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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Earl of Northcliffe beten, wenn die Ehebande einmal geknüpft waren.
    »Ich hole Melissande zu dir, Papa.«
    Der Herzog blickte seiner Tochter nach, als sie die Bibliothek verließ. Etwas Seltsames ging hier vor. Er kannte sie gut, sie war sein Liebling, ein Kind, das seinem Herzen und seinem Verstand entsprach. Ihre plötzliche starre Haltung, das Zittern ihrer Hände kamen ihm in den Sinn. Dann schoß ihm ein verrückter Gedanke durch den Kopf, der ihn verwirrt vor die Überlegung stellte - will sie etwa selber den Earl of Northcliffe? Er wiegte den Kopf hin und her und versetzte sich drei Jahre zurück, wobei er sich an die damals fünfzehnjährige Alexandra zu erinnern versuchte, einem schrecklich schüchternen Wesen, das kastanienrote Haar in festen Zöpfen um den Kopf gelegt und noch mit Babyspeck. Nein, nein, damals war sie viel zu jung gewesen. Sollte sie irgend etwas für Douglas Sherbrooke empfunden haben, dann war es eine Jungmädchenschwärmerei gewesen, weiter nichts.
    Er fragte sich, ob er auch wirklich klug handelte, doch wußte er auch, er hatte keine andere Wahl. Die Götter hatten ihm einen kostbaren Gaul geschenkt, und unter gar keinen Umständen würde er ihn in einen anderen Stall davonpreschen lassen, der ihn gewiß weniger verdiente und ihn nicht so dringend nötig hatte wie er. Wenn Alexandra Gefühle für den Grafen hegte, so tat es ihm leid. Aber er konnte und wollte seinen Plan nicht ändern. Wenn der Graf Melissande haben wollte, dann würde er sie auch bekommen. Der Herzog setzte sich und wartete auf die Ankunft seiner ältesten Tochter.
    Das Gespräch zwischen dem Duke of Beresford und seiner ältesten Tochter verlief wie erwartet.
    Melissande war zwei Minuten nach der Eröffnung ihres Vaters höchst empört. In ihrem flammenden Zorn war sie überaus schön, wie überhaupt bei den meisten ihrer Gemütsregungen. Ihre Wangen glühten, und die Augen, so blau wie der See bei Patley Bridge im Spätsommer, sprühten und funkelten. Ihr dichtes schwarzes Haar, dunkler als ein sternenloser Nachthimmel, schimmerte sogar noch im trüben Licht der Bibliothek, und die natürlich fallenden Locken wirbelten bei ihrem aufbrausenden Zorn wild um ihr Gesicht. Sie holte tief Luft, schüttelte die Locken ein weiteres Mal und schrie beinahe: »Lächerlich! Er denkt wohl, er braucht nach drei Jahren nur einen Finger zu krümmen - nach drei Jahren -, und ich würde ihn nicht abblitzen lassen, sondern auf ihn zulaufen und ihm erlauben, mit mir umzuspringen, wie er will!«
    Der Herzog hatte Verständnis für ihre Wut. Ihr Stolz war verletzt, und der Stolz der Chambers war berüchtigt für seine Unbeugsamkeit. Er wußte aber auch, wie er mit seiner Tochter umzugehen hatte, also sprach er langsam, und seine Stimme war einschmeichelnd und verständnisvoll: »Es tut mir leid, daß er dir vor drei Jahren weh getan hat, Melissande. Doch versuche nicht die Vergangenheit umzudeuten, mein Liebes, denn ich kenne die Wahrheit. Es ist nicht das Rezept, das du deiner Schwester präsentiert hast. Wie dem auch sei, du solltest dir nur vor Augen halten, was damals tatsächlich passiert ist. Ehe der Graf fortging, hat er ein Gespräch mit mir geführt und, meiner Meinung nach, sehr tapfer seinen Standpunkt dargelegt. Aber du siehst, du hast hier das letzte Wort, und du und keine andere hat seine Zuneigung gewonnen und behalten. Nun gesteht er, daß seine Zuneigung und seine Hand von niemand anderen als von dir akzeptiert werden wollen.«
    Zweifellos war Melissande das liebreizendste Geschöpf, das der Herzog je gesehen hatte. Noch immer wunderte er sich, daß sie seinen Lenden entsprungen war. Sie war kostbar, und seit ihrer Geburt hatte man sie verhätschelt und verwöhnt. Warum sollte man sie auch nicht verhätscheln und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, fragte ihn stets seine Frau. Sie war ja so schön, so vollkommen. Sie hatte es verdient. Judith würde auch gewiß sagen, daß Melissande zumindest einen Herzog verdient hätte und keinen lumpigen Grafen. Auch wenn er einer der reichsten im Lande war. Nun betrachtete der Vater seine Tochter, wie sie seine Worte abwog und ihnen den Sinn zu geben versuchte, der ihrer Eitelkeit schmeicheln und ihre verwundeten Gefühle beschwichtigen könnte.
    »Trotzdem«, erklärte sie nach einem kurzen Schweigen, »trotzdem erwartet er zu viel. Ich will ihn nicht, Vater! Du mußt zurückschreiben und Seiner arroganten Lordschaft erklären, daß ich ihn für abstoßend halte. Ja, genau

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