Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
eingeholt hätte. Verflixter Junge! Hollis war sich nicht ganz sicher, daß der Graf ihr wieder folgen würde. Beim ersten Mal hatte er es getan, aber jetzt? Warum war er keinen Schwierigkeiten mehr gewachsen? Seit seiner Rückkunft von O’Malleys Hütte war er jedem mit übler Laune begegnet. Hollis machte der Gräfin keinen Vorwurf. Er schob die ganze Schuld dem Grafen zu. Er hätte es verdient, ausgepeitscht zu werden. »Sehr wohl, Mylady«, erwiderte Hollis schließlich mit dem bitteren Geschmack der Niederlage im Mund. Er gab einem Lakaien die Anweisung, eine Kutsche aus den Ställen kommen zu lassen, und wies ihn zugleich an, einen Stallburschen nach dem Grafen auszuschicken. »Der Bursche soll ihn schnellstens finden, sonst garniere ich meinen Lammbraten mit seinen Ohren!«
    Zehn Minuten später saß Alexandra in einer der gräflichen Kutschen. Der Kutscher hatte die Anweisung, sie nach Claybourn Hall zu bringen. Ihr einziger Koffer lag auf dem gegenüberliegenden Sitz.
    Alles war schiefgelaufen. Plötzlich brachte John, der Kutscher, auf den Ruf einer anderen Kutsche hin das Gespann zum Halten, Alexandra steckte ihren Kopf heraus, um zu sehen, was da vor sich ging.
    Sie sah sich Auge in Auge mit einer älteren Dame, die das Aussehen einer Sherbrooke besaß. Sie glotzte Alexandra sprachlos an.
    Ein junges Gesicht tauchte neben ihr auf, und ein sehr hübsches junges Mädchen rief: »Ach, Sie sind wohl Douglas’ Braut? Natürlich sind Sie’s! Ich bin Sinjun, seine Schwester. Das ist ja fantastisch! Sie sind Mellis - nein, nein, Sie sind die andere! Willkommen in der Sherbrooke-Familie!«
    Alexandra verdrehte die Augen gen Himmel. Ihren Glücksstern, von dem sie gehofft hatte, er ginge jetzt auf, sah sie nun bleischwer zu Boden stürzen und sein Gesicht im Schmutz liegen.
    Die andere Frau, zweifellos Alexandras zukünftige Nicht-Schwiegermutter, zog die Luft erschreckend laut durch die Nase.
    »Sie sollen den Pächtern keinen Besuch abstatten, dies ist nicht Ihre Aufgabe. Es ist mir unbegreiflich, weshalb Sie noch hier sind. Sie sind völlig unscheinbar im Vergleich zu Ihrer Schwester, habe ich mir sagen lassen. Sie sind überhaupt nichts Außergewöhnliches. Mein Sohn hätte Sie niemals auserwählen sollen.«
    Alexandra parierte den Hieb gefaßt: »Da haben Sie zweifellos recht. Ihr Sohn will mich nicht. Auch statte ich den Pächtern keinen Besuch ab. Ich gehe fort. Nein, sagen Sie nichts. Ich mache Ihnen gerne die Freude, daß ich abreise.« Eben wollte sie John, dem Kutscher, den Befehl zur Weiterfahrt geben, als sich der Wagenschlag der gegenüberliegenden Kutsche öffnete und das junge Mädchen heraussprang. »Lassen Sie mich bitte mit Ihnen reisen!«
    Alexandra schloß die Augen, biß die Zähne zusammen, bis ihr der Kiefer schmerzte. Sie stieß innerlich einen von Douglas wilden Flüchen aus.
    Die andere Frau schrie laut auf: »Joan, du kommst auf der Stelle zurück! Die Kleine fährt ohne dich weg, laß sie ziehen!«
    Das Mädchen schenkte ihr keine Beachtung, riß die Wagentür auf und stürzte sich voller Ungestüm herein. Nun saß Alexandra ihrer zukünftigen Nicht-Schwägerin gegenüber.
    »Wohin fahren wir?« erkundigte sich Sinjun mit einem strahlenden Lächeln bei Alexandra.

Kapitel 12
    Alexandra starrte ihre Schwägerin entgeistert an. »Sie müssen augenblicklich aussteigen, bitte. Sie haben sehr wohl verstanden, was ich gesagt habe - ich besuche weder Pächter noch sonst irgend jemanden. Ich verlasse Northcliffe Hall. Und ich habe nicht die geringste Absicht, jemals wiederzukehren.«
    Sinjun blickte sie mit dem milden Ausdruck einer Nonne an. »Aber natürlich fahre ich mit Ihnen. Gleichgültig, was Sie sagen. Bitte, werfen Sie mich nicht hinaus. Ich bin jetzt Ihre angeheiratete Schwester und eigentlich gar keine so schlechte Person ...«
    »Ich gehe nicht davon aus, daß Sie eine schlechte Person sind, doch ich verlasse Ihren Bruder. Dies entspricht auch allem Anschein nach dem Wunsch Ihrer Mutter und zweifellos der aller Dienstmägde. Ich kann nicht die Verantwortung für Sie übernehmen. Großer Gott, ich kenne Sie überhaupt nicht. Sie mich auch nicht. Würden Sie also die Güte haben, aus der Kutsche zu steigen?«
    Sinjun fand diese neue komplizierte Wendung der Dinge höchst interessant. Das war also die Geburt einer Ehe. Es war weitaus fesselnder als alle griechischen Dramen, die sie um Mitternacht bei Kerzenlicht in Douglas’ Bibliothek gelesen hatte. Es ähnelte eher den Dramen von

Weitere Kostenlose Bücher