Die Shopping-Prinzessinnen
es um Mode geht. Hier irgendwas zu entdecken, was die anderen nicht schon wissen, ist verdammt schwer.«
»Und was genau soll das heißen?«
»Winter hat mich gebeten, neues Personal anzuheuern. Ich habe jetzt eine ganze Truppe von Trendscouts. In jedem Club, auf jedem Straßenmarkt, bei jedem Konzert, in jedem Museum und jedem Café sind sie unterwegs, und wo immer du hingehst, sind wir schon dreimal gewesen. Arme Spring! Und du weißt ja, wie wankelmütig sie ist. Wenn sie eingesehen hat, dass Winter zehnmal besser ist, und sich von ihrer Niederlage erholt hat, sofern das überhaupt möglich ist, wird sie sich fragen, wer an dem Misserfolg schuld ist. Und dann wird sie unweigerlich auf ihr kleines Wunderkind stoßen. Auf dich! Und dann wird sie sich sagen: Wahrscheinlich ist sie eben doch nur ein dummes Schulmädchen aus der Provinz.«
Mit diesen giftigen Abschiedsworten schob Brooke sich an Dax vorbei – nicht ohne ihn dabei leicht an der Brust zu berühren und ihre Schlafzimmeraugen mit dem verschmierten Eyeliner lüstern auf seinen Lippen ruhen zu lassen.
»Du bist ein leckerer Happen«, gurrte sie. Dann warf sie den Kopf zurück und sah mich an. »Paolo werde ich von dir grüßen«, sagte sie. »Ich glaube, seine Nummer habe ich noch.« Mit einem Kusshändchen rollte sie in die Menge zurück.
Candy und Fern folgten ihr auf dem Fuße, aber Romaine drehte noch eine Extraschleife um Evie und Gerard, als ob sie die beiden auffressen wollte.
Kapitel 4
Ich liebe Paris
Datum: 3. Juli
Tick des Tages: Vintage
Eine E-Mail-Anfrage von Pippa Potashnick. Sie will wissen, was sie zum Elterntreffen dieses Jahr anziehen soll. Ich habe ihr Vintage empfohlen. Ehe man sich an einem Vintage-Image versucht, muss man allerdings die wichtigsten Regeln der Vintage-Etikette beherrschen. Großmutters dreireihige Jackie-O.-Perlenkette zur GCA-Dinnerparty? Absolute Vollendung. Tante Tamaras hochhackige Norma-Kamali-Sneaker bei derselben Gelegenheit? Ein Desaster!
M it einem Ruck fuhr ich hoch. Mein Versuch, den Wecker mit dem Fuß abzustellen, endete damit, dass ich aus dem Bett fiel. Der Wecker blinkte, vibrierte und brummte gleichzeitig. Acht Uhr! Mein Gehirn schickte mir eine Eilnachricht: Dringend! Das ist keine Übung! Das ist ein echter Alarm! Der Tag, von dem du seit Jahren geträumt hast, ist da – und du hast verschlafen!
Während sich die Spinnweben auflösten, wurde mir bewusst, was für ein Tag heute wirklich war: Der erste Tag der Modewoche! Mein Schnellprogramm trat in Aktion:
8:05
Zack! in die Küche gerannt und einen Michel & Augustin-Energydrink runtergekippt.
8:10
Schnell geduscht. Anschließend kurz, aber heftig mit meinem unerwarteten Lampenfieber gekämpft.
8:20
Die Mappe mit den Einladungskarten herausgesucht und voller Ehrfurcht darin geblättert.
8:30
Imogenius mit dem Stichwort »Catherine Deneuve« programmiert und dann ins Allerheiligste marschiert (den begehbaren Schrank).
8:32
Ein Secondhand-Jäckchen von YSL aus Abteilung A, Reihe 21 gegriffen. Die schwarze Chiffon -Rüschenbluse und die superschlanken Cigarette-Pants sind einfach zum Sterben schön.
8:45
Merke: Wer schöne Sachen anhat, der hat ein viel besseres Leben.
8:50
Einen Hauch von Chanel Be-Bop auf meine Wangen (um mein inneres Feuer zur Geltung zu bringen) und einen Touch-Vanilla-Dream – Lipgloss auf meine Lippen aufgetragen.
9.01
Modewochenprogramm überprüft (das ich im letzten Monat schon jeden Tag dreimal geprüft hatte). Montag: McCartney, McQueen, Lacroix, Lanvin. Dienstag: Viktor & Rolf, Sonia Rykiel, Balenciaga, Louis Vuitton und so weiter und so fort.
Das las sich wie ein Who is Who der Fashion-Welt, und dabei waren die Partys noch gar nicht dabei! Mein Terminkalender war so knallvoll, dass ich gar nicht wusste, wo ich noch die lebenswichtigen Tätigkeiten wie Essen, Schlafen, Flirten, E-Mailen, Videos machen und Lipglossing reinquetschen sollte. Millionen von Mädchen hätten wahrscheinlich alles gegeben, wenn sie in meinen Schuhen gesteckt hätten. Und die waren tatsächlich sehr aufregend: Silberlamé mit Stiletto-Absätzen! Ich musste allerdings etwas zappeln, bis ich meine zierlichen Füße drinhatte!
Toy hechelte heftig und starrte mich aufgeregt an. Er hatte es offenbar eilig.
»Was denkst du denn, wo wir hingehen«, sagte ich. »So kannst du nicht auf die Fashion Week. Wir müssen dich erst einmal feinmachen.« Ich zog meine Wäscheschublade auf und zog unter den Hemdchen und Höschen das edle, mit
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