Die Sherbrooke Braut
wundervoll die Füße aufscheuern kann.«
»Ich weiß, es ist nicht recht, so zu reden, Tony, aber ich habe niemanden sonst. Ich habe ihm gesagt, daß ich ihn liebe. Ich konnte mich nicht zurückhalten, es ist einfach so aus meinem Mund herausgesprudelt. Er erklärte mir, was ich tatsächlich fühlen würde und er auch - nämlich einfach nur körperliche Lust. Er meinte, die Sache mit der Liebe sei Unsinn und die Vorstellung einer geistigen Vereinigung würde ihm körperliche Übelkeit bereiten!«
»Hat er das wirklich gesagt?«
»Nicht genau so. Ich nehme nur die Worte, die seine Gefühle genauer treffen. Was er in Wirklichkeit gesagt hat, war bedeutend schlimmer - es war viel kränkender und zynischer.«
»Doch nun ist er dein Ehemann. Eines schwöre ich dir, Alex, wenn ein Mann sein Vergnügen findet, folgen meist weitere
Freuden, vorausgesetzt beide haben auch nur den geringsten Funken Vernunft in sich. Du liebst Douglas. Damit ist die halbe Schlacht schon gewonnen. Mehr noch als die halbe, denn jedesmal, wenn er dich berührt, raubt es ihm den Verstand. Du wirst schon sehen. Morgen abend findet die Soiree statt. Melissande und ich reisen am nächsten Tag ab. Du wirst dir keine Gedanken mehr über meine liebliche Hexe machen müssen. Übrigens habe ich den Eindruck, daß Douglas sich langsam zu fragen beginnt, wie er überhaupt mit Melissande zurechtgekommen wäre.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß du sie Mellie nennen darfst.«
»Mir mißfällt der Name geradezu ungeheuerlich. Mellie, bah! Es klingt nach einem übergewichtigen Mädchen mit Pickeln im Gesicht. Doch es ist wichtig, daß sie sich mir ganz unterwirft. Wenn ich sie Mops zu nennen wünsche, nun, dann muß sie es eben akzeptieren, weil es von mir, ihrem Ehemann und Meister kommt.«
Alexandra konnte ihn nur entgeistert anstarren. »Du bist erschreckend, Tony.«
Er grinste zu ihr herunter. »Nein, bin ich eigentlich nicht. So sehr ich deine Schwester liebe, ich werde es nicht zulassen, daß sie die Oberhand bekommt. Ah, ich denke, da kommt dein verirrter Mann. Gewöhnlich hält ein Mann inne - nur für einen Augenblick -, um sich die antiken griechischen Statuen anzusehen, nicht so Douglas. Er sieht aus, als möchte er jemanden umbringen. Das könnte interessant werden. Wünschst du, daß ich ihn aufhalte?«
»Nein, sonst würde er dich zu einem Duell herausfordern und dich an Ort und Stelle überwältigen.« Sie schüttelte den Kopf.
»Richtig. Ah, wir sind gerettet. Da taucht Melissande auf mit ihren Wasserfarben. Jetzt macht sie Halt, um sich die Statuen zu betrachten, aber keineswegs mit der Absicht, sie zu malen, das könnte ich beschwören. Sie und Douglas haben sich jetzt gesehen, sie unterhalten sich miteinander. Jetzt muß er seine Wut herunterschlucken. Er muß höflich sein, auch wenn er dich umbringen will. Ja, er scheint mit dem Zähneknirschen aufgehört zu haben. Alex, ich habe eine Idee, eine sehr verwerfliche Idee.«
Sie sah ihn an und begriff sofort. »Ach, nein, Tony, es würde nicht klappen, es würde... Douglas und Melissande schritten gerade um einen dichten Eibenstrauch, da erblickten sie Tony auf den Knien vor Alexandra, die Arme um sie geschlungen und einen Kuß auf ihren Scheitel drückend.
Douglas erstarrte zur Salzsäule.
Melissande prallte zurück, als hätte sie einen Schlag versetzt bekommen. Sie schleuderte ihre Wasserfarben aufheulend wie ein Klageweib zu Boden, stürzte auf das Paar zu, packte Alex an den Haaren und beutelte sie mit aller Kraft hin und her. Tony war auf den Rücken gefallen und grinste sie an, doch Melissande schaute nicht hin. Aber ihre Schwester sah es.
»Du erbärmliche Männerdiebin!« schrie Melissande, warf sich erneut auf Alexandra und stieß sie zu Boden. »Wie kannst du es nur wagen, Alex! Du hast einen Mann, und trotzdem besitzt du die Stirn, mir meinen abspenstig zu machen!« Sie zog Alexandra wieder bei den Haaren.
»Hör auf! Um Gottes willen!«
Douglas packte Melissande und schubste sie zu Tony hin, der sie auffing und dabei ihre beiden Arme festhielt. »Ich reiße ihr sämtliche Haare aus, ich mache sie um einen halben Meter kleiner!«
»Beruhige dich, Melli, beruhige dich.«
Melissande wandte sich an ihren Mann, keine Handbreit von seiner Nase entfernt. »Nenn mich nicht mit diesem scheußlichen Namen! Warum hast du ihre Haare geküßt? Ich habe wunderschönes Haar. Wenn du schon Haare küssen willst, dann küsse gefälligst meine! Du untreuer Poussierstengel, ich
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