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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ohnmächtig zu Boden sank, wollte er mich nicht zu ihr lassen. Und er wollte sich auch kein Beruhigungsmittel von mir geben lassen.« Jasmina betrachtete ihre Hände, als wären es fremde Körperteile. »Das Blut von seiner Nase und seinem Mund …«
    Mark kniff die Augen zusammen und versuchte, sich die Ereignisse der vergangenen Stunde noch einmal zu vergegenwärtigen: Alexis, die ihn aus dem Schlaf rief; die Erscheinung des Ungeheuers und wie es langsam näher gekommen war; sein völliges Unvermögen, sich zu bewegen oder um Hilfe zu schreien; Abduls Eingreifen, das ihm das Leben rettete; der Anblick von dessen im Sand liegenden Körper mit dem aus dem Halsstumpf strömenden Blut.
    Mark vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte, dieses letzte, erschreckende Bild zu verdrängen – wie der Dämon über ihm gestanden hatte, mit einer Hand wieder die Sichel hob und mit der anderen Abduls bluttriefenden Kopf emporhielt –, doch es hatte sich in sein Gehirn eingeprägt wie ein Brandmal, und Mark wußte, er würde es nie vergessen können.
    Und dann war der Schrecken so schnell zu Ende gewesen, wie er begonnen hatte. Während sie noch alle wie betäubt dastanden und auf die grausige Szene starrten, löste sich der Dämon vor ihren Augen in Luft auf, und Abduls Haupt fiel mit einem gräßlichen, dumpfen Aufschlag in den Sand. Danach hatte sich alles wie im Traum abgespielt. Halstead, der über dem zusammengesunkenen Körper seiner Frau schluchzte. Ron, der verstohlen seine Kamera packte und zurück in die Dunkelkammer lief. Jasmina, die über dem armen Abdul kniete … Ein paar Augenblicke später hatte Mark mit Jasminas Hilfe Abduls sterbliche Überreste ins Arbeitszelt getragen, wo bereits Hasims Leiche lag.
    »Mir ist kalt«, flüsterte Mark. »Ich habe noch nie eine Nacht erlebt, die so kalt war wie diese …«
    Jasmina ging um den Tisch herum und setzte sich neben ihn. Sie lehnte sich an ihn, nahm eine seiner eisigen Hände und rieb sie zwischen ihren. »Es wird bald hell.«
    »Ich weiß nicht, was ich mit … mit seiner Leiche tun soll«, murmelte
    Mark und legte seine Wange an ihr Haar. »Am besten, ich fahre zum Haus des ›Umda und rufe die Polizei.«
    »Wie willst du ihnen seinen Tod erklären?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Was wird danach geschehen?«
    »Wenn die Sachverständigen von der Behörde für Altertümer erst einmal hier sind, werden wir die Arbeit fortsetzen, denke ich. Die Sarkophagdeckel müssen entfernt und die Mumien untersucht werden …«
    Jasmina ließ seine Hand los und zog sich zurück. Sie musterte ihn traurig, beinahe mitleidig.
    »Was ist los?«
    »Hast du immer noch nicht gemerkt, daß wir die Ruhe dieser Toten nicht stören sollen, Mark? Dies ist der Grund für alles Unheil. Und das zeigte sich schon ganz am Anfang, als der Fellache beim Teezubereiten in den Ruinen einen Herzanfall bekam. Er hat etwas gesehen, Mark, etwas, das ihn zu Tode erschreckt hat.«
    Marks Miene wurde düster, er wirkte gehetzt. Jasmina stand auf und zog ihn sanft am Arm. »Komm.«
    Sie stapften erschöpft durch das dunkle Camp. Der Himmel über ihnen schien aus klirrendem Eis zu bestehen. Im Osten übertünchte ein blasses Blau die verlöschenden Sterne. In ihrem Zelt knipste Jasmina eine Glühbirne an und ging zum Arbeitstisch. Sie griff nach einem Röhrchen gelber Tabletten und forderte Mark auf: »Hier, nimm.«
    »Ich will nicht schlafen. Warum nimmst du sie nicht?«
    »Weil ich mir diesen Luxus nicht erlauben kann. Ich habe den Kranken gegenüber eine Verpflichtung. Ich darf sie nicht allein lassen. Mark, geh und leg dich eine Weile hin, bitte.«
    Er sah sie hilflos an, seufzte dann tief und verließ das Zelt.

    Eine Stunde später wurde er durch ein lautes Motorengeräusch geweckt und wunderte sich mehr über die Tatsache, daß er geschlafen hatte, als darüber, daß jemand einen der Landrover startete.
    Aufgeregtes Geschrei ließ ihn aufspringen, und er stolperte noch halb schlaftrunken zur Zeltöffnung. Er blinzelte hinaus in den strahlenden Morgen und sah, wie Ron und Jasmina hinter dem Fahrzeug her
    rannten, das sich mit durchdrehenden Reifen rasch vom Camp entfernte.
    »Was ist denn hier los?« fragte er.
    »Die Scheißkerle haben unseren Landrover gestohlen, das ist los!« brüllte Ron.
    »Wer?«
    »Der letzte Ghaffir und Abduls Helfer! Sie haben uns im Stich gelassen! Jetzt sind wir mutterseelenallein hier draußen, eine leichte Beute!«
    Sanford Halstead trat unrasiert aus seinem Zelt.

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