Die sieben Dämonen: Roman
bessergehen.« Sie nahm Mark gegenüber Platz, verschränkte die Arme auf dem Tisch und sah ihn erwartungsvoll an. Samira kam herbeigeschlurft und stellte ein Glas Tee vor Alexis hin. Dabei fiel ihr stechender Blick zufällig auf Mrs. Hal
steads Gesicht. Für einen kurzen Moment weiteten sich ihre winzigen Augen vor Schrecken. Ein stummer Aufschrei schien ihren trockenen Lippen zu entweichen. Dann wich die alte Fellachin zurück, stieß gegen den nächsten Tisch und stolperte blindlings zurück zum Herd.
»Wie sieht der Plan für heute aus, Dr. Davison?« fragte Alexis, die die Reaktion der Scheicha nicht bemerkt hatte. Mark zog ein zusammengerolltes Blatt Papier aus der an seinem Gürtel befestigten Hüfttasche, breitete es auf dem Tisch aus und beschwerte die Ecken mit Salz-und Pfefferstreuern. »Das ist eine topographische Karte von der Gegend, und diese Linien hier«, er fuhr sie mit dem Finger nach, »bilden das Gitternetz, das Abdul und ich ausgearbeitet haben. Die Teams werden heute die Topographie erforschen, das heißt, jeder Mann wird sich einen genauen Überblick über das Quadrat verschaffen, das ihm zugeteilt wurde. Morgen werden wir dann auffällige Stellen näher untersuchen, und damit werden wir fortfahren, bis wir einen Hinweis finden.«
»Bekommen wir auch Quadrate zugeteilt, Dr. Davison?«
»Ich habe für mich selbst eines ausgewählt, aber die übrigen Expeditionsteilnehmer werden an der eigentlichen Grabungsarbeit und ihrer Vorbereitung nicht beteiligt sein. Sie werden uns noch später hier im Camp wertvolle Hilfe leisten, wenn wir erst einmal fündig geworden sind.«
Jasmina und Hasim standen von ihrem Tisch auf, um ebenfalls einen Blick auf die Gitternetzkarte zu werfen.
»Und diese rot umrandeten Buchstaben hier«, fuhr Alexis fort, »was haben die zu bedeuten? Und warum haben Sie sie mit einer roten Linie miteinander verbunden?«
»Sie bezeichnen die Stellen, die Pharao Echnaton dazu benutzte, um die Grenzen seiner heiligen Stadt abzustecken. Einige von ihnen wurden in den Felsen gemeißelt und können heute noch besichtigt werden. Bei anderen handelte es sich um Steinplatten, die in den Boden eingelassen wurden und sich jetzt in Museen befinden. Als Echnaton mit seinem Hofstaat aus Theben wegzog und dieses Gebiet als Standort für seine neue Stadt wählte, ließ er seine Steinmetze rund um die Stadt Grenzmarkierungen aufstellen. Danach fuhr er zu jeder einzelnen in einem Streitwagen heraus und gelobte seinem
neuen Gott an jeder Stelle, daß er seinen Fuß nie mehr außerhalb dieses Gebietes setzen wolle. Weder in diesem Leben noch im nächsten.«
»Warum sind sie mit Buchstaben bezeichnet?«
»Die ersten Ägyptologen taten dies, als sie die Stelen um die Jahrhundertwende herum entdeckten. Sie bezeichneten sie in der Reihenfolge ihrer Fundorte mit einem Buchstaben, wobei manche Buchstaben im Alphabet bewußt übersprungen wurden. So werden Sie bemerken, daß es keine Stele O oder T gibt. Dies geschah für den Fall, daß man in Zukunft noch weitere fände, denen man dann ihrer Lage nach entsprechende Buchstaben würde zuordnen können.«
»Sie haben das Gitternetz außerhalb der Grenzlinie nicht fortgeführt.«
»Wenn die Amun-Priester sich derart vor dem rächenden Geist Echnatons fürchteten, daß sie ihn deswegen in einem besonderen Grab bestatteten, so nehme ich an, daß sie ihn besänftigen wollten, indem sie ihn innerhalb seines geheiligten Gebietes beerdigten. So …« Mark rollte die Karte wieder zusammen und schob sie in seine Hüfttasche. »Von jetzt an müssen wir versuchen, uns ganz in die Denkweise der Amun-Priester zu versetzen. Wo würden Sie an ihrer Stelle das Grab ausgehoben haben?«
Sie folgten Mark aus dem verräucherten Zelt hinaus in die helle Morgensonne, wo sich Ron zu ihnen gesellte. Er trug ein Greenpeace-T-Shirt und hatte sich zum Schutz gegen die Sonne ein großes Tuch um den Kopf gewickelt. Mark ging voraus zu den beiden offenen Landrovern und teilte die Gruppe zwischen ihnen auf. Bewaffnete Ghaffir waren als Fahrer eingeteilt. Zusätzlich angeforderte Ghaffir postierten sich inzwischen mit Gewehren vor dem großen Arbeitszelt, wo gerade ein Nachschub an Tee und Cola gelagert wurde. Constantin Domenikos hatte Mark doch etwas beunruhigt.
Die Fahrt das Königliche Wadi hinauf war alles andere als erholsam. Die Ghaffir traten hemmungslos aufs Gaspedal und schienen Gräben und Geröllbrocken geradezu als Herausforderung zu empfinden. Mit ihrer getönten
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