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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ist durchaus bereit, ihre Stirn die nächsten fünfzig Jahre zu preisen. Tony möchte er am liebsten aus der Welt schaffen. Er ist tiefunglücklich. Ich gehe fort, damit er mich nicht persönlich zurück zu meinem Vater bringt und mich auf der Treppe von Claybourn Hall wie ein unerwünschtes Paket deponiert. Würden Sie nicht das gleiche tun, Sinjun? Würden Sie nicht vor so einer Demütigung fliehen?«
    Sinjun hatte ihre Schwägerin sie genannt, ohne zu zögern. Sinjun lächelte: »Ich bin nur fünfzehn Jahre alt, also verstehe ich nicht ganz, was vorgefallen ist. Aber ich stimme mit Ihnen überein. Demütigung ist keine schöne Sache. Sind Sie sicher, Douglas würde Sie in dieser Form erniedrigen? Ich kann es mir bei ihm nicht vorstellen. Er ist kein grausamer Mann.«
    »Nicht zu Ihnen natürlich.«
    Sinjun schüttelte den Kopf. »Letztes Jahr hat Douglas mir den Hintern mit einem Birkenstock versohlt. Er glaubte, ich hätte es verdient. Natürlich war ich vollkommen anderer Meinung. Ich weiß nicht einmal mehr, was ich getan habe. Ist das nicht merkwürdig? Hören Sie, ich kann Sie jetzt nicht alleine lassen. Ich bin fest entschlossen, Sie zu begleiten. Darf ich Sie Alexandra nennen? Vielleicht sogar Alex? Es ist ein männlicher Kosename, genau wie meiner. Haben Sie Geld bei sich? Wir werden es nämlich brauchen.«
    Alexandra starrte das Mädchen entgeistert an. Die Sherbrookes waren eine Familie jenseits ihres Begriffsvermögens und ihrer Erfahrung. Sie ertappte sich dabei, wie sie zustimmend nickte. Zwar hatte sie schon von Flutwellen gehört, doch hätte sie es sich niemals träumen lassen, die Wirkung einer solchen zu spüren, ohne sich überhaupt in der Nähe des Meeres zu befinden.
    »Ausgezeichnet, Mutter gibt mir nämlich nie Geld, außer an Weihnachten, und auch dann muß ich für jeden einzelnen Schilling und jeden einzelnen Penny genau Rechenschaft ablegen, sogar was ich für ihr eigenes Geschenk bezahlt habe. Und immer kritisiert sie, was ich mir aussuche. Also, letztes Weihnachten habe ich ein halbes dutzend Schnupftücher für Douglas genäht, und da hat sie gemeint, der Leinenstoff sei zu teuer gewesen, meine Stiche seien schief und krumm und daß die Tücher weggeworfen werden sollten. Natürlich hat Douglas sie nicht weggeworfen. Er behauptete, sie gefielen ihm. Er benützt sie auch. Es war erniedrigend, wenn ich so daran denke. Vielleicht kann ich Sie jetzt ein wenig verstehen. Ich will wie eine vernünftige Person behandelt und nicht wie ein dämlicher Mops übers Köpfchen gestreichelt werden.«
    »So ist es«, bestätigte Alexandra.
    Sinjun rieb sich die Hände. »Ich bin größer als Sie, also wird mir wohl kaum eines Ihrer Kleider aus dem Koffer passen. Vielleicht können wir auf unserem Weg zu Ihrem Zuhause etwas für mich kaufen. Wie weit müssen wir denn gehen? Hoffentlich sind’s ein paar Tage Fußmarsch. Ich bin ganz begierig auf ein Abenteuer. Gewiß wird es ein Heidenspaß, Sie werden schon sehen. Vielleicht begegnen wir sogar ein paar Straßenräubern. Wäre das nicht unglaublich romantisch? Finden Sie nicht?«
    Da mußte Alexandra erkennen, daß sie von einer unschuldsvollen Fünfzehnjährigen in ein Netz gelockt worden war.
    »Ich liebe es ja so sehr, in der freien Natur zu spazieren«, fuhr Sinjun fort und tat einen kleinen Hüpfer. »Ich kenne auch eine Menge interessanter Geschichten, um die Zeit zu vertreiben. Wenn ich Sie langweile, nun denn, sie brauchen es mir nur zu sagen, und ich halte den Mund.«
    Alexandra, überwältigt und verwirrt, konnte nur noch nicken.
    »Douglas ermahnt mich stets, ich sollte mein Plappermaul halten, Ryder auch. Tysen - er möchte Vikar werden - würde diese Dinge auch gerne sagen. Aber er fürchtet sich vor dem Höllenfeuer, wenn er das ausspräche, was er wirklich meinte. Der Pfad der Tugend ist manchmal ziemlich öde. Doch Douglas meint, wir sollten uns in Geduld üben, denn Tysen sei noch jung und könne noch nicht ganz klar denken. Er meint, er hätte noch zu viele Seifenblasen im Kopf. Tysen bildet sieh auch ein, er sei in ein dummes Gänschen verliebt, bei der es mich nur so schaudert; sie ist so entsetzlich gut und so mustergültig anständig. Ryder lacht Tysen bloß aus und sagt ihm, sie hätte zwei Vornamen - Melinda Beatrice! - wirklich blöd. Außerdem ist sie so geziert und hat überhaupt keinen Busen.«
    Alexandra kapitulierte. Sie nahm das hübsche, ausgelassene Mädchen an ihrer Seite in Augenschein. Dann wandte sie sich um und

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