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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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hörte er es.
    Das dumpfe Geräusch schwerer Schritte.
    Es kam von außerhalb des Lichtkreises der Lagerlaternen, irgendwo aus der tiefschwarzen Finsternis hinter seinem Zelt, ein dumpfes, rhythmisches Tock–tock. Ein unheimliches Geräusch wie der schleppende Gang eines riesigen, schlaftrunkenen Tieres.
    Seine Nackenhaare sträubten sich. Er wollte nachschauen, was es war, aber er wagte es nicht. Mit den Fingern hielt er die Plane krampfhaft umfaßt; er klammerte sich daran fest, um nicht zu Boden zu stürzen.
    Tock–tock. Tock–tock.
    Ein Fellache im Haschischrausch. Aber nein, das klang viel schwerer; es hatte mindestens das Gewicht eines Pferdes. Vielleicht war es das Kamel des Griechen. Am Ende kam der Kerl zurück, um noch einmal mit ihm zu verhandeln.
    Mark begann zu zittern. Er spürte, wie ihm in den Achselhöhlen der Schweiß ausbrach. Das war kein Kamel; es handelte sich nicht um einen Vierbeiner. Was auch immer sich da auf ihn zuschleppte, es stand aufrecht auf zwei Füßen … Ein strammer, eisiger Wind erhob sich und fauchte durch das Zelt. Die draußen aufgehängten Laternen schaukelten, und ihr Lichtschein verursachte bizarre Schattenspiele. Mark fühlte eine grausige Angst in sich hochsteigen. In seinem Kopf hämmerte es zum Zerspringen.
    Tock–tock. Immer lauter, immer näher. Tock–tock.
    Heilloser Schrecken und panische Angst überkamen ihn, ein plötzliches, unerklärliches Bedürfnis, auf die Knie zu fallen und sich die Seele aus dem Leib zu heulen. Was immer aus der Tiefe der Finsternis auf ihn zukam, es war … Und dann, ganz urplötzlich, nahm er ein seltsames Leuchten wahr. Vor sich sah er seinen eigenen Schattenriß, der sich scharf gegen die Zeltwand abzeichnete. Das weiße Glühen, das das Lager in ein unnatürliches Licht tauchte, kam von hinten und nicht aus der Richtung des herannahenden Unheils. Mit einem Mal legte sich der Wind, und die Dunkelheit senkte sich lautlos und ruhig auf das Camp herab. Das Tock–tock verebbte.
    Noch immer wie gelähmt, drehte sich Mark ungeschickt und mühsam
    um und wandte dem Zelt und dem in der Finsternis lauernden Schrecken den Rücken zu. In der Mitte des Lagers gewahrte er, wie eine Vision, wieder diese Frau.
    Sie erschien genauso, wie sie ihm die letzten drei Male erschienen war: in phosphoreszierendem, milchigweißem Schimmer. Sie blickte ihn aus traurigen, großen und sanften Augen an und bewegte langsam ihre beerenroten Lippen. Und als Mark sie durch die eisige Nacht verblüfft anstarrte, hörte oder vielmehr fühlte er wieder ihre leise Stimme in seinem Kopf.
    »Entek setemet er anxui-k.«
    Mark bemerkte, daß sein Hemd von Schweiß durchnäßt wurde. Die kalte Nachtluft ließ ihn erstarren.
    »Sexem-a em utu arit er-a tep ta.«
    Sein Atem verlangsamte sich. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Dann stand er wie versteinert und hatte plötzlich keine Gewalt mehr über sich, konnte nichts mehr aus eigenem Antrieb tun.
    Die Lippen der Frau bewegten sich, und im Geiste hörte er ein merkwürdiges Gemurmel: »Un-na! Nima tra tu entek? Nuk ua em ten. Nima enti hena-k?«
    Mark öffnete den Mund, aber seine Zunge wollte ihm nicht mehr gehorchen.
    »Nima tra tu entek?«
    Er atmete keuchend und mühsam. Ich kann es fast verstehen! Ich kann es fast verstehen! dachte Mark überwältigt.
    »Nima tra tu entek?«
    Die Worte kommen mir bekannt vor. Ich kann sie fast …
    »Nima tra tu entek?«
    Er bebte am ganzen Leib, und sein Hemd war patschnaß. Wie gebannt starrte er auf die Lippen der Frau. Und wieder hörte er: »Nima tra tu entek?«
    Ja! Jetzt habe ich es beinahe verstanden! Beinahe …
    Da wurde ihre Stimme plötzlich von einer anderen Stimme übertönt, die mit solcher Wucht an seine Ohren geschmettert kam, daß er fast das Gleichgewicht verlor. Die Frau in Weiß verschwand, und mit einem Mal blitzten von allen Seiten Lichter auf. Mark legte eine Hand über seine Augen. Ein Aufschrei versetzte das Camp in Aufruhr.
    Mark rannte mit den anderen zu Jasminas Zelt. Ihre Schreckens
    schreie gellten durch die Nacht. Mark und Ron rissen die Eingangsplane auf und öffneten hastig den Reißverschluß des Moskitonetzes. Drinnen herrschte völlige Dunkelheit, aber sie hörten, wie Jasmina um sich schlug und um Hilfe rief.
    Als er hineinstürzte, spürte Mark, wie ihm etwas ins Gesicht flog. Es war, als hätte jemand eine Handvoll groben Sand nach ihm geworfen. Ein durchdringendes Summen erfüllte die Luft, und seine bloßen Arme wurden wie mit tausend

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