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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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das, für ausgesprochen abstoßend, genau wie Oglethorpe, diese Kröte, abstoßend war. Ich will ihn nicht; ich werde einen anderen zum Mann nehmen.« Sie hielt inne, wandte ihm den Rücken zu, die weißen Hände gegen die Wangen gepreßt.
    »Große Güte, was ist, wenn er glaubt, er hätte mir vor drei Jahren das Herz gebrochen, und daß ich deshalb nicht geheiratet habe! Was ist, wenn er glaubt, ich hätte nach ihm geschmachtet? Das ertrage ich nicht, Vater, ich ertrag’s nicht! Was soll ich nur tun?«
    Der Herzog machte beruhigende Geräusche. Stolz, dachte er, dieser verfluchte Stolz. Nun, er hatte ihr ja selbst all den Stolz seines Geschlechts eingeflößt. In einer plötzlichen Eingebung lächelte er in sich hinein. »Der arme Kerl«, sagte er mit tieftrauriger Stimme und schüttelte den Kopf.
    Melissande drehte sich ruckartig um und sah ihren Vater an. »Was für ein armer Kerl?«
    »Der Earl of Northcliffe, natürlich. Der Mann, der dich seit drei Jahren begehrt, hat zweifellos mehr gelitten, als du und ich es sich je vorstellen können, Melissande. Doch er fühlte sich England verpflichtet, und in seinen Augen war es eine Frage der Ehre, seine heilige Pflicht zu erfüllen. Er hat sein Ehrgefühl, trotz seiner Leidenschaft für dich, nicht vergessen. Das kannst du ihm wohl kaum anlasten. Nun will er es wieder gutmachen. Er verzehrt sich nach dir. Er geht jetzt vor dir auf die Knie, mein Liebes, und fleht dich an, seine beklagenswerte Charakterfestigkeit zu verzeihen und es dir bitte durch den Kopf gehen zu lassen, ob du ihn jetzt haben willst.« Der Herzog vermied es, seiner Tochter zu erzählen, daß der Graf sein Offizierspatent schon vor etwa neun oder zehn Monaten verkauft hatte. Sogar Melissande hätte da an seinem großen leidenschaftlichen Gefühl gezweifelt, wenn sie erführe, daß er beinahe ein Jahr lang keineswegs gedrängt hatte, sie zu bekommen.
    »Er ist sehr verzweifelt«, antwortete Melissande langsam. »Auch als ich ihn ins Gebet nahm, wegen seines absurden Pflichtbewußtseins, schien er wirklich verzweifelt zu sein.«
    »Er ist der Earl of Northcliffe, und sein Zuhause gehört zu den reichsten Besitztümern Englands.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Er hat Reichtum und eine gesellschaftliche Stellung. Er ist ein Mann, mit dem die Regierung noch einmal zählen wird. Mir ist zu Ohren gekommen, er verhandle mit dem Kriegsministerium, ja sogar mit Addington.« Der Herzog hielt inne, dann fügte er gewandt hinzu: »Ein Mann in solch einer Position braucht dringend eine Frau von Anmut und Ehrgeiz, die sich um seine gesellschaftlichen Verpflichtungen kümmert. Außerdem ist er ein gutaussehender Mann, wenn ich mich recht erinnere. Ich höre, daß er in den Salons Londons sehr gefragt ist.«
    »Er ist sehr dunkel, zu dunkel. Wahrscheinlich ist er auch haarig. Mir gefallen so dunkle Männer nicht, aber er ist ein Graf.«
    »Vor drei Jahren hat er dir noch recht gut gefallen.«
    »Vielleicht, aber da war ich noch sehr jung. Er machte damals oft ein strenges Gesicht; jetzt wahrscheinlich noch mehr. Er lachte nicht viel; dazu war er viel zu ernst. Ja wirklich, sein Lächeln war rar.«
    »Er litt an einer ziemlich ernsten Verletzung.«
    »Trotzdem, er zeigte kaum einen Anflug von Heiterkeit, wenn ich witzig und amüsant war. Dieser Fehler ist mir an ihm aufgefallen. Aber damals achtete ich nicht darauf.«
    »Aber mein Liebes, wie konnte er bei seiner Bewunderung für dich ein strenges Gesicht machen? Seine Bewunderung war wirklich sehr groß, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht.« Das entsprach der Wahrheit. Doch wußte er auch, hätte der Graf seine Tochter besser gekannt, wäre es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen. Er war fest entschlossen, sie sobald wie möglich unter die Haube zu bringen.
    »Aber nicht so groß wie seine Hingabe fürs Vaterland!«
    »Nun wird er seine Hingabe dir widmen, seiner Frau, und nicht länger seinem Vaterland. Du bist ein kluges Mädchen, Melissande. Gewiß könntest du bei einem so bereitwilligen Ehemann die Dinge nach deinem Geschmack einrichten. Ach, wie glänzend würdest du dich als Countess of Northcliffe in der Londoner Gesellschaft machen, der Platz, der dir eigentlich zusteht.«
    Der Herzog sagte nichts mehr, die Samenkörner waren jetzt alle eingepflanzt, gewässert und gedüngt. Vielleicht sogar ein wenig zu stark gedüngt. Jetzt hieß es abwarten, ob ihre geistigen Fähigkeiten ausreichten, damit die Samenkörner Früchte trugen. Er hielt sich noch mit

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