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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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aus gewachsenem Fels herausgemeißelt wurde, werden wir nicht in der Lage sein, sie wegzutransportieren. Wir können die Inschriften daher nur anhand von Fotos studieren.«
    Ron nickte. »Gut, ich habe neues Filmmaterial mitgebracht, das in bleigefütterten Beuteln verpackt ist. Ich werde auch ein paar Experimente mit der Kamera durchführen. Aber klare, deutliche Aufnahmen, das wird nicht einfach werden. Die Schriftzeichen sind nicht tiefer als zwei Millimeter in den Stein eingeschnitten. Der Kontrast wird unerheblich sein. Ich muß sehen, ob ich Sonnenlicht bekommen kann, das aus einem ganz bestimmten Winkel einfällt …«

    Marks Rücken schmerzte so sehr, daß er meinte, sich nie wieder aufrichten zu können, aber es war ein guter Schmerz. Er hatte ihn schon früher gespürt, wenn er stundenlang über einem vergrabenen Fundstück kauerte und so sehr in seine Arbeit vertieft war, daß er seinen Körper darüber vergaß. Als er jetzt mit hochgelegten Füßen vor seinem leer gegessenen Teller im Gemeinschaftszelt saß, genoß er sogar das Stechen und Ziehen in seinem Rücken, weil es ihn ständig an seinen Grabungserfolg erinnerte.
    Er vermutete, daß etwa die Hälfte der Stele freigelegt worden war.
    »Tut mir leid, daß die Aufnahmen nichts geworden sind«, sagte Ron. Mark winkte ab und griff zu seinem Weinbecher. »Ach, mach dir nichts draus. Wir werden uns die Hieroglyphen für morgen vornehmen. Ich hoffe nur, daß die untere Hälfte ebensogut erhalten ist wie das, was wir bis jetzt zutage gefördert haben. Wenn es so ist, dürften wir eigentlich keine Schwierigkeiten haben, den Inhalt zu entschlüsseln.«
    »Ich kann mir nur nicht erklären, warum eine so einzigartige und wertvolle Stele von anderen Ägyptologen noch nicht weggeschafft wurde.«
    »Ganz einfach, mein Freund, sie haben sie niemals entdeckt. Durch den Befehl des Paschas war dieses Gebiet mehrere Jahrzehnte lang sozusagen unter Quarantäne gestellt. In dieser Zeit hat es niemand gewagt, den Cañon zu betreten, und so wurde die Stele unter Treibsand begraben, und die Erinnerung an Ramsgate verblaßte.«
    »Und das Tagebuch?«
    »Wie ich schon neulich abends sagte, hat es vielleicht ein Fellache an
    sich genommen, noch bevor die Soldaten des Paschas anrückten. Wer weiß? Im Grunde ist es auch nicht wichtig.«
    Ron starrte düster in sein Weinglas. Er und Mark waren allein im Zelt. Nur Samira schlurfte leise in der Kochecke hin und her. »Ich habe ein ungutes Gefühl wegen meiner Fotos, Mark.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »In Ramsgates Tagebuch heißt es, Sir Robert habe Schwierigkeiten mit seinem ›Kamerakasten‹ gehabt. Als die Platte entwickelt war, kamen die Bilder schwarz heraus. Dann benutzte er einen Magnesiumblitz und machte eine Aufnahme von Ramsgate und seiner Frau. Das fertige Bild, so berichtet Ramsgate, sei mit einem merkwürdigen Defekt behaftet gewesen. Ein unerklärlicher Schatten, der wie eine Rauchsäule aussah, habe sich neben Amanda gezeigt. Kommt dir das nicht bekannt vor?«
    Mark gab keine Antwort. Er erinnerte sich an eine andere Stelle im Tagebuch, wo es hieß: »Meine Amanda hat angefangen, schlafzuwandeln. Sie wird von seltsamen Alpträumen geplagt und plappert in einer unverständlichen Sprache. Wenn sie bei klarem Verstand ist und anscheinend die Berührung zur Wirklichkeit wiedergefunden hat, behauptet sie, das Gespenst einer durch das Camp wandelnden Frau in strahlend weißen Gewändern gesehen zu haben …«
    »Laß uns ein wenig Schlaf tanken«, sagte Mark unvermittelt. »Morgen wird der entscheidende Tag sein.«
    Die Nachtluft hatte sich während der Unterhaltung der beiden empfindlich abgekühlt. Die Sterne bedeckten den Himmel wie zerstäubte Eiskristalle. Mark und Ron zitterten vor Kälte, als sie das Lager durchquerten.
    »Es ist ein Wunder, daß das Land bei diesen raschen Temperaturschwankungen nicht zerspringt. Wohin gehst du, Ron?«
    »Ich bleibe noch ein Weilchen in der Dunkelkammer. Ich muß herausfinden, was mit meinem Film passiert ist.«
    »Laß dir den Wein nur schmecken, mein Freund«, murmelte Mark, während er Ron nachschaute.
    Als er eben sein Zelt betreten wollte, spürte Mark, wie ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinunterlief. Seine Schulterblätter zogen sich reflexartig zusammen, als ob jemand ihm einen Eiswürfel in den Hemdkragen gesteckt hätte. Er blieb stocksteif stehen, während er
    mit einer Hand noch die Zeltplane hielt. An seinen Schläfen begann es heftig zu pochen.
    Dann

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