Die sieben Dämonen: Roman
Jungfrau mehr! Nicht nach dem Jahr, das ich im Haus des Mudir verbracht habe! Kein Moslem wird mich wollen, wie kannst du mich wollen?«
Er nahm sie in die Arme und barg ihr Gesicht an seinem Hals. »Weil ich dich liebe, und weil ich dich will. Und ich möchte dasselbe von dir hören.«
Ihre schmalen Schultern hoben und senkten sich bei ihren ängstlichen Schluchzern. Ihre Worte kamen gedämpft, stockend. »Und wenn ich dich liebte, Mark, wozu sollte das gut sein? Du wirst bald nach Amerika zurückkehren, und wir werden uns nie wiedersehen.«
Er richtete sie auf und legte seine Hände auf ihre Schultern.
»Du kommst mit mir, Jasmina.«
Sie sah ihn aus roten, verschwollenen Augen an. »Ich kann nicht mit dir gehen, Mark. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, mich um die Fellachen zu kümmern. Sie brauchen mich, Mark, sie brauchen jemanden, der für sie da ist! Ich kann niemals von hier weggehen. Sie sind mein Leben.«
»Und was ist mit mir? Was bin ich dann?«
Sie senkte den Kopf und antwortete nicht.
»Also gut. Dann bleibe ich eben in Ägypten. Ich kann für die Regierung arbeiten.«
»Nein, Mark«, widersprach sie. Ihre Stimme war plötzlich ruhig, und ihr Weinen ließ nach. »Du wärst hier nicht glücklich. Eine Zeitlang, vielleicht. Aber Kairo ist so ganz anders als Kalifornien. Wie lange würde es dauern, bis du dich danach sehnst, wieder unter deinesgleichen zu sein, auf Partys zu gehen, wo Männer und Frauen zusammenkommen und Alkohol trinken, und in einer Freiheit zu leben, die wir in Ägypten nicht kennen? Wie lange könntest du es aushalten ohne einen amerikanischen Film, einen Hamburger oder deinen Pazifischen Ozean?«
Ihre Worte trafen ihn ins Herz. Es stimmte, er könnte niemals in Kairo leben, nicht auf unbegrenzte Zeit, nicht für den Rest seines Lebens. Es war ihm zu fremd: die übervölkerten Straßen, der Schmutz, die Armut, die strengen islamischen Gesetze … das alles konnte man für eine Weile ertragen, solange man wußte, daß der Aufenthalt von begrenzter Dauer sein würde.
»Und wie würden wir leben?« fuhr sie leise fort, während sie sich die Tränen von den Wangen wischte. »Ich muß in den Dörfern am Nil arbeiten. Meine Lehr-und Forschungstätigkeit zwingt mich, ständig unterwegs zu sein. Welchen Status hätten unsere Kinder? Mit wem wären wir befreundet? Wir müßten gegen so viele Vorurteile kämpfen. Eine Weile mag das gutgehen, ja, aber wie lange würde unsere Liebe dem standhalten?«
Niedergeschlagen nahm er seine Hände von ihren Schultern.
»Mark«, sie hatte ihre Beherrschung wiedererlangt, »nach dem islamischen Gesetz darf nur der Ehemann einer Frau sie berühren. Und wenn sie unverheiratet ist, darf kein Mann sie berühren, nicht einmal aus Freundschaft.«
Er nickte. Wieder mußte er an seine Freunde in Kairo denken, an die junge Frau, die sieben Jahre lang mit einem Architekten verlobt gewesen war und während dieser ganzen Zeit nicht einmal einen Kuß mit ihm ausgetauscht hatte.
»Aber unsere Arbeit hier ist ohnehin bald beendet, Mark, es ist fast vorbei. Wir werden für immer auseinandergehen und uns vielleicht nie wieder begegnen. Und daher … Wenn es dein Wunsch ist, für diese eine Nacht …«
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Nein, nicht so.«
»Dann laß mich hier bei dir schlafen, Mark. Halt mich bis zum Sonnenaufgang. Ich fürchte mich so sehr …«
Erschöpft legten sie sich auf das Feldbett. Er schlang seine Arme um sie, und Jasmina ließ ihren Kopf auf seiner Brust ruhen. Sie lauschten auf den Wind, der düster durch das Tal heulte.
Mark schlug die Augen auf. Er blinzelte zur dunklen Decke hinauf. Wie lange hatte er geschlafen? Jasmina, die sich wie ein Kätzchen an ihn schmiegte, schlief noch.
Mark horchte. Er war durch ein Geräusch wach geworden. Da war es wieder: ein langgezogenes, wehmütiges Klagen, Davison … Eine Frauenstimme, verträumt, unheimlich, Davison … Ein trauriger, lockender Ruf.
Und dann der Schmerz.
Er rollte den Kopf auf die Seite und stöhnte.
Jasmina setzte sich auf. »Was ist los?« flüsterte sie.
»Es … es kommt wieder.«
Davison …
Sie blickte über ihre Schulter nach hinten. »Jemand ruft dich, Mark.« Jasmina stand auf.
»Nein.« Er packte ihren Arm. »Geh nicht da hinaus.«
»Wer ist das, Mark? Wer ruft dich?«
»Es ist nur der Wind.«
Davison …
»Nein … es klingt wie eine Frauenstimme. Wir müssen nachsehen.« Jasmina ging zum Zelteingang. Er sprang auf, war noch vor Jasmina am
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