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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sagte Pearson. »Kommen Sie augenblicklich zu mir. Damit ist alles andere aufgehoben.« Es knackte, das Bild verschwand, tauchte wieder auf. Wieder öffnete sich Pearsons Mund. »Ich brauche Sie sofort im Büro. Kommen Sie augenblicklich zu mir. Damit ist alles andere aufgehoben.« Es begann ein drittesmal; dann schaltete Cussick das Gerät aus.
     Zuerst war er verärgert. Er war müde, er wollte essen und zu Bett gehen. Außerdem bestand die Möglichkeit, mit Tyler – sie hatten es beiläufig besprochen – auszugehen. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er die Nachricht ignorieren sollte; Pearson hatte keine Möglichkeit nachzuprüfen – er könnte erst nach Stunden heimkommen.
     Cussick trat in die leere Küche und machte sich ein Brot zurecht. Als er fertig war, hatte er sich entschieden. Er verließ hastig die Wohnung, ging zur Garage hinunter und fuhr seinen Wagen heraus. Das Brot aß er auf dem Weg zu den Polizeigebäuden. Etwas, was Tyler gesagt hatte, etwas, was ihm damals unwichtig erschienen war, ergab auf einmal in erschreckender Weise Sinn.
    Pearson ließ ihn sofort zu sich führen.
     »So ist die Lage«, erklärte er. »Ihr Freund Kaminski hat heute nachmittag um drei Uhr seine Berichte zusammengepackt soviel geheimes Material in seine Aktentasche gestopft, wie hineinpaßte, und ist abgehauen.«
     Cussick war wie gelähmt und konnte nichts sagen. Er stand da und wischte sich die Brotkrümel aus den Mundwinkeln.
     »Wir waren nicht überrascht«, fuhr Pearson fort. »Wir fingen ihn hundert Meilen hoch ab und zwangen sein Schiff zur Landung.«
     »Wohin wollte er?« stieß Cussick hervor. Aber er wußte es schon.
    »Er hatte mit Jones’ Leuten eine kleine Abmachung getroffen. Etwas, woran er seit Monaten nagte. Im Austausch für sein Material wollten sie ihm Zuflucht bieten. Sie hatten eine Art Unterschlupf vorbereitet; Kaminski wollte sich verstecken und den Krieg, oder was sonst kommt, überstehen. Er wollte nichts mehr damit zu tun haben; er war fertig damit. Ausscheiden konnte er natürlich nicht. Niemand scheidet heutzutage bei der Polizei aus. Nicht in diesen Notzeiten.«
    »Was hat man mit ihm gemacht? Wo ist er?«
     »Im Arbeitslager Saskatchewan. Für den Rest seines Lebens. Man hat ihn schon hingebracht. Ich veranlaßte das sofort. Ich mache die Sache publik. Ich will ein Exempel statuieren.«
     »Aber er ist krank«, sagte Cussick heiser. »Er ist alt und krank. Er weiß nicht, was er tut. Er ist zusammengebrochen – er gehört in ein Krankenhaus, nicht in ein Zwangsarbeitslager!«
     »Er gehört erschossen. Wir erschießen aber niemanden mehr. Wir können die Leute nur für den Rest ihres Lebens zur Arbeit zwingen. Ihr alter Ausbilder wird bis zu seinem Tod Schrauben sortieren.« Pearson trat hinter seinem Schreibtisch hervor. »Ich sage Ihnen das, weil Sie zum Teil verantwortlich sind. Wir haben euch alle im Auge behalten, Kaminski und diese ehemalige Kommunistin, Tyler Fleming, und Ihre Frau. Wir wissen, daß Ihre Frau für Jones arbeitet, wir wissen, daß sie bei seinen Leuten lebt, von seinen Lehren beeinflußt wird und ihnen Geld gibt.« Er faltete seinen Notizzettel zusammen. »Kaminski wußte davon. Er hielt die Information zurück, er versuchte sie zu unterdrücken.«
    »Er wollte es mir verheimlichen«, sagte Cussick.
    »Er wollte es uns verheimlichen, meinen Sie. Wir erkannten, daß vieles dafür sprach, daß er verschwinden würde, nachdem Ihre Frau Sie verlassen hatte und auf die andere Seite übergewechselt war. Wir haben damit gerechnet, daß er ihr früher oder später folgen wird. Was Sie betrifft – « Pearson zuckte die Achseln. »Ich halte es für ausgeschlossen, daß Sie tun würden, was er getan hat. Auch das Mädchen nicht, sie ist immer noch bei uns. Aber es ist eine scheußliche Geschichte.« Plötzlich verlor seine Stimme alles Rauhe. »Entsetzlich, dieser großartige, alte Mann. Ich wollte Sie nur unterrichten.«
    »Danke«, sagte Cussick dumpf.
     »Wahrscheinlich haben Sie recht. Gewiß gehört er in ein Krankenhaus. Aber das können wir uns nicht leisten. Wir kämpfen um unser Leben. Viele von uns wollen aussteigen – vielleicht sogar alle.«
    »Vielleicht«, sagte Cussick. Er hörte kaum, was Pearson sagte.
     »Jones’ Leute dringen überall ein. Das ganz e Gefüge zerbricht, jede Klasse, jede Gruppe. Hier bei uns verschwinden immer wieder Leute – wie Kaminski. Ich mußte ihn in ein Arbeitslager stecken. Wenn ich könnte, würde ich ihn

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