Die Sextherapie: Roman (German Edition)
mir ausgehen?«
»Soll das etwa ein Rendezvous werden?«, versetzte sie, als hätte ich vorgeschlagen, wir sollten die Köpfe tauschen.
»Äh, ja.« Verlegenheit war etwas, das ich bei mir noch nie zuvor erlebt hatte.
»Bist du der Typ mit dem aufgemotzten Ford Capri?«, wollte sie wissen.
»Ja, der bin ich«, erwiderte ich stolz. Die Mädchen standen auf dieses Auto.
»Nein danke«, entgegnete sie.
»Warum? Wegen des Autos?«, fragte ich verdattert.
»Nein, wegen des Fahrers«, antwortete sie. »Tut mir leid, aber ich glaube, wir passen nicht zusammen.«
Blöde Zicke , dachte ich mir. Innerlich kochte ich vor Wut. Und wollen Sie wissen, was ich dann getan habe? Ich habe mich mit ihrer besten Freundin verabredet. Die war ein Mädchen aus dem Norden. Jules hieß sie. Dicker Hintern, keine Titten, doch vögeln konnte sie wie eine Wilde. Wenn ich bei ihnen in der Wohnung war, sorgte ich dafür, dass Jules laute Lustschreie ausstieß, damit Mand merkte, was sie verpasste. Ich war ein Arschloch, das sage ich Ihnen, und ich bin ganz und gar nicht stolz auf mich. Mand war es vermutlich egal, aber mir nicht. Ich konnte es nicht leiden, sie mit anderen Typen zu sehen, vor allem, wenn sie sie mit nach Hause brachte.
Ich versuchte, mich mit Mand anzufreunden und mich bei ihr einzuschmeicheln. Doch sie blieb immer höflich und kühl. Manchmal saß ich neben ihr auf dem Sofa und sah fern. Dann sagte ich etwas, und sie marschierte einfach in ihr Zimmer und knallte die Tür zu.
Außerdem machte sie sich über mich lustig, ahmte meinen Akzent nach und gab mir Spitznamen. Hinzu kam, dass sie Witze über mein Auto riss. »Was hält einen Ford Capri zusammen? Die benutzten Kondome auf dem Rücksitz.«
Nach einer Weile wurde mir klar, dass ich meine Zeit vergeudete. Schließlich wimmelte es nur so von Mädchen, und ich musste mich eben an den Gedanken gewöhnen, dass ich nicht jede haben konnte, die ich wollte. Manche Mädchen gaben einem eben einen Korb. Deshalb beschloss ich, Jules loszuwerden und das ganze Projekt abzublasen.
Aber dann wurde Jules von einem Auto angefahren und landete im Krankenhaus. Sie schwebte in Lebensgefahr. Mand und ich saßen an ihrem Bett, warteten darauf, dass sie die Augen aufmachte, und unterhielten uns. Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich Jules und Mand angelogen hatte. Und nun hielt ich hier Wache und spiegelte Gefühle für ein Mädchen vor, das im Sterben lag. Also nahm ich mir vor, dass ich, ganz gleich was auch geschah, reinen Tisch machen, mit dem Herumvögeln aufhören, mir ein nettes Mädchen suchen und ihr treu bleiben würde.
Die Tage vergingen, und es sah nicht danach aus, als ob Jules aufwachen würde. Mand und ich verbrachten immer mehr Zeit miteinander. Da ich nun keine Hintergedanken mehr hatte, fing ich an, mich zu schämen. Wahrscheinlich war ich endlich ich selbst. Wenigstens hat sie mir das später gesagt. Wir sprachen über Alltäglichkeiten, gingen zusammen Kaffeetrinken und nach einer Weile auch zum Essen. Um die Krankenhausluft aus den Lungen zu kriegen, unternahmen wir Spaziergänge am Fluss. Und eines Tages standen wir im Park und umarmten uns. Ihr liefen die Tränen über die Wangen, und ich heulte wie Gazza, als er bei der Weltmeisterschaft 1990 die zweite gelbe Karte bekam.
Plötzlich küsste sie mich. Ich weiß nicht mehr, wie es passierte, aber wir waren damals heillos durcheinander, ich war ganz wirr im Kopf. Jules starb am nächsten Tag. An dem Tag, als wir von der Beerdigung nach Hause kamen, schliefen Amanda und ich zum ersten Mal miteinander. Die Gerüchte über arrogante Mädchen aus dem Süden stimmten. Sie war wie eine Tigerin. Ich schob es darauf, dass sie außer sich war vor Trauer. Jedenfalls hatte ich beim Aufwachen Kratzer auf dem Rücken, und als sie aufstand und aufs Klo wollte, ging sie ganz schief.
Den Großteil des Tages weinte sie.
»Weinst du, weil sie tot ist oder deswegen, was wir getan haben?«, fragte ich sie leise.
Sie zuckte die Achseln und versteckte ihr verschwollenes Gesicht hinter ihren weichen, schwarzen Haaren.
Ich fühlte mich ziemlich schuldig. Ich hatte Jules zwar nicht geliebt, kam mir aber trotzdem ein bisschen vor wie ein Ehebrecher, schließlich war sie erst seit ein paar Tagen tot.
Aber wir brauchten Körperkontakt. Beide. Vermutlich passiert so etwas öfter. Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, dass ich wirklich etwas für Amanda empfand. Ich glaubte zwar, dass es nicht auf Gegenseitigkeit
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