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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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zuckte Georges Cadoudal zusammen. »Woher wissen Sie über Janine Bescheid? Hat er tatsächlich die Stirn besessen, Ihnen zu erzählen, was er ihr angetan hat? Hat er damit geprahlt? Vor Ihnen? Seiner Frau?«
    »Er hat mir erzählt, er hätte sie aus Frankreich gerettet und nach England gebracht.«
    »Ha! Douglas Sherbrooke kann man ebenso viel vertrauen wie jedem anderen skrupellosen Engländer. Er hat mich hintergangen. Er hat sie geschändet. Die Bestie, die sie gefangenhielt, hat sie ihm offeriert, weil er beim Kartenspiel verloren hatte. Er hat sie mehrmals vergewaltigt. Dann hat er ihre Mitarbeit gefordert, denn meine Janine ist stark und nicht leicht unterzukriegen. Das war sein Preis, um sie heil nach England zu bringen.«
    »O nein, Douglas würde so etwas niemals tun. Er ist ein Gentleman und ein Ehrenmann. Sie irren sich. Diese Janine hat Sie angelogen. Ich würde nur zu gerne wissen, warum sie das getan hat, aber leider kann ich kein Französisch, also konnte ich nicht verstehen, was sie zu Douglas sagte. Zwar habe ich mich bei ihm danach erkundigt, doch er meinte, das sei nicht meine Angelegenheit.«
    Georges Cadoudal hatte vorgehabt, dieses kleine Hühnchen zu vergewaltigen und sie dann geschwängert zu Douglas zurückzuschicken. Keinen Moment zweifelte er dabei an seiner Männlichkeit. Es würde nicht lange brauchen. Es wäre eine >Aug’-um-Aug’<-Sache gewesen. Danach würde er seinen Plan, Napoleon zu entführen, weiterverfolgen. Aber warum brach sie nicht in Tränen aus? Warum bettelte sie nicht um ihr Leben, flehte um Verschonung?
    »Was heißt das genau, Sie haben sie mit Douglas reden hören?«
    »Es war beim Ball der Ranleaghs. Ich sah sie, wie sie sich an Douglas’ Ärmel klammerte. Ich habe versucht zu hören, zu lauschen, wenn Sie so wollen. Aber, wie ich schon sagte, ich spreche nicht Französisch. Es war mir gegenüber äußerst provozierend. Ich drängte Douglas, mir alles zu erzählen, aber er tat es nicht. Ich habe großen Durst. Kann ich etwas Wasser haben?«
    Er erfüllte ihr diesen Wunsch einzig und allein deshalb, weil sie ihn völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Nachdem er ihre Handfesseln gelöst hatte und zusah, wie sie die Knöcheln rieb, um das taube Gefühl zu vertreiben, überreichte er ihr einen Becher mit Wasser. Dann erst wurde ihm bewußt, daß er sie viel mehr hätte quälen wollen - doch es war zu spät, um ihr den Becher aus der Hand zu schlagen. Sie trank ihn gierig mit Riesenschlucken aus. Sie hatte so großen Durst, daß ihr das Wasser am Kinn hinuntertröpfelte. Mit dem Handrücken wischte sie es ab, dann schloß sie zufrieden die Augen.
    Er starrte sie an und hörte sich sagen: »Wollen Sie noch mehr?«
    »Ja, bitte. Sie sind sehr gütig.«
    »Zum Teufel mit Ihnen, ich bin nicht gütig!« Er stampfte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Sie hörte, wie der Schlüssel sich knarzend im Schloß herumdrehte.
    In dem Augenblick, als sie wieder allein war, packte die nackte Angst sie wie mit einem Würgegriff. O Gott, was hatte sie bloß angestellt? Sie hatte so offen und ehrlich wie mit einem Pfarrer zu ihm gesprochen. Sie war ein Närrin gewesen.
    Alexandra lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Sie wünschte sich, Douglas hätte in aller Offenheit mit ihr gesprochen. So wäre sie jetzt in der Lage, die Wahrheit gegen Georges Cadoudal einzusetzen. Erst nach einer Minute wurde sie gewahr, daß ihre Hände nicht gefesselt waren. Sie konnte es kaum glauben. Sie hob die Hände und sah sie sich an.
    Neue Energien wallten in ihr auf. Alexandra löste die Fesseln von ihren Füßen, erhob sich und fiel geschwächt wieder aufs Bett. Einige Zeit verbrachte sie damit, ihre Fesseln zu reiben und immer wieder zu versuchen, aufzustehen.
    Als sie schließlich imstande war zu gehen, lief sie auf Zehenspitzen zur Tür. Zwar wußte sie, daß sie zugesperrt war, doch sie versuchte es trotzdem. Erfolglos. Sie wandte sich dem einzigen Fenster im Raum zu: es war schmal, vielleicht zu schmal, um ihre Schultern und Hüften durchzuzwängen. Doch sie mußte es einfach versuchen.
    Douglas und Tony ritten von Calais in Richtung Etaples. Es war ein warmer Tag, die Sonne schien hell am Himmel. Es war Markt, die Straßen waren überfüllt mit Wagen und Karren, auf der Straße ruhenden Eseln sowie Bauern, die ihre Waren schleppten, in Säcken über die Schulter geworfen. In Etaples würde auch Markt sein. Markttage bedeuteten immer ein heilloses Durcheinander. Zudem waren da

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