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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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weghaben, für den Fall, daß Kaminski Jones’ Leuten Informationen gegeben hat. Eigentlich eine alberne Geste. Wenn Jones jetzt Bescheid weiß, wußte er auch schon vor einem Jahr davon. Aber ich hielt einen Überfall für möglich – ich habe beobachtet, wie diese Pöbelhaufen den Protoplasma-Wesen auf die Dächer nachsteigen. Ich dachte, sie kämen vielleicht hierher – um das als Vorwand zu benützen.«
    »Wohin bringen Sie mich?« fragte Cussick.
    »Ich zeige Ihnen das Projekt. Ich muß es, wenn Sie für die Sicherheit verantwortlich sind. Mein Gott, Sie können nicht für sie sorgen, wenn Sie nicht verstehen, was sie sind.«
     Cussick fand sich in einem komplizierten Labyrinth weißglänzender, hygienischer Korridore. Überall eilten Ärzte herum; sie waren mit Dingen beschäftigt, von denen er nichts begriff. Niemand beachtete ihn.
     »Das ist ihre Schutzkuppel«, erklärte Rafferty, als er vor einer langen, durchsichtigen Wand stehenblieb. »Ich lasse die ganze Kuppel säubern und warten, während sie anderswo sind. Zwei Fliegen auf einen Schlag.« Er betrachtete eine Reihe von Skalen an der Wand. »In ein paar Minuten können wir hineingehen.«
     Cussick schaute in einen riesigen, dampfenden Tank. Wolken aus verdichteter Feuchtigkeit wogten und verhüllten die makabre Landschaft. Maschinen arbeiteten, rollten durch die feuchte Atmosphäre sprühten aus dünnen Düsen. Der Boden wirkte schwammig. Vereinzelt wuchs dichtes Gebüsch, Klumpen pflanzenartigen Charakters, dergleichen er noch nie gesehen hatte. Dampfendes Wasser stand in Pfützen. Man sah nur Grün und Blau; der ganze Tank glich eher einer Meeres- als einer Landwelt.
     »Die Atmosphäre besteht aus Ammoniak, Sauerstoff, Freon und Spuren von Methan«, erläuterte Rafferty. »Sie sehen, wie feucht sie ist. Die Temperatur ist, für unsere Verhältnisse, hoch – gewöhnlich um die achtunddreißig Grad Celsius.«
     Cussick sah in den dichten Wasserdampfwolken halbverborgene Gebäude, kleine Bauten mit gleißenden Wänden, von denen es herabtropfte. Eine dampfende Welt, heiß, feucht, kompakt. Und völlig fremd.
    »Hier leben sie?« fragte er langsam.
     »Die Schutzkuppel ist ihre Welt. Sie ist auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten worden, eine abgeschlossene Enklave, die sie am Leben erhält. Sie nennen sie ihren Mutterschoß. Tatsächlich ist es eher ein Brutkasten, eine Membran zwischen ihnen und der Außenwelt. Aber sie treten nie auf diese Welt hinaus.«
    Ein Techniker kam heran, und Rafferty besprach sich mit ihm.
    »Gut«, sagte er. »Wir können jetzt hinein.«
     Eine Schleuse öffnete sich, und die beiden Männer betraten den Tank. Cussick rang nach Luft, als er das ätzende Gas einatmete. Er blieb stehen, taumelte, zog sein Taschentuch heraus und preßte es auf die Nase.
    »Sie gewöhnen sich daran«, meinte Rafferty trocken.
     »Es ist wie in einem Dampfbad, nur viel schlimmer.« Cussick schwitzte aus allen Poren. Er konnte nicht atmen und nicht sehen. Während sie weitergingen, gab Rafferty seine Erklärungen.
     »Sie können nicht außerhalb dieser Umwelt leben, und wir nicht hier. Der Tank muß also sorgfältig überwacht werden. Man könnte sie ganz einfach vernichten, indem man ein paar Ventile öffnet, ihre Luft herausläßt und die unsrige hineinpumpt. Oder wenn man die Wand zerschmettert. Oder wenn man die Temperatur abkühlen läßt. Oder ihre Nahrungsmittelversorgung unterbricht; es ist klar, daß sie etwas ganz anderes essen müssen als wir. Kaminski hat die Schutzkuppel immer hervorragend bewachen lassen. Überall waren Leute vom Sicherheitsdienst verteilt. Niemand, nicht einmal ich, kann in das Gebäude, ohne von einem Ihrer Beamten überprüft zu werden.«
     Die Sicht wurde klarer, als die Maschinen zu wirken begannen. Cussick konnte nun etwas sehen. Das erstickende Gas in seiner Lunge begann sich aufzulösen.
    »Wohin haben Sie sie geschickt?«
     »Es gibt ein kleines Ersatzareal, damit wir in regelmäßigen Abständen hier alles überprüfen können.« Rafferty wies auf die Arbeitsgruppen im Tank; die ganze Oberfläche war entfernt worden. »Es ist kein Duplikat, sondern nur ein Fahrzeug. Es verleiht ihnen außerdem das Gefühl, hier einmal herauszukommen. Wir holen sie gegen zwei Uhr ab. Sie bleiben dort, solange es geht. Ich führe Sie jetzt in ihre Unterkunft.«
    Cussick mußte sich bücken, um durch die Tür zu kommen.
    »Sie müssen sehr klein sein«, sagte er.
     »Überaus klein. Louis, der Schwerste, wiegt

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