Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
eine Fellachin bin. Ich wurde in einem sehr kleinen Dorf in Oberägypten geboren und bin dort aufgewachsen. Der Name wird Ihnen bestimmt nichts sagen, denn es ist noch kleiner als El Till. Ich war das einzige Kind meines Vaters, der sich immer einen Sohn gewünscht hatte. So lehrte er mich Lesen und Schreiben und den Umgang mit Zahlen. Der ›Umda meines Dorfes merkte bald, daß ich nicht so dumm war wie andere Kinder, und sorgte dafür, daß ich auf eine Missionsschule in der Nähe von Assuan geschickt wurde. Als mein Vater und der ›Umda von den Schwestern hörten, daß ich ihre beste Schülerin sei, machte mein Vater den Mudir unserer Provinz auf mich aufmerksam. Ich war damals vierzehn und sehr vertraut mit dem Umgang mit Büchern, aber weniger gewandt im Umgang mit … Menschen.«
    Jasmina hielt den Kopf gesenkt, während sie sprach; sie schien Marks Gegenwart völlig vergessen zu haben. »Der Mudir erzählte mir von Kairo und seinen wunderbaren Schulen. Er stellte mir in Aussicht, eine solche Schule zu besuchen und eine der wenigen Gelehrten meines Dorfes zu werden. Vielleicht eine Scheicha. Doch zuvor müßte ich mir die Ausbildung verdienen. Natürlich verlockte mich dieses Angebot sehr. Er traf eine Vereinbarung mit meinem Vater, und ich blieb ein Jahr lang im Hause des Mudir.« Sie zupfte wieder mit ihren schlanken, braunen Fingern an dem Pflaster. »Nach dieser Zeit waren meine Verpflichtungen erfüllt, und der Mudir löste sein Versprechen ein. Er schickte mich nach Kairo und kam für meine Ausbildung auf.«
    Jasmina hob den Kopf und sah Mark herausfordernd an. »Mein Vater ist jetzt tot, und ich habe keine Angehörigen mehr. Sogar der fette, alte Mudir ist gestorben, und so ist niemand mehr übrig, der sich an diese Zeit erinnert. Aber ich werde sie ewig im Gedächtnis behalten. Ich habe für das, was ich jetzt bin, gekämpft, so wie die staatlichen Ärzte um jeden Piaster kämpfen müssen. Aber mein Kampf ist ein anderer. Ich möchte die Fellachen von ihren Fesseln befreien.«
    Als sie verstummte, trat eine peinliche Stille ein, aus der Mark sich nicht zu lösen vermochte. Jasminas Blick aus ihren dunkel glühenden Augen hielt ihn in seinem Bann. Da überkam ihn eine plötzliche Regung, ein elementarer Drang, den er seit seinen ersten Tagen mit Nancy vor sieben Jahren nicht mehr verspürt hatte.
    Das Geräusch von Spitzhacken, die auf Fels trafen, riß ihn aus seiner Erstarrung. »Hören Sie«, begann er und räusperte sich, »bevor wieder irgend jemand herkommt, möchte ich noch eine Sache mit Ihnen bereden. Es geht um Mr. Halstead. Er hat ein Problem.«
    Sie hörte schweigend zu, als Mark ihr von dem Gespräch berichtete, das er in der Nacht zuvor mit Halstead geführt hatte. Er endete mit den Worten: »Er weigert sich, nach El Minia zu fahren, um einen Arzt aufzusuchen. Und er lehnt es auch ab, daß Sie ihn untersuchen.«
    »Was dachte er, daß Sie für ihn tun könnten?«
    »Mit Ihnen darüber reden. Er hoffte, Sie könnten ihm etwas dagegen verabreichen.«
    »Er muß erst untersucht werden. Ich kann ihm keine Medikamente verordnen, ohne die Ursache seiner Beschwerden zu kennen. Mr. Halstead sagt, er habe Blut im Urin. Das ist nur ein Symptom. Möglicherweise handelt es sich um eine Blaseninfektion, aber Sie sagen, daß er nicht über Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen klagt. Dann ist es vielleicht eine Niereninfektion oder ein Nierenstein. Es könnte durch die Anstrengung bei seinem täglichen Lauftraining hervorgerufen worden sein. Womöglich braucht er Antibiotika. Vielleicht ist auch ein operativer Eingriff nötig. Ein Mann in seinem Alter kann sich unzählige Harnwegserkrankungen zuziehen. Wenn er nicht zuläßt, daß ich ihn untersuche, dann muß er einen Spezialisten in Kairo aufsuchen.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt, aber er weigert sich, die Ausgrabungsstätte zu verlassen.«
    »Was bleibt ihm anderes übrig?«
    »Er meinte, wenn Sie ihm kein Mittel geben können, werde er einfach abwarten, ob es von allein weggeht. Wenn dies nicht der Fall sein sollte oder wenn es sich verschlimmern sollte, will er einen Arzt aus Kairo einfliegen lassen …«
    »Juhu!«
    Mark und Jasmina schauten auf und sahen, wie Ron ein rotes Tuch über dem Kopf schwang. Am unteren Ende des Grabens, der am weitesten von den Landrovern entfernt war, herrschte ein aufgeregtes Durcheinander, und Mark konnte Abdul auf Händen und Knien über den Grabenrand spähen sehen.
    Die Halsteads waren schon auf den Beinen

Weitere Kostenlose Bücher