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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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angeboten, damit ich mich mit ihr vergnüge. Warum also nicht auch anderen Männern, ehe ich kam? Jedenfalls war sie außer sich und gekränkt, und sie hat jeden hinters Licht geführt, als sie wußte, daß sie schwanger war.«
    Tony schüttelte den Kopf. Er fluchte. Dann dachte er laut mit finsterem Blick nach: »Warum hat dir Cadoudal einen Brief geschickt? Wenn er nach Rache sinnt, wäre es nicht einfacher gewesen, Alexandra einfach wortlos zu entführen? Verlangt er Geld?«
    »Nein. Er verlangt etwas anderes.«
    Tony wollte schon weiterfragen, doch der Anblick von Douglas’ finsterer Miene hielt ihn zurück.
    Sie erreichten Eastbourne pünktlich. Douglas mietete eine verwitterte, doch tüchtige Schaluppe. Der Kapitän fluchte zwar, was das Zeug hielt, doch die Mannschaft schien das wenig zu bekümmern und ging seelenruhig ihrer Arbeit nach.
    Siebeneinhalb Stunden später erreichten sie Calais.
    Sie schlug wild um sich, als er sie auf dem Pferd an sich gepreßt hielt. Er hatte ihr mit der Pistole auf den Kopf geschlagen, um sie zur Ruhe zu bringen. Der Schlag war sehr fest gewesen. Als sie wieder zu sich kam, hatte sie dröhnendes Kopfweh, und es war ihr übel. Sie saß gegen einen Eichenbaum gelehnt. Da ihre
    Hände gefesselt waren, beschloß sie, sich nicht zu übergeben. Sie wollte stark sein; sie wollte ihren Körper im Griff haben. Kaum daß sie die Zeit hatte, ihre Gedanken zu sammeln, stand er schon vor ihr und zwang sie, eine Flüssigkeit zu schlucken. Ehe sie das Bewußtsein verlor, roch sie Meeresluft.
    Wieder bei einigermaßen klarem Verstand, wurde ihr klar, daß er sie betäubt hatte. Aber für wie lange? Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand, irgendwo in einem kleinen Haus, auf einem Bett, gefesselt, schmutzig, hungrig und sehr durstig. Aber wo?
    Sie war mutterseelenallein. Welche Wachtposten er auch immer aufgestellt haben mochte, sie befanden sich wohl alle vor der einzigen Tür des Raumes. Ihre Gedanken waren noch etwas verschwommen. Sie schloß die Augen, um sich zu sammeln.
    »Sie sind also wieder wach. Ich hoffte, Sie nicht getötet zu haben. Ich kann aber das rechte Quantum an Laudanum nie richtig einschätzen. Natürlich«, fügte er dann schnell hinzu, »zeichne ich mich perfekt in allen anderen Dingen aus.«
    Sie öffnete die Augen. Er stand vor ihrem Bett und sah zu ihr hinab. Wie war er nur so lautlos in ihr Zimmer gekommen? Er sah erschöpft aus, seine Züge waren angespannt, die Augenlider verquollen. Seine langen, schwarzen Haare hatten dringend Wasser und Seife nötig. Er trug die Kleidung eines englischen Gentleman, sie war von guter Qualität, doch zerknittert und schmuddelig. Sein gefährlicher Gesichtsausdruck ging ihr durch Mark und Bein. Trotzdem empfand sie seltsamerweise keine Furcht vor ihm, zumindest nicht in diesem Augenblick, denn Douglas befand sich ja in Sicherheit.
    »Ich bin froh, daß Sie mich nicht auch noch vor Schreck umgebracht haben. Ich habe Sie überhaupt nicht gehört. Sie müssen auf Katzenpfoten herangeschlichen sein.«
    Er zuckte kurz zusammen, dann hob er die Schultern. »Jawohl, ich verfüge über vielfache Talente, doch Rache ist ein Talent, das ich in eine spezielle Kunst verwandelt habe. Ich überlasse nichts dem Zufall, nichts, was Ihren verdammten Mann auf meine Spur bringen könnte. Ihr Gemahl wird Sie niemals finden, also lassen Sie von vornherein jegliche lächerliche Hoffnungen fahren, daß er es könnte.«
    Immer noch fürchtete sie sich nicht, obwohl sie flach auf dem Rücken gefesselt auf einem Bett lag. »Ich sage Ihnen ganz ehrlich, Monsieur Cadoudal, ich wünsche mir nur, daß mein Mann in Sicherheit ist. Er ist das Wichtigste für mich.«
    Georges lachte böse, was seinen schwarzen Augen einen satanischen Ausdruck verlieh. »Wie rührend. Was sind Sie doch für ein romantisches Kind. Nun, ich vermute, Ihre kindliche Ergebenheit stellt im Moment für Lord Northcliffe eine große Befriedigung dar. Zudem stelle ich mir vor, daß Sie sein Wohlgefallen erregt und jung genug sind, um ihm zeitweiliges Vergnügen zu schenken. Männer seines Kalibers finden jedoch niemals Befriedigung, auch nicht bei einer kleinen Jungfrau, die zu ihm wie zu einem Helden aufschaut. Vor Ende des Sommers hätte er Sie hintergangen.«
    Alexandra sah ihn böse an. Nur weil sie ihren Mann liebte, meinte er, sie betrieb Heldenverehrung? Sie hätte ihm gerne beigebracht, daß sie nicht so ein dummes Ding war, statt dessen sagte sie: »Sie denken an Janine.«
    Wieder

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