Die Seilschaft
nicht.»
«Oberflächlichkeiten.»
«Sollte man meinen. Aber all das fließt in die Bewertung der Politikerin Ute Mayer mit ein. Auch die nimmermüden Zweifel: Ist sie überhaupt kompetent? Als wäre eine Frau grundsätzlich fragwürdig. Aber was soll’s. Das sind nun mal die Regeln. Darf ich Sie nun fragen, wieso Sie das interessiert?»
«Ich versuche mir ein Bild von ihr zu machen.»
«Gibt es einen Grund dafür?»
«Ihr Name taucht wiederholt in den Ermittlungen um den Tod von Petra Bauer auf.»
«Da wird sie nicht die Einzige sein. Petra hatte mit vielen zu tun.»
«Die beiden schienen ein enges Verhältnis zu haben.»
«Welcher Art?»
«Ute Mayer hielt schützend ihre Hände über Petra Bauer.»
«Daran ist nichts außergewöhnlich. Frau Mayer unterstützt jeden, der Hilfe braucht und sich beweisen will.»
«In diesem Fall scheint es wohl etwas anders gewesen zu sein. Ute Mayer soll Petra Bauer dazu angehalten haben, Werner Schwerdt auf seinem Hotelzimmer zu verführen.»
«Wer behauptet denn so etwas?»
Kilian antwortete nicht darauf. Er wartete gespannt auf die Reaktion Hilde Michaliks, wie sie ihre Chefin schützen würde.
«Werner Schwerdt war niemand, den man verführen musste. Das machte er schon ganz allein. Ich bin mir sicher, dass Ihnen das auch schon zu Ohren gekommen ist.»
«Nur ist dieses Mal die Sache aus dem Ruder gelaufen.»
«Ich verstehe nicht, was Sie damit meinen.»
«Petra Bauer ist tot.»
Hilde seufzte. «Eine tragische Angelegenheit. Wir trauern alle sehr um sie.»
Sollte das echte Anteilnahme sein? Kilian war sich nicht sicher.
«Wo war Ute Mayer in der Nacht und den frühen Morgenstunden, als Petra Bauer verschwunden ist?»
«Ich nehme an, in ihrem Bett. Wo sonst?»
«Können Sie das für mich überprüfen?»
Hilde Michalik ging in ihr Büro, Kilian folgte ihr. Sie blätterte in ihrem Terminkalender die Tage zurück.
«Nach dem gemeinsamen Abendessen gab es noch ein Gespräch mit dem Bürgermeister und dem Naturschutz.»
«Wie lange dauerte das?»
«Bis in die frühen Morgenstunden.»
«Woher wissen Sie das?»
«Weil ich als ihre persönliche Assistentin daran teilgenommen habe.»
«Worum ging es?»
«Geplante Erweiterungsbauten auf Naturschutzgebiet und Ausgleichsleistungen.»
«Wo fand dieses Gespräch statt?»
«In einem Hotel.»
«In welchem?»
«In dem gleichen, in dem auch unsere Gäste untergebracht waren.»
«Also auch Werner Schwerdt?»
«Ja.»
Die gesamte Führungsmannschaft war in jener Nacht also unter einem Dach. Während Ute Mayer sich mit dem Bürgermeister und dem Naturschutz auseinandersetzte, hatte Werner Schwerdt nur ein paar Türen weiter ein Schäferstündchen mit Petra Bauer. Ein Zufall? Sicherlich nicht, nach allem, was er bisher in Erfahrung gebracht hatte. Ute Mayer hatte in jener Nacht ihr Netz im Hotel gesponnen. Fragte sich nur, ob sie sich auch abgesichert hatte.
«Wann ging das Gespräch zu Ende?»
«So gegen fünf Uhr morgens.»
Wenn die Angaben Lutz Benders stimmten, dann hatte Petra Bauer Schwerdts Zimmer gegen fünf Uhr verlassen. Um sechs Uhr wollte er sie in der Waldhütte getroffen haben.
Da lief ein Zahnrad ins andere. Alles ein wenig zu glatt für einen Zufall. Das roch nach Plan.
«Wieso hat es so lange gedauert?»
«Gespräche zwischen der Wirtschaft und dem Naturschutz sind immer zeitaufwändig.»
«Was machten Sie danach?»
«Jeder ging auf sein Zimmer und legte sich schlafen.»
Kilian stutzte.
«Das heißt, niemand ging nach Hause, sondern alle übernachteten im Hotel?»
«Nur wer an der Organisation der Wahlkampfveranstaltung teilgenommen hatte, schlief im Hotel.»
«War auch für Petra Bauer ein Zimmer gebucht?»
«Nein, nur für die Führungskräfte und ihre Assistenten. Petra Bauer gehörte nicht dazu.»
«Aber Sie schon.»
«Ja, natürlich.»
Nicht nur den Abend, sondern die ganze Nacht waren sie unter einem Dach versammelt. Die Zimmer waren wahrscheinlich weit im Voraus gebucht worden.
«Welche Zimmernummer hatte Ute Mayer?»
«Das weiß ich nicht mehr.»
«Ich wette, sie ist in Ihrem Terminkalender vermerkt.»
Hilde Michalik blätterte.
«Tatsächlich, hier ist sie. Zimmer 217.»
Soweit sich Kilian erinnerte, war Schwerdt in Zimmer 216 untergebracht.
«Daran ist nichts ungewöhnlich», sagte Hilde. «Wir waren alle auf einem Stockwerk verteilt.»
Doch Ute Mayer war in der fraglichen Zeit mit dem Bürgermeister und anderen zusammen. Könnte sich jemand anderes in ihrem Zimmer
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