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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Venusier.
     Der Tod der Nicht-Venusier war ein Schock für sie, aber von dem konnten sie sich erholen. Das Problem ihres eigenen Daseins war vereinfacht; jetzt waren sie allein auf sich selbst angewiesen, ohne jede Verbindung zu Nicht-Venusiern.
     Die zerstörten Kuppeln, ihre eigenen Raumschiffe und Anlagen lieferten genug Geräte und Ausrüstung. Sie hatten sofort damit begonnen, sie abzutransportieren und einzusetzen. Später stellte sich eine gewisse Lethargie ein. Sie hörten damit auf, die von der Erde stammenden Maschinen, Industrieprodukte und Materialien einzusammeln.
     Keiner von ihnen hatte dort weitermachen, wollen, wo sie aufgehört hatten. Sie wollten lieber ganz von vorn beginnen. Es war kein Abbild der Erdzivilisation, das sie schaffen wollten, sondern ihre ureigene Welt, die auf ihre ganz besonderen Bedürfnisse, auf die Bedingungen der Venus, zugeschnitten war.
    Hauptgrundlage mußte die Landwirtschaft sein.
     Sie besaßen bereits Getreide und einfache Häuser, Bewässerungsgräben, Kleidung, die sie aus Pflanzenfasern gewebt hatten, Elektrizität, zwei von ›Pferden‹ gezogene Wagen, sanitäre Anlagen und Brunnen. Sie hatten Haustiere gezähmt und naturgegebene Baumaterialien gefunden. Sie formten Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände. In ihrem ersten Jahr waren Tausende von Jahren kultureller Evolution erreicht. In einem Jahrzehnt vielleicht…
    Hinter der Wiese gab es eine kleine Schlucht. Hier und dort lagen »Drifter« zwischen den Sträuchern; eine Wolke war in der Woche zuvor herabgesunken. Jenseits der Schlucht, im Schatten einer Bergkette, ruhte ein riesiger, weißer Klumpen.
     »Was ist das?« fragte Dieter. »Diese Lebensform habe ich noch nie gesehen.«
     Im zweiten Wagen kamen Frank und Syd heran. Die Venusier versammelten sich stumm und unsicher vor dem unheimlichen weißen Gebilde. Das Baby in Syds Armen regte sich.
    »Es gehört nicht hierher«, sagte Frank schließlich.
     »Wie kommst du darauf?« fragte Dieter. »Woher willst du das wissen?«
     »Ich meine, es ist nicht venusisch«, erklärte Frank. »Es ist ein, zwei Tage nach den ›Driftern‹ heruntergekommen.«
     »Heruntergekommen!« rief Dieter verblüfft. »Was meinst du damit?«
    Frank hob die Schultern.
    »Wie die ›Drifter‹. Herabgesunken.«
     »Ich habe noch eines gesehen«, sagte Irma. »Anscheinend ist das eine zweite interstellare Lebensform.«
    Louis’ Hand schloß sich plötzlich um Dieters Schulter.
    »Fahr den Wagen hinüber. Ich möchte es untersuchen.«
    Dieter sah ihn betroffen an.
    »Warum? Ich will euch mein Getreide zeigen.«
     »Zum Teufel mit deinem Getreide«, sagte Louis scharf. »Wir sollten uns lieber das Ding ansehen.«
     »Ich habe mir das andere angesehen«, meinte Frank. »Es kam mir harmlos vor. Ich konnte keine besonderen Merkmale erkennen – es ist ein Einzeller, wie die ›Drifter‹.« Er zögerte. »Ich habe es geöffnet. Es hat einen Zellkern, eine Zellwand, Organzellen im Zytoplasma. Das Übliche eben. Ganz eindeutig ein Protozoon.«
    Dieter lenkte den Wagen auf das weiße Ding zu. Als sie es erreicht hatten, hielt er. Der zweite Wagen folgte ihnen. Eines der Pseudo-Pferde beschnupperte das weiße Etwas und begann daran zu kauen.
    »Laß das«, sagte Dieter. »Vielleicht verträgst du das nicht.«
    Louis sprang herunter und schritt darauf zu.
     Das Ding war ein wenig feucht. Es lebte tatsächlich. Louis holte einen Ast und begann es versuchsweise anzustoßen. Hier lag eine zweite Lebensform aus dem Weltraum, die nicht so bekannt war wie die kleinen ›Drifter‹.
    »Nur zwei?« fragte er. »Sonst habt ihr keine gesehen?«
    »Da drüben ist eines«, sagte Irma und hob die Hand.
     Einen halben Kilometer entfernt war ein drittes Ding gelandet. Von ihren Plätzen aus konnten sie sehen, daß es sich träge bewegte… es kroch langsam über den Boden. Die Bewegung wurde langsamer. Schließlich hörte sie ganz auf.
    »Es ist tot«, sagte Dieter gleichgültig.
     Louis ging über den weichen, grünen Boden der Venus darauf zu. Winzige Tiere, dickschalige Krustentiere, liefen davon. Er beachtete sie nicht und hielt den Blick auf das gigantische weiße Ding gerichtet. Als er es erreichte, stellte er fest, daß es nicht tot war; es hatte eine leichte Vertiefung gefunden und verankerte sich mühsam. Fasziniert beobachtete er, wie es einen schleimigen Kitt ausstieß. Der Kitt wurde hart, und das Ding klebte fest am Boden. Dort blieb es liegen und schien zu warten.
    Wartete

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