nicht. Ich glaubte ja zu wissen, welches Spiel hier läuft.
Du gibst mir, ich gebe dir.
Ein Vertrag auf Gegenseitigkeit oder neudeutsch: eine Win-win-Situation. Beide hätten davon profitiert. Sie bekäme ihre Protektion, ich mein Vergnügen. Daran gibt es nichts auszusetzen. Außerdem ist das ein Grundpfeiler demokratischen Handelns. Wie sonst würden Entscheidungen zustande kommen, wenn nicht Leistungen ausgetauscht würden.»
    «Sie sagten, Sie glaubten zu wissen, welches Spiel gespielt wird. Das heißt, es wurde dann doch ein anderes daraus.»
    Schwerdt nickte. «Als wir dabei waren   …»
    «Wobei?»
    «Na, auf dem Zimmer, im Bett habe ich sie hart rangenommen. Ich wollte wissen, ob noch irgendetwas anderes dahintersteckt   …»
    «Wohinter?»
    «Himmel, was glauben Sie denn? Hinter der Win-win-Situation natürlich. Zuerst hat sie sich gesträubt, doch dann istsie mit der Sprache rausgerückt. Sie hatte den Auftrag erhalten, mich zu verführen.»
    Nun war der Zeitpunkt gekommen, um den noch unberührten Wild Turkey zu leeren. Kilian kippte ihn in einen Zug hinunter. «Von wem kam der Auftrag?»
    «Von Sandra Wagner.»
    «Hat sie Ihnen das gesagt?»
    «Nicht wortwörtlich, aber ich wusste, wer gemeint war.»
    «Wie konnten Sie das?»
    Schwerdt atmete tief ein. Das würde eine lange Geschichte

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