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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Brennesseln, sonst würde unser ganzer Körper brennen. Beeilen wir uns. Es ist nicht mehr weit.«
    Tom O’Malleys Hütte befand sich am Ende des schmalen Pfades mitten auf einer kleinen Lichtung. Es war offensichtlich das Zuhause eines Menschen, der seine Einsamkeit liebte. Die Hütte aus robustem Eichenholz besaß ein Satteldach, war ein Stockwerk hoch und frisch bemalt. Das Grundstück war säuberlich gejätet. Rosen und Heckenkirschen, beide gut gepflegt, rankten sich an den Seiten hoch. Alexandra kam es wie ein herrschaftlicher Wohnsitz und so düster wie eine Gruft vor.
    »Ich möchte nicht, daß er auf uns schießt«, erklärte Douglas seelenruhig und begann leicht an die schwere Tür zu klopfen. »Tom! Tom O’Malley!« Dann hämmert er stärker dagegen. »Lord Northcliffe hier! Kommt, Mann, laßt uns rein!«
    Alexandra wußte nicht, was sie erwartete. Doch hatte sie nicht mit der sehr hohen, sehr ausgemergelten Gestalt eines Mannes mittleren Alters gerechnet, der voll bekleidet war und keineswegs überrascht schien, seinen Herrn mitten in der Nacht auf seiner Türschwelle zu sehen. Er hatte eine sehr lange und schmale Nase, die bebte, als er mit rauher Stimme rief: »Mylord, so, so, Sie sind es tatsächlich. Und das ist Ihre neue Gräfin? Ja, gewiß ist sie das, denn Willie vom Stall hat mir von ihr erzählt. Sie sei anmutig und zart und hätte eine geschickte Hand mit den Pferden. Willkommen, Mylady. Ich werde ein Feuer machen, damit Sie sich wärmen können. Nein, nein, das tut nichts, wenn der Boden naß wird. Er wird schon trocken, er ist ja schließlich aus Holz. Kommen Sie rein, kommen Sie rein. Bleiben Sie nicht draußen in dem schrecklichen Regen.«
    »Das ist Tom O’Malley«, sagte Douglas zu Alexandra. »Er und seine Mutter sind vor fünfundzwanzig Jahren von County Cork nach Northcliffe hergekommen, dem Himmel sei Dank dafür.«
    »Ja, ja, ich bin’s sehr wohl, Mylord, und es ist vor fünfundzwanzig Jahren gewesen. Ah, da ist Blut auf Ihrem Gesicht, Mylord. Ihnen ist wohl etwas zugestoßen, eh, etwas ist auf Ihren Kopf gefallen.« Er übernahm geschickt Alexandras Rolle als Pflegerin und begleitete Douglas zu einem schlichten Stuhl mit hoher Rückenlehne vor dem Kamin. »Ruhen Sie sich aus, Mylord. Mylady«, fügte er hinzu, indem er sich an Alexandra wandte, die tropfnaß knapp vor einem schönen, bunten, handgewebten Teppich stand. Schnell trat sie beiseite, wobei sie ausrief: »Oh, er ist wunderschön, Mr. O’Malley.«
    »Ja, ja, Mylady, meine Mutter, Gott hab sie selig, hat ihn mit ihren eigenen begnadeten Händen geknüpft. Das hat sie, ja, ja. Sie war eine wundervolle Frau, ja, das war sie. Kommen Sie und wärmen Sie sich auf. Sie brauchen jetzt trockene Kleidung. Nichts Feines, Sie verstehen, aber was Trockenes.«
    »Das wäre wunderbar, Mr. O’Malley. Seine Lordschaft und ich bedanken sich.«
    Sie eilte auf Douglas zu, der mit leeren Augen auf das Kaminfeuer starrte. »Schmerzt Ihr Kopf noch?«
    Er blickte sie an. »Bitte, schüren Sie das Feuer.«
    Sie tat, wie ihr geheißen. Dann wischte sie sich die Hände an ihrem triefenden Hemd ab. Er sah sie an und meinte: »Eigentlich müßte ich es Ihnen hoch anrechnen, daß ich mich jetzt mitten in der Nacht in Ihrer Begleitung in der Hütte meines Wildhüters wiederfinde. Doch ist es nicht gerade das, was man sich im allgemeinen erträumt. Ja, dies steht nicht einmal auf meiner Liste der Alpträume.«
    Ihr Kinn hob sich, und ihr Rücken straffte sich. »Sie wären jetzt auch gar nicht hier, wenn Sie nicht so starrköpfig gewesen wären und besser mit Ihrem Pferd hätten umgehen können.«
    Für einen verbalen Angriff war das nicht einmal übel. Douglas wollte es ihr in gleicher Weise zurückgeben, aber er fühlte sich einfach hundsmiserabel. Er sagte bloß: »Treiben Sie keine weiteren Scherze mit mir. Schweigen Sie, und rücken Sie näher ans Feuer. Nein, sehen Sie mich nicht so an, als würde ich meinen letzten Atemzug tun. Nur mein Kopf schmerzt mich etwas. Ach, Tom, haben Sie denn keine trockene Kleidung für uns?«
    Alexandra beharrte darauf, daß Douglas als erster in das kleine Schlafzimmer ging, seine nassen Gewänder zu wechseln. Als er wieder auftauchte, lächelte sie. Sie fand ihn hinreißend in den Hosen aus grobem Wolltuch und dem einfachen Leinenhemd. Sie konnte den Blick nicht so schnell abwenden, wie es sich wohl für eine junge Dame geziemt hätte. Das Hemd war vorne offen, denn Douglas hatte sich nicht die Mühe gemacht,

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