Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
könnte sie ihn am Boden entlangschleifen, doch wohin?
    Sie bettete seinen Kopf in ihren Schoß, neigte sich über ihn, um ihn so gut wie möglich zu schützen. Jede Faser ihres Körpers war angespannt. Ihr war bitterkalt, eine Gänsehaut überzog sie. Schließlich wurde sie taub gegen jegliches körperliche Unwohlgefühl.
    »Zum Teufel, wollen Sie mich ersticken, Mädchen?«
    Sie erstarrte, fassungslos diese Stimme zu hören, diese Stimme, gereizt und voller Groll, diese gedämpfte Stimme, die an ihrer Brust erklang. Langsam hob sie das Gesicht und blickte zu ihm hinunter. Seine Augen waren geöffnet.
    Ihre Haare fielen in einem wilden Durcheinander über sein Gesicht, ein klatschnasser Vorhang aus tropfenden Haarsträhnen. »Douglas, fehlt Ihnen irgend etwas?«
    »Nein, mir fehlt nichts. Halten Sie mich für einen Schwächling? Mein Kopf tut zwar teuflisch weh, aber mir geht es gut.« Er hielt kurz inne, seine Nase keine Handbreit von ihrer entfernt. »Aber ich ziehe es vor, mein Gesicht zwischen Ihren Brüsten zu vergraben.«
    Sie konnte ihn nur noch entgeistert anstarren. Dieser Mensch hier würde einfach nicht sterben. Dazu war er zu gemein, zu frech, zu unverschämt. Lächelnd eröffnete sie ihm: »Beide Pferde sind auf und davon. Wir sind hier gestrandet. Keine Ahnung, wie weit wir von zuhause, äh, Northcliffe, weg sind. Es regnet in Strömen. Blut sickert hinter Ihrem linken Ohr hervor. Sie sind gegen einen Stein gefallen, einen kleinen zwar, aber immerhin einen Stein, das heißt gegen etwas Hartes, daher kommt das Blut. Für kurze Zeit waren Sie ohnmächtig. Helfe ich Ihnen auf, werden Sie bloß vom Regen völlig durchnäßt.« Dann schwieg sie, was sollte sie noch sagen? Sie heftete den Blick interessiert auf ihn.
    Wortlos tastete Douglas seinen Körper ab. Nur sein Kopf reagierte mit Schmerzen, aber es war nicht allzu schlimm, nur ein unregelmäßiges, dumpfes Pochen. »Beweg dich«, feuerte er sich selbst an.
    Er setzte sich auf, hielt den Kopf kurz nach unten gesenkt, dann straffte er sich und sah sich um. »Sehen Sie den schmalen Pfad dort drüben? Wir befinden uns in der Nähe der Hütte meines Wildhüters. Sein Name ist Tom O’Malley. Von allen meinen Leuten ist er derjenige, der nicht vor Schreck umsinken wird, wenn wir nach Mitternacht durchnäßt und in diesem jämmerlichen Zustand an seiner Türschwelle erscheinen. Kommen Sie, Alexandra, helfen Sie mir aufzustehen, und lassen Sie uns zu ihm gehen. Bis zum Schloß ist es zu weit.« Dabei fiel ihm ein, daß sie das Schloß als ihr Zuhause bezeichnet hatte. Dumme Bemerkung. Das hätte sie sich verkneifen können. Es war nicht ihr Zuhause und würde es wahrscheinlich auch nie werden.
    Douglas sagte kein Wort, bis er auf den Beinen stand und ein leichtes Schwindelgefühl bei sich feststellte. Nicht nur ein leichtes. Verärgert sagte er: »Ich muß mich auf Sie stützen. Sind Sie stark genug, etwas von meinem Gewicht auszuhalten?«
    »Aber ja, natürlich«, gab sie zurück und stützte ihn. Sie sammelte ihre ganze Kraft und schlang ihren Arm um seine Mitte. Blinzelnd sah sie ihn durch den dichten Regen an. »Ich wäre so weit, Douglas. Ich lasse Sie schon nicht fallen.«
    Sein Kopf dröhnte. Ihm war kalt und schwindlig. Er sah auf das patschnasse weibliche Wesen unter seinem Arm, fest an seine Seite gedrückt. Nur halb so groß wie er, plagte es sich, ihn aufrecht zu halten. Er konnte sich nicht beherrschen und lachte los. »Wahrhaftig, ein Herkules. Ich kann es, verdammt noch mal, nicht fassen. Hier entlang, Alexandra.«
    Auf einmal strauchelte er und zog sie mit sich hinunter. Sie fiel auf die Knie. »Hoffentlich sind es keine Brennesseln«, bemerkte sie. Ihr Atem ging stoßweise, während sie das verdächtige Blätterwerk entfernte. »Fehlt Ihnen etwas, Douglas? Es tut mir leid, daß ich Sie habe fallen lassen, aber eine Wurzel hat mich zu Boden gebracht.«
    Er hatte das Gefühl, er müßte sich übergeben, doch beherrschte er sich, auch wenn das Übelkeitsgefühl übermächtig zu werden drohte. Er verharrte kurz auf den Knien, wild ent-schlossen, sich zu erheben, um sich keine Blöße zu geben. Kalkweiß im Gesicht erhob er sich und schluckte die bittere Galle hinunter. »Nein, es war nicht Ihre Schuld. Ich fiel hin, ehe Sie über die Wurzel gestolpert sind. Ich habe Sie doch nicht verletzt?«
    »Aber nein«, erwiderte sie und rappelte sich hoch. Sie zitterte vor Kälte und schlug sich mit den Händen gegen die Arme.
    »Es waren doch keine

Weitere Kostenlose Bücher