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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Gewaltsames und Unerklärliches, das die Priester von Amun dazu veranlaßt hatte, diesen Flecken Ödland zu einem verfluchten Ort zu erklären und den Leichnam des Ketzerkönigs in einem unbekannten Grab zu verschließen …
    »Effendi?«
    Mark fuhr herum.
    »Verzeihung, Sie haben mich wohl nicht gehört.«
    Jetzt vernahm auch Mark das Geschrei im Hintergrund, und auf der Landungsbrücke gewahrte er ein wildes Durcheinander von fuchtelnden Armen und wütenden Gesichtern. »Was ist los, Abdul?« fragte er.
    »Effendi, es gibt Ärger.«

Sechs
    Zwischen den beiden Felukenbesitzern war es zum Streit gekommen, weil beide für sich das Recht beanspruchten, die Gruppe über den Nil zu transportieren. Mark legte die Auseinandersetzung zu jedermanns Zufriedenheit bei, indem er Passagiere und Fracht zwischen den zwei Booten aufteilte und jedem Fährmann fünf Pfund bezahlte. Abdul nahm seine beiden Assistenten, den Ghaffir und alles Gepäck an Bord der einen Feluke, während Mark den Amerikanern, Jasmina und Hasim die andere zuwies.
    Die Feluken brauchten eine halbe Stunde, um den breiten Fluß zu überqueren. Alle saßen in gedankenvollem Schweigen, während die veralteten Fährboote gemächlich übers Wasser glitten. Sie kauerten
    in dem schmutzigen, mit Zigarettenkippen und ausgekauten Enden von Zuckerrohr übersäten Schiffsrumpf und lauschten auf das Plätschern des Nilwassers gegen die Bordwand.
    Als sie am gegenüberliegenden Ufer anlegten, hatte sich dort bereits eine Menschenmenge versammelt.
    Die Dorfbewohner, die wegen des besonderen Anlasses die Feldarbeit ruhen ließen, beobachteten schweigend, wie die Fremden nacheinander das lehmige Ufer betraten. Das einzige, was man hörte, waren Abduls knappe Befehle, als das Gepäck unter seiner Aufsicht auf Esel geladen wurde. Als Alexis Halstead, unterstützt von ihrem Mann, als letzte von Bord ging, zerriß plötzlich eine Gewehrsalve die flimmernde Mittagshitze. Der Knall brach sich an den umliegenden Felshängen und hallte in hundertfachem Echo wider, das wie Donner klang. Als der Lärm verebbt war, kam Abdul auf Mark zu und sagte: »Damit hat man Sie und Ihre Gruppe offiziell willkommen geheißen, Effendi.«
    Die Menschenmenge teilte sich, um die Fremden durchzulassen. Auf den Gesichtern der Bauern spiegelte sich unverhohlene Neugierde.
    Und als Mark die Hand hob und sie mit einem deutlich vernehmbaren »Ah-laan!« begrüßte, da ertönte es von allen Seiten »Ah-laan wa sahlaan!« Dann schloß sich der Kreis der Dorfbewohner wieder, und alle folgten den Neuankömmlingen nach.
    Abdul führte die Gruppe längs eines Pfades, der zwischen zwei frischgepflügten Feldern verlief. Es waren flache Bodenparzellen, die von einem Netz von Bewässerungsgräben durchzogen wurden, hie und da unterbrochen von ein paar Dattelpalmen. Der Winterweizen war bereits eingebracht, und der Boden wurde nun für die Bohnenanpflanzung im Sommer bearbeitet. Eine junge Fellachin hockte auf der Erde und formte Maisteig zu flachen, runden Fladen, die sie auf großen Holztellern in der Sonne trocknen ließ. Als die Gruppe vorüberkam, lächelte sie schüchtern und hielt sich ihren Schleier vor den Mund. In der Nähe knarrten die Räder der Dorf- Sakije, des Göpelwerks, das von einem abgemagerten Ochsen angetrieben wurde, der in endlosen Runden den Balken drehte. Wasser schöpfende Frauen hielten inne, um die vorbeiziehenden Fremden zu begaffen, wobei sie ihre Gesichter hastig mit ihren schwarzen Schleiern verhüllten.
    Das Dorf glich einem wirren Haufen von Erdhügeln an der Grenze
    zwischen fruchtbarem Ackerland und trockener Wüste. Seine armseligen, dicht aneinandergebauten und mit Reisig gedeckten Nilschlammziegelhütten lagen ein wenig versteckt hinter umgebenden Palmen, Akazien und Platanen. Die Besucher schlugen jetzt einen staubigen Weg ein, der an der Dorf- Birka vorbeiführte, einem grünlichen Tümpel mit abgestandenem Wasser, der als Tränke für das Vieh und als Schwimmteich für die Kinder diente. Außerdem lieferte er das Wasser für die Herstellung von Schlammziegeln und zum Wäschewaschen. Ein fauliger Gestank stieg aus dem Tümpel auf. Die Fremden rümpften die Nase und wandten sich rasch ab.
    Neben der Birka befand sich die gemeinschaftliche Tenne, ein mit festgestampftem Sand und Kuhdung bedeckter Platz. Ein schwerer hölzerner Häckselschlitten, der zum Zerkleinern des Strohs mit scheibenförmigen Klingen ausgestattet war, wurde von einem Büffel über die frischen Halme

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