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Die Shopping-Prinzessinnen

Die Shopping-Prinzessinnen

Titel: Die Shopping-Prinzessinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Barham
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Catherine Deneuve. Network. 1975.«
    Wisst ihr, einem Mädchen wie moi hilft es sehr, seine Unsicherheit dadurch zu überspielen, dass es sich in eine Rolle hineindenkt und die passende Kleidung dazu trägt. Besonders in der Öffentlichkeit. Das verstärkt die Anziehungskraft ganz erheblich! Und nicht nur das. Ich könnte morgens gar nicht aus dem Haus gehen, wenn in meinem Hinterkopf nicht ein Film liefe. Die Story bildet den Rahmen für meine Garderobe. Um die Wahrheit zu sagen: Ich bin eine ganz systematische Modejournalistin. Ich identifiziere mich zu hundert Prozent damit, genau wie ein guter Schauspieler. Ich lebe Mode, ich schreibe nicht bloß über sie. Heute zum Beispiel bin ich
Catherine Deneuve, das gibt mir Sicherheit und Selbstvertrauen. Die Selbstwahrnehmung ist alles.
    »Also bitte«, meinte Evie. »Das war nicht Catherine Deneuve, das war Faye Dunaway. Und es war Calvin Klein und nicht Yves Saint Laurent. Und es war auch nicht 1975, sondern ein Jahr später, wenn ich mich recht entsinne.«
    Ich wette, sie ist bei Cluedo echt Spitze.
    »Das sind doch alles bloß Kleinigkeiten«, antwortete ich ärgerlich. »Ich habe dieses Outfit schon seit einer Woche geplant.«
    »Es schmeichelt nicht -«, bemerkte Georges.
    »Was soll das heißen? Imogenius macht keine Fehler! Natürlich schmeichelt es!!!«
    »Es schmeichelt nicht Ihrem Hautton .«
    »Meinem was ?« Oh mein Gott! Ich erlitt einen Schock. War das einer dieser Wie-konnte-ich-soetwas-anziehen-Momente? Hektisch suchte ich in meiner Tasche nach meinem iPhone. Ich drückte ein paar Tasten. Tatsächlich! Cissy und ich hatten völlig vergessen, dass man den Hautton in Betracht ziehen musste.
    Nicht vergessen: Dringende E-Mail an Cissy! Wir brauchen ein Upgrade für Imogenius . Ab sofort muss der Hautton mitprogrammiert werden.
    Trotz der negativen Prognose von Georges beschloss ich, mein Outfit für heute nicht mehr zu ändern. Ich hatte auch gar keine Zeit mehr. Mick stand wahrscheinlich schon im Hotelfoyer und tobte wie ein betrunkener Wikinger.

    Ich schob das Fax in die Handtasche, aber noch ehe ich à tout à l’heure sagen konnte, stellte sich Georges mir erneut in den Weg.
    »Alors, regardez!«, sagte er und wedelte mit der Zeitung vor meiner Nase herum. Um ihn loszuwerden, griff ich nach der Zeitung und warf einen Blick darauf.
    In diesem Augenblick stieß der Todesengel herab. Die Welt blieb stehen. Evie, Georges, Toy, einfach alles erstarrte zu kosmischer Leere. Ich konnte es gar nicht fassen. Da standen Worte auf dem Papier, aber ich konnte sie nicht begreifen. Was sollte das heißen? Ich wollte es gar nicht verstehen. Die Schlagzeile hieß: QUELLE HORREUR! MODELSTREIK! MODEWOCHE GEPLATZT?
     
    A ls ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Küchenboden, während Evie, Leslie und Georges sich über mich beugten. Ich fühlte mich wie Dorothy, als sie nach ihrem Abenteuer im Lande Oz wieder aufwacht. Sie wissen schon: Wo die drei Farmarbeiter sich über sie beugen. Mein Hündchen leckte mir eifrig die Schläfen. Mein Kopf lag auf einem Kissen, fühlte sich aber trotzdem an wie eine Glocke mit einem Sprung drin. Georges fächelte mir mit der Zeitung frische Luft zu.
    »Evie«, wimmerte ich mit tränenerstickter Stimme. »Was ist passiert?«
    »Du bist gerade in Ohnmacht gefallen.«
    »Wieso?«

    »Weil die Fashion Week ausfällt.«
    »Das war kein Traum?«, krächzte ich. Ich meine, eben war ich noch in einem fluffigen Haute-Couture-Märchenland, wo alles zum Sterben schön ist, und im nächsten Augenblick ist alles vorbei, und ich liege auf dem Boden wie alte Croissant-Krümel?!
    »Die Zeitung! Lest mir die Zeitung vor!«, wimmerte ich.
    »Im Ernst? Verkraftest du das überhaupt, Girlie?«
    Georges und Leslie tauschten wissende Blicke. Ich hasse es, wenn Leute das tun.
    »Genau«, sagte Leslie. »Womöglich kriegst du davon einen Rückfall.«
    Georges warf mir einen weiteren skeptischen Blick zu. »Ganz wie Sie wünschen, Mademoiselle!«
     
    3. Juli. PARIS. In einem Akt von ungewöhnlicher Solidarität beschlossen gestern Abend die Models und Supermodels der Stadt, für unbegrenzte Zeit in den Ausstand zu treten. Als Gründe gaben sie an, die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen seien schon seit langem nicht mehr adäquat. Die Auseinandersetzungen zwischen den Modelagenturen und den Modehäusern hätten sich in den letzten Wochen verschärft. Der Streikbeschluss hat besondere Brisanz, weil er ausgerechnet am Vorabend der mit Spannung erwarteten

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