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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Schwerdt.»
    Kilian stutzte. «Welche Beziehung?»
    «Er ist ihr Cousin zweiten Grades.»
    «Ihr was?»
    «Sie haben die gleichen Ururgroßeltern. Während Ute Mayer in Würzburg aufgewachsen ist, stammt Werner Schwerdt aus der Nähe von Deggendorf, wo seine Vorfahren herkommen. Frag mich nicht weiter, es ist ziemlich kompliziert. Auf jeden Fall sind sie miteinander verwandt.»
    «Wissen die beiden das?»
    «Davon ist auszugehen. Ute Mayers Großvater war Friedrich Gaubert, ein Freund und Weggefährte des Gründers der Partei. Da die Partei so traditionsbewusst ist, dürfte die Verbindung kaum zu verbergen gewesen sein.»
    Kilian tat sich bei der Vorstellung, dass Ute Mayer undWerner Schwerdt miteinander verwandt waren, schwer. Sie schienen so verschieden und zerstritten. Aber vielleicht war genau das das Geheimnis.
    Apropos Werner Schwerdt: Wo steckte er die ganze Zeit? Seitdem ihn Kilian mit Schachtner vor dem Gästehaus gesehen hatte, war er nicht mehr aufgetaucht. Obwohl bei dem Radau, den die Einsatzkräfte machten, an Schlafen überhaupt nicht zu denken war.
    «Komm mit», sagte Kilian und hielt auf das Hotel zu.
    Der Mann an der Rezeption war wie das gesamte Personal unerwartet früh im Einsatz. Die Gäste hatten sich im Restaurant versammelt und wollten verköstigt werden.
    «Werner Schwerdt», sagte Kilian, «wo kann ich ihn finden?»
    Der Mann schaute auf seine Belegliste.
    «Er hat ausgecheckt, wenn ich mich nicht irre.»
    «Hat er oder hat er nicht?»
    Er zog seine Liste erneut zu Rate.
    «Gestern Abend wurde die Rechnung bezahlt und der Schlüssel abgegeben.»
    «Sie sagten:
Die Rechnung wurde bezahlt
. Heißt das, er hat es nicht selbst getan?»
    «Das war vor meiner Schicht, aber wenn ich den Eintrag richtig verstehe, wurde die Rechnung bar bezahlt. Ich kann nicht sagen, ob Herr Schwerdt das persönlich getan hat.»
    «Auf jeden Fall ist er nicht mehr hier im Hotel. Korrekt?»
    «Der Zimmerschlüssel ist da. Also   …»
    Kilian verlangte den Zimmerschlüssel und reichte ihn an Schneider weiter.
    «Schau nach, ob er und sein Gepäck noch da sind. Ich befrage in der Zwischenzeit Ute Mayer.»
    Er nahm die Stufen hoch zu ihrem Zimmer nicht mehr so leicht, wie er es noch vor ein paar Stunden getan hatte. Aberdieses Mal würde sie sich nicht mehr so leicht herausreden können wie zuvor. Es gab einiges zu klären.
    Als er an ihre Tür klopfte, sprang sie unvermutet auf. Sie war nur angelehnt.
    «Frau Mayer?»
    Niemand antwortete. Eine gute Gelegenheit, sich etwas umzusehen.
    Wie nicht anders zu erwarten war, lagen Kleidungsstücke im Zimmer verteilt, Koffer standen offen, und Handtücher bedeckten den Boden.
    Das Bett jedoch schien unbenutzt. Mittlerweile war es fünf Uhr morgens. Hatte sich Ute Mayer nicht hingelegt, um sich von der anstrengenden Reise auszuruhen, so wie sie es vorgegeben hatte? Wenn nein, was hatte sie dann die ganze Zeit über getrieben?
    Ein in Leder gefasstes Notizbuch erregte seine Aufmerksamkeit. Es war ein Tageskalender, in dem die jeweiligen Aufgaben und Termine notiert waren.
    Für heute standen zwei Wahlkampftermine und Treffen mit der Presse und den Bürgermeistern der jeweiligen Städte auf dem Programm. Am Freitag sollte MP in SW sein, und HM hätte das Dossier bis dahin fertiggestellt. In roter Farbe war der Buchstabe V mit einem Ausrufezeichen hervorgehoben.
    Bei SW tippte Kilian auf Schweinfurt, gemäß dem Autokennzeichen. MP und HM deuteten eher darauf hin, dass es sich um Personen oder Gruppierungen handelte. Bei V konnte alles Mögliche dahinterstecken – Vertrag, Verhandlung, Vortrag oder ein Verzeichnis.
    Er blätterte zurück, ob sich der Buchstabe V noch an anderer Stelle wiederholte. Der älteste Eintrag war mit dem Tag der Parteiveranstaltung in der Residenz datiert. Vorträge wurden dort oft gehalten, sicher auch verhandelt. Vielleicht wurde auch vermittelt. Es konnte alles Mögliche sein.
    Andererseits könnte das vermeintliche V auch nur ein Zeichen sein – ein Haken für erledigt oder abgeschlossen.
    «Da bist du ja», sagte Schneider, der zur Tür hereinschaute. «Ich habe dich überall gesucht.»
    «Hast du Schwerdt gefunden?», fragte Kilian.
    Er erhob sich und ging mit ihm auf den Gang.
    «Fehlanzeige. Keine Spur von ihm oder seinem Gepäck. Er scheint tatsächlich abgereist zu sein. Was ist daran eigentlich so ungewöhnlich?»
    «Es passt irgendwie nicht zu ihm. Ich hätte erwartet, dass er nach Schachtners Tod erst richtig Ärger machen

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