Die sieben Dämonen: Roman
Hälfte des Whiskys auf dem Fußboden. Die Eingangsplane wurde zurückgeschlagen, und er schrie auf vor Schreck und ließ das Glas fallen. Es war Jasmina
Sie sah abgespannt und müde aus; ihr Haar war zerzaust. Sie setzte sich Mark gegenüber, auf Rons Feldbett. »Sie schlafen jetzt.«
Mark hob das Glas auf, legte den Hals der Flasche auf den Glasrand und schaffte es so, sich einen Drink einzuschenken. Er stürzte ihn in einem Zug hinunter.
»Kommen Sie, ich gebe Ihnen ein Beruhigungsmittel«, sagte Jasmina.
»Nein, es geht schon wieder. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe nicht die Absicht, mich zu betrinken.« Er stellte Flasche und Glas auf den Nachttisch und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Die anderen haben sich also wieder gefangen?«
»Ich habe Mr. Halstead und Abdul eine Spritze gegeben, damit sie schlafen können. Seltsamerweise ist Mrs. Halstead nicht aufgewacht, als Abdul schrie, und auch jetzt schläft sie tief und fest weiter.«
»Was ist mit Ron?«
»Er ist dabei, um das Camp herum Kameras aufzustellen und Leitungsdrähte zu spannen. Er sagt, wenn so etwas noch mal passiert, will er ein Foto machen.«
Mark lachte auf, war aber alles andere als belustigt. »Typisch Ron!« Dann schlug er die Hände vors Gesicht und schluchzte: »Mein Gott, sie hat mich gewarnt …«
»Mark …« Jasmina versuchte ihn zu trösten.
Er blickte auf.
»Wir müssen von hier weg«, fuhr sie fort.
»Nein«, widersprach er.
»Wir müssen von hier weg, wir alle, und zwar sofort.«
»Das wollen sie ja gerade«, stieß er mit gepreßter Stimme hervor. »Domenikos und der ›Umda. Begreifen Sie das nicht? Sie versuchen, uns zu verjagen. Wir haben für sie das Grab gefunden, und jetzt wollen sie es für sich. Sie können die Mumien für eine Menge Geld verkaufen.«
Jasmina war überhaupt nicht aufgeregt, ihre Stimme klang ruhig und fest. »Mark, das glauben Sie doch selber nicht. Sie haben die Kreatur gesehen, die Hasim tötete. Ron sagt, es ist ein Dämon aus dem Grab, die Göttin, die die Toten in Fesseln legt.«
»Sie werden diesem Unsinn doch keinen Glauben schenken!«
Jasmina betrachtete Mark eingehend. Sein vernunftwidriges Verhalten zeigte sich in fahrigen Handbewegungen, flackerndem Blick und einem Anflug von Hysterie in der Stimme. Er wollte der Wahrheit ganz einfach nicht ins Auge sehen. Aus einem unerfindlichen Grund wollte er unbedingt hierbleiben …
Sie erhob sich von Rons Bett, zog den Gürtel ihres Morgenmantels enger, setzte sich neben Mark und legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Lassen Sie mich Ihnen etwas zur Beruhigung geben. Sie sind mit den Nerven völlig am Ende.«
»Nein.« Mark rang angestrengt um Fassung. Er holte mehrmals tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Es war nur der erste Schock, als ich Hasim sah … Ich bekomme mich schon wieder in den Griff.« Er
faßte nach ihrer Hand und setzte ein beruhigendes Lächeln auf. »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Jasmina.«
»Das tue ich aber, Mark. Ich kann einfach nicht anders.«
Er schaute in ihre dunklen Augen und wurde zusehends ruhiger, als sie sich an ihn lehnte und er die Wärme ihres Körpers spürte. »Sie sind sehr tapfer«, murmelte er. »Sie sind die einzige von uns, der es gelungen ist, einen kühlen Kopf zu bewahren, während Sie herumrannten, Spritzen austeilten, die Kranken versorgten und die Hysterischen zur Vernunft brachten. Eigentlich hätte es gerade umgekehrt sein müssen. In einer solchen Situation könnte man erwarten, daß Sie völlig durchdrehen und daß ich der Mann mit den stählernen Nerven bin, der Sie beruhigt.«
Er verstummte, und sie sahen einander in die Augen. Schwach drangen die Geräusche, die Ron beim Aufstellen der Stative machte, durch die Zeltwand zu ihnen.
»Wir werden folgendes tun, Jasmina: Morgen früh telefoniere ich mit Kairo. Danach werde ich selbst beim Grab Wache halten. Abdul und ich können das schaffen. Sie und Ron bringen unterdessen die Halsteads und Hasims Leiche nach El Minia.«
Sie schüttelte entschlossen den Kopf. »Nein, Mark. Ich werde Sie nicht im Stich lassen. Und ich glaube auch nicht, daß Regierungsbeamte und Polizei helfen können. Wir haben es hier mit einer übernatürlichen Macht zu tun, der wir ausgeliefert sind.«
Er drückte ihre Hand. »Es tut mir leid, Jasmina, aber ich werde jetzt nicht alles aufgeben und fortgehen.«
»Dann werde ich auch bleiben.«
In der tiefen nächtlichen Stille konnte man das Murmeln und Fluchen von Ron Farmer
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