Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sie verächtlich. »Berstend vor männlicher Eitelkeit und vergafft in das
eigene verlebte Profil. Ich warne Sie: Lassen Sie Carole in Ruhe, oder ich mache
Ihr Leben zur Hölle.«
    Sie schritt an mir vorbei, als
sei ich Luft, und ehe ich mich wieder gefaßt hatte, konnte ich ihr gerade noch
die Tür aufhalten.
    »Weshalb ist Sie bloß so
gräßlich verkrampft, Ellen?« erkundigte ich mich. »Vielleicht aus Angst, Ihre jüngere
Schwester könnte Ihnen nachschlagen — und ebenfalls lesbisch werden?«
    Einige Sekunden lang brannten
die blauen Augen in stummer Wut, dann hob sie schnell den rechten Arm. Und
schon hatte ich links und rechts eine Ohrfeige weg.
    »Das war dafür«, keuchte sie,
»daß Sie zu einem Prozent recht haben könnten.«
    Die Haustür schlug hinter ihr
zu, und ich stand immer noch da, mit brennendem Gesicht und kochender Seele,
als das Telefon läutete. Ich marschierte ins Wohnzimmer zurück, riß den Hörer
von der Gabel und meldete mich wütend.
    »Mein Name ist Baker«, sagte
mir eine vergnügte Männerstimme ins Ohr. »Ich habe gerade Beverly Hamilton
angerufen, um ein Treffen mit ihr zu vereinbaren. Sie war alles andere als
raffiniert, als sie mir beibringen wollte, daß ihr alter Freund Boyd die
Angelegenheit für sie in die Hände nehmen würde. Deshalb habe ich gerade im
Telefonbuch nachgesehen und nehme nun an, daß ich mit dem richtigen Boyd
spreche.«
    »Nehmen Sie an, was Sie
wollen«, sagte ich.
    »Ich glaube, wir sollten uns
mal unterhalten«, schlug er vor. »Kleiner Meinungsaustausch darüber, wie sich
unsere gegenseitigen Interessen vielleicht vereinbaren lassen.«
    »Okay«, sagte ich. »Wo und
wann?«
    »Warum nicht gleich? Ich wohne
in einer Spelunke am Times Square, die sich Cathay-Hotel nennt. In
Zimmer 203.«
    »Bin in fünfzehn Minuten dort«,
versprach ich.
    »Nur auf ein freundliches
Schwätzchen«, ergänzte er milde. »Damit will ich sagen, an Ihrer Stelle würde
ich mir nicht die Umstände machen, eine Kanone oder so was mitzubringen, Boyd.
Die drei Akten sind sicher aufgehoben — weit weg von meinem Hotel.«
     
     
     

5
     
    Das Hotel hatte als
Privatpension einmal bessere Tage gesehen. In der Halle stand eine dürre,
verstaubte Palme, und der Teppich klammerte sich verzweifelt an seine letzten Fäden.
Jeder Gast, der sich hier für länger als ein Schäferstündchen einmietete, mußte
den Verstand verloren haben. Der Empfangsportier schlief tief in seinem an die
Wand gekippten Sessel, den Mund weit offen. Ich lief die Treppen hinauf und
durch einen düsteren Korridor, bis ich vor Zimmer 203 stand.
    »Wer ist da?« fragte eine
gedämpfte Stimme, kurz nachdem ich angeklopft hatte.
    »Boyd.« Vorsichtig zog ich den
.38er aus der Schulterhalfter.
    Ein Schlüssel drehte sich im
Schloß, und die Tür ging auf. Der kleine Mann dahinter sah die Waffe in meiner
Hand und fuhr prompt ein paar Schritte zurück. Er war höchstens 1 Meter 70
groß, fast völlig kahl, und seine lederne Haut hatte etwas von einem Reptil an
sich, jedenfalls wenn er lächelte.
    »Genauso hat Paul es sich vorgestellt«,
meinte er gemütlich. »Nämlich daß Sie hier bis an die Zähne bewaffnet
hereinplatzen und ihn zu Brei schlagen wollen. Wahrscheinlich hat er mich
deshalb an seiner Stelle geschickt.«
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Sanft zuckte er die Schultern
und grinste. »Namen spielen keine Rolle. Wenn Sie wollen, können Sie mich Chuck
nennen.«
    Ich steckte den Revolver weg
und schloß die Tür. Er kehrte mir den Rücken zu und trat schnell hinüber an die
Kommode, dann drehte er sich mit einem Schnapsglas in der Hand wieder zu mir
herum.
    »Wollen Sie auch was trinken,
Boyd?«
    »Warum nicht?«
    »Eis, fürchte ich, ist in
diesem Schuppen nicht zu bekommen.«
    »Was bekommt man hier schon
außer Flöhen?« stimmte ich zu.
    Er machte den Drink, reichte
mir das Glas und drehte sein eigenes in der rechten Hand. »Werden Sie bitte
nicht gleich sauer über das, was ich Ihnen sagen möchte.« Seine gewitzten
braunen Augen studierten mich vorsichtig. »Ich bin nur der Zwischenträger —
Paul hat mir alles eingetrichtert.«
    »Ich höre«, versprach ich.
    »Erstens: Paul sagt, daß er
alle Trümpfe in der Hand hält. Er hat die Akten der Patientinnen an einem Ort
verborgen, den nur er kennt. Außerdem ist er restlos im Bilde über das
Privatleben der drei Damen und über die Summen, die sie zahlen können, ohne daß
es sie allzu hart trifft.« Er hielt einen Moment inne, dann fügte er

Weitere Kostenlose Bücher