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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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die französischen Soldaten, die französischen Tischler und sonstige Handwerker, Arbeiter und Schiffsbauer. Cadoudal mußte verrückt gewesen sein, sie hierherzubringen. Es war tollkühn. Es war, als ob man dem Teufel ins Gesicht lachte, es war, als ob man ihm in seinen gegabelten Schwanz kniff.
    Tony, der dicht an seiner Seite ritt, sagte: »Hat dir dieser Bursche Cadoudal genaue Instruktionen gegeben, Douglas? Du scheinst den Weg genau zu kennen.«
    »Ja«, antwortete Douglas und blickte unverwandt zwischen die Ohren seines Reitpferdes. »Ich kenne den Weg genau.«
    »Das verstehe ich nicht. Was will er von dir?«
    Douglas schüttelte nur den Kopf. Er konnte diesen verdammten Gespenstertraum nicht aus seinem Kopf vertreiben. Dabei war es nichts als ein Traum gewesen. Er wußte mit einem Mal, daß er so intensiv darüber nachgedacht hatte, wohin Cadoudal Alex verschleppt haben konnte, daß er auf die mögliche Lösung gekommen war.
    Ja, es paßte alles genau. Alles, seitdem er wußte, daß Cadoudal sie nach Frankreich entführt hatte. Alles, mit Ausnahme des lächerlichen Gespenstes, der törichten jungfräulichen Braut.
    Sogar das Haus, wo er sie gefangenhielt, stimmte. Es war das Bauernhaus von Janines Großmutter. Douglas kannte den Ort. Er diente Cadoudals Zwecken auf ideale Weise. Jawohl, es paßte alles genau.
    Es dauerte eine Stunde bis Etaples und dann noch zehn Minuten bis zum Bauernhaus.
    Alexandra gelang es, sich aus dem verschmutzten, offenen Fenster zu winden. Mit den Hüften hatte sie etwas mehr Schwierigkeiten, doch schließlich gelang es ihr, durchzuschlüpfen. Sie landete auf allen Vieren mit dem Gesicht im Schlamm. Schwer atmend, lag sie für einen Augenblick da, dann hob sie den Kopf, um sich zu orientieren.
    Sie befand sich in einem winzigen Garten hinter dem Bauernhof, mit viel Unkraut und nur noch wenig Gemüse. Daneben stand ein verfallener Stall mit sehr alten, schiefliegenden Dachschindeln. Sie hörte Hühner gackern. Eine Ziege, keine drei Meter von ihr entfernt, knabberte an einem alten Stiefel. Sie kaute gemächlich vor sich hin, ohne Alex zu beachten.
    Alexandra vernahm keine Stimmen. Nirgendwo ein Lebenszeichen.
    Jetzt oder nie! Sie erhob sich und rannte los.
    Die Sonne schien sengend auf sie herab. Bald flimmerte es Alexandra vor den Augen. Die Hitze und der Hunger machten ihr schwer zu schaffen. Ihr Atem ging rasselnd und wurde immer mühsamer. Sie war so müde wie noch nie im Leben, doch zwang sie sich, weiterzulaufen, schnell zu gehen, bis schmerzhaftes Seitenstechen sie zwang, wie eine alte Frau zu humpeln.
    Als sie das Hufgetrappel hinter sich hörte und die Erde schier erbebte, hätte sie am liebsten vor Wut laut aufgeschrien, doch sie rannte weiter.
    Da ertönte jedoch schon seine laute böse Stimme an ihrem Ohr: »Sie verräterisches Frauenzimmer!«
    Im nächsten Augenblick packte er sie um die Taille und schleuderte sie aufs Pferd.
    Alexandra drehte sich um und schlug ihm ins Gesicht. Sie traf genau sein Kinn. Beim zweiten Schlag wich er aus, und sie streifte nur seine Wange. Er schüttelte sie wie ein Lumpenbündel und warf sie, Gesicht nach unten, quer über den Sattel. »Halten Sie still, verdammt noch mal!«
    Alexandra fühlte, wie ihr schlecht wurde. Sie würde sich übergeben müssen. Verzweifelt versuchte sie, sich zu beherrschen, doch es gelang ihr nicht. Sie erbrach sich über dem Sattel, auf seine Wildlederhose, über das Pferd.
    Der Hengst wurde von ihren Krämpfen und dem schrecklichen Würgen kopfscheu. Wild bäumte er sich auf und riß die Zügel aus Cadoudals Händen, so daß sie beide zu Boden fielen. Alexandra schlang die Arme um ihren Leib, wobei sie weiter würgte und sich vor Krämpfen schüttelte. Endlich ließen die zuckenden Krämpfe nach, und sie blieb reglos sitzen. Sie hielt den Kopf gesenkt und versuchte wieder ruhig zu atmen.
    Dann blickte sie zu Cadoudal hoch, der seitlich auf dem Boden lag und zu ihr hinüberblickte.
    Sie sagte: »Es tut mir leid. Ich habe versucht, es zu verhindern, doch es ging nicht. Ist das Pferd in Ordnung?«
    Er pendelte mit dem Kopf, als wollte er sichergehen, daß sein Gehirn sich noch im Schädel befand. Einige Meter entfernt graste friedlich sein Pferd, völlig ungerührt von dem ganzen Durcheinander.
    »Dem Pferd scheint es gut zu gehen, was ganz sicher nicht Ihnen zu verdanken ist.«
    Ihr Magen krampfte sich erneut zusammen, und sie stöhnte, bis wieder dieses schreckliche Würgen kam.
    Georges Cadoudal erhob sich und

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