Die Sextherapie: Roman (German Edition)
brauche Hilfe«, sagte ich. Bis zu dem Moment, als ich diese Worte aussprach, war mir das nicht klar gewesen. Aber nachdem ich mich mit der Wahrheit abgefunden hatte, übergab ich Aidan das Kommando. Selbstverständlich habe ich ihm alles erzählt. Er war in unserer Familie schon immer derjenige, dem ich am meisten vertraue. Offenbar war mein Leben aus dem Ruder gelaufen, und so beschloss ich, die Problemlösung ihm zu überlassen. Er schickte mir Geld, damit ich nach London zurückkehren konnte. Als das Flugzeug landete, hatte er mich bereits in dieser Klinik angemeldet.
Und deshalb bin ich hier.
26
Erschöpft sank Shelley auf ihren Stuhl.
Hatten die anderen ihr auch nur ein Wort geglaubt? Für sie hatte es nicht sehr überzeugend geklungen. Zum Teufel, welche Frau hatte Sex, während ihr Kopf aus einem Helikopter hing? Andererseits hatten auch die übrigen Beichten nicht gerade alltäglich geklungen. Nun, eigentlich war es ja gleichgültig, ob man ihr ihre Geschichte abkaufte. Ihre Feuertaufe hatte sie jedenfalls jetzt hinter sich.
»Danke, Shelley«, sagte Verity. »Ich wusste, dass Sie es schaffen würden. Wir haben ein wenig überzogen. Also essen wir jetzt zu Mittag und treffen uns um halb drei zu der Sitzung mit dem Thema ›Das Loch mit Freundschaft füllen‹.«
Cian gesellte sich zu Shelley.
»Du steckst voller Überraschungen, Ms. Carter«, meinte er.
Cliff und Cheryl waren die Nächsten. Shelley stand auf und umarmte die beiden nacheinander. »Ich bin so froh, dass wir dich kennengelernt haben, Shelley«, sagte Cheryl.
Larry stürmte auf Shelley zu und schloss sie in die Arme. Er schwieg zwar, aber Shelley glaubte, in seinem Auge eine kleine Träne zu sehen, als er sie wieder losließ.
Abigail stellte sich vor Shelley hin und nickte steif.
»Gut gemacht, Shelley. Du bist vielleicht hart drauf.« Shelley lächelte.
Dieses Lob von Abigail, die selbst härter drauf war als Beton, war die größte aller Auszeichnungen.
»Mir war klar, dass du das hinkriegst, Shelley«, stellte Will fest.
Dann erschien Rose und umarmte sie ganz fest.
»Wenn ich mir vorstelle, dass ich seit sechs Nächten nur ein paar Meter neben dir schlafe. Sehen wir uns beim Essen?«
»Ja, ich komme gleich nach«, antwortete Shelley.
Sie blieb sitzen, bis der Raum sich geleert hatte, schlug die Hände vors Gesicht und spürte, wie ihre Anspannung sich legte. Als sie den Kopf hob, bemerkte sie, dass jemand in der Tür stand und sie beobachtete.
Es war Dr. Galloway.
»Ach, hallo, Herr Doktor«, grüßte sie ihn freundlich. Hatte er etwa die ganze Zeit zugehört?
Beim Lächeln fletschte er die Zähne. »Hallo, Schwester Carter«, antwortete er.
Hoppla!
» Schwester Carter ist doch richtig, oder? Da ist uns nicht etwa ein Irrtum unterlaufen?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Dr. Galloway«, stammelte sie.
»Ach, lassen Sie das Theater«, entgegnete er lächelnd. »Kommen Sie mit.«
Shelley zögerte, fand aber, dass ihr wohl nichts anderes übrigblieb. Er führte sie den Flur entlang, zur Hintertür hinaus, durch den Garten und in sein Büro. Dort bot er ihr einen Platz an und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
»Ich habe ein wenig recherchiert, Ms. Carter«, begann er und griff zu einer Aktenmappe.
Was sollte sie tun? Alles gestehen oder abstreiten?
»Und?«
»In den letzten Tagen habe ich sämtliche Listen von Krankenschwestern im ganzen Land überprüft. Sie stehen auf keiner davon. Vielleicht ein Versehen, habe ich mir gesagt und das General Hospital in Warrumbungleburra kontaktiert. Und wissen Sie was?«
Shelley zuckte die Achseln.
»Die hatten noch nie von Ihnen gehört. Ist das nicht seltsam?«
Shelley musterte ihn ungläubig und schwieg.
»Möglicherweise benutzt sie einen falschen Namen, habe ich mir dann gedacht. Das ist in einer Situation wie dieser keine Seltenheit. Als Ihr Bruder Sie besuchen kam, habe ich unsere fleißige Empfangsdame deshalb gebeten, einen Blick auf seinen Ausweis zu werfen. Er heißt wirklich Aidan Carter, was darauf hindeutet, dass es Ihr richtiger Name ist.«
Galloway hielt inne und wartete auf Shelleys Antwort. Doch sie saß nur da und lächelte so ruhig sie konnte. Sie war noch immer neugierig, worauf er hinauswollte. Anscheinend ahnte Galloway nicht, dass sie Journalistin war. Offen gestanden kümmerte es Shelley herzlich wenig, ob sie aus dem Kurs geworfen wurde. Schließlich hatte sie ihren Auftrag erfüllt und dazu noch wertvolle Lebenserfahrung gewonnen.
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