Die sieben Dämonen: Roman
Vorgesetzten in Kürze eine Nachricht über den Verlauf der Expedition erwarteten. Es war ihm aber auch klar, daß ein solcher Bericht die Ankunft wichtigerer Männer, als er selbst es war, herbeiführen konnte. Er hatte dergleichen schon früher erlebt. War es nicht auch seinem besten Freund Mustafa beim Sonnentempelprojekt im Nildelta so ergangen?
Hasim trommelte ratlos mit seinem Kugelschreiber auf den kleinen Schreibtisch und nahm daher ein leises, trippelndes Geräusch nahe bei seinen nackten Füßen nicht wahr.
Der arme Mustafa, der damals ins Delta geschickt worden war, um die Fortschritte einer britischen Grabungsexpedition zu überprüfen, hatte dort zu seiner großen Freude festgestellt, daß ein antiker Sonnentempel freigelegt worden war. Schon hatte er geglaubt, daß ihm eine glanzvolle Beförderung sicher sei. Doch seine Vorgesetzten hatten ihm einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, denn als sie nach Erhalt seines Berichtes vor Ort eintrafen, räumten sie ihm lediglich den Rang eines Feldsekretärs ein.
Etwas Kleines, Gelbes, Glänzendes bewegte sich langsam auf Hasims nackten Fuß zu.
Nun, das würde ihm nicht passieren. Er war froh, daß Dr. Davison dem Ministerium gegenüber nichts von dem Tagebuch erwähnt hatte, denn sonst hätte Dr. Fausi diese Expedition höchstpersönlich geleitet, und Hasim säße noch immer in seinem Büro in Kairo.
Er rutschte auf dem Stuhl hin und her und bewegte dabei die Füße. Erschreckt hielt der Skorpion inne. Als Hasim sich wieder zurechtgesetzt hatte, lief er zielstrebig weiter. Die dort oben hielten dies hier für ein unbedeutendes Projekt, ein wahrhaft törichtes Unterfangen, denn was konnte in der Wüste von Amarna schon übrig sein? Nun, Hasim al-Scheichly war jedenfalls kein Narr, auch wenn er gerade erst vom College kam. Sein Bericht würde …
Der Skorpion, der nun fast Hasims nackten Fuß berührte, richtete seinen Hinterleib auf …
… so unbestimmt wie möglich und voller Zweideutigkeiten sein. Erst wenn das Grab entdeckt wäre, und er sich seiner Stellung als einziger Regierungsvertreter sicher sein konnte, würde er …
Hasim verlagerte abermals seine Sitzposition. Dabei nahm er flüchtig die Bewegung an seinem Fuß wahr. »Ya Allah!« Mit einem Satz sprang er auf, so daß der Stuhl rückwärts umkippte. Der Skorpion blieb unbeweglich sitzen. Sein Schwanz war zum Angriff erhoben. Schaudernd wich der junge Ägypter langsam zurück und starrte dabei wie gebannt auf den abscheulichen segmentierten Leib.
Als er an die Zeltwand stieß, rüttelte er sich aus seiner Erstarrung und sah sich rasch nach etwas um, womit er dem Untier zu Leibe rücken konnte.
Er packte einen Stiefel und bewegte sich vorsichtig auf den Skorpion zu, der noch immer in derselben Stellung verharrte. Hasim spürte, wie sich ein Schweißfilm auf seine Stirn legte und eine Gänsehaut über seinen Körper zog. Die Nachtluft kam ihm plötzlich merkwürdig klamm vor.
Er senkte den Stiefel auf den Skorpion herab und schlug kurz darüber treffsicher zu.
Zitternd und mit klopfendem Herzen hielt Hasim den Stiefel einige Sekunden lang darauf gepreßt. Dann hob er ihn vorsichtig vom Zeltboden auf.
Der Skorpion war verschwunden.
Sie betrachtete einige Augenblicke lang prüfend die ruhende Gestalt ihres Mannes. Als sie sich sicher war, daß er fest schlief, erhob sie sich lautlos von ihrem Feldbett, schob das Moskitonetz beiseite und schlich auf leisen Sohlen durch das Zelt.
Ein Ganzfigurspiegel war neben ihrem Toilettentisch angebracht worden, und als Alexis Halstead sich davor stellte, trat sie in schimmerndes Mondlicht. Es fiel über sie wie ein silberner Mantel und ließ ihre sonnengebräunte Haut wie milchigen Kalkspat aussehen. Sie bot einen Anblick von strahlender Weiße und Reinheit. Alexis starrte hingerissen auf die Vollkommenheit ihres nackten Körpers. Sie bewunderte die üppige rote Lockenpracht, die ihr über die blassen Schultern auf die großen, festen Brüste herabfiel. Ihre Wespentaille ging in perfekt gerundete Hüften über. Ihre Beine waren lang und wohlgeformt und ebenso ungewöhnlich weiß wie ihr übriger Körper.
Alexis legte eine Hand auf ihren straffen Bauch und spürte einen immer stärker werdenden Pulsschlag unter dem Muskel. Ihre Haut war seltsam fiebrig und kühl zugleich. Es kam ihr so vor, als glühe sie.
Sie begegnete ihrem Blick im Spiegel und lächelte verträumt, denn obgleich ihre Augen geöffnet waren, befand sich Alexis Halstead in
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