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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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sich fügt, doch muß die zweite nächtliche Wache oder Hilfe unbedingt vom anderen Geschlecht sein. Verstehe bitte, daß es für mich unabdingbar und von größter Wichtigkeit ist – ein männliches und ein weibliches Wesen sollen um mich sein und sich an mir zu schaffen machen. Liebe Margaret, ich möchte Dir noch einmal eindringlich sagen, daß Du Dich genau an alles halten sollst, mag es auch noch so seltsam erscheinen. Sollte ich erkranken oder verletzt werden, dann handelt es sich nicht um Ereignisse normaler Art. Darauf möchte ich dich aufmerksam machen, damit Du auf der Hut bist.
    In meinem Zimmer darf nichts von der Stelle bewegt werden –, ich spreche jetzt von den Raritäten – aus welchem Grund auch immer. Ich habe für die Aufstellung eines jeden Gegenstandes einen besonderen Grund und Zweck im Sinn. Jegliches verändern eines Standortes könnte meinen Plan zunichte machen.
    Solltest Du Geld brauchen oder Rat wünschen, dann wird Mr. Marvin Dir zu Diensten stehen. Er hat diesbezüglich Anweisungen von mir.«
    Abel Trelawny
     
    Ich las den Brief eine zweites Mal durch, ehe ich ein Wort sagte, denn ich hatte Angst, mich zu verraten. Daß man ihr geraten hatte, sich an einen Freund zu wenden, konnte sich für mich lebenswichtig und folgenschwer erweisen. Einigen Grund zur Hoffnung hatte ich ja bereits, da sie mich in höchster Not um Hilfe gebeten hatte. Aber Liebe schafft sich ihre Zweifel, und ich wurde gleichzeitig von Befürchtungen heimgesucht. Meine Gedanken überstürzten sich, und in wenigen Sekunden hatte ich eine ganze Kette von Überlegungen zusammengestellt. Ich durfte mich nicht als jener Freund anbieten, den der Vater ihr als Stütze bei ihren Nachtwachen empfohlen hatte. Und doch hatte dieser eine Blick eine Lehre beinhaltet, die ich nicht ignorieren durfte. Hätte sie nicht, als sie der Hilfe bedurfte, nach mir geschickt – einem Fremden, wenn man von der Begegnung bei einem Tanzvergnügen und einem kurzen gemeinsamen Nachmittag auf dem Fluß absah? Würde es für sie nicht eine Demütigung bedeuten, wenn sie mich zweimal bitten mußte? Eine Demütigung! Nein! Diese Folter konnte ich ihr ersparen, denn Ablehnung ihrerseits war keine Demütigung. Als ich ihr den Brief aushändigte, sagte ich daher: »Miß Trelawny, Sie werden mir gewiß vergeben, falls ich mit meiner Bitte zu weit gehe. Aber es würde mich stolz machen, wenn Sie mir erlaubten, Ihnen bei den Nachtwachen zu Hilfe zu kommen. Ist der Anlaß auch ein trauriger, würde mich dieses Vorrecht sehr glücklich machen.«
    Trotz ihrer sichtbaren und schmerzlichen Bemühung um Beherrschung, wurde nun Miß Trelawnys Antlitz und Nacken von einer Woge der Röte überflutet. Sogar ihre Augen schienen von dieser Veränderung erfaßt und bildeten einen starken Kontrast zu den bleichen Wangen, nachdem die rote Woge sich zurückgezogen hatte.
    Leise sagte sie:
    »Ich werde Ihnen für die Hilfe zutiefst dankbar sein.« Und dann setzte sie hinzu: »Sie dürfen aber nicht zulassen, daß ich mich in meiner Not selbstsüchtig gebärde! Ich weiß, daß Sie anderweitig Pflichten nachkommen müssen. Obgleich ich Ihre Hilfe sehr hoch zu schätzen weiß, wäre es wohl nicht richtig, wenn ich Ihre Zeit gänzlich in Anspruch nähme.«
    »Was dies betrifft«, entgegnete ich, »so gehört meine Zeit Ihnen. Heute kann ich meine Arbeit mit Leichtigkeit so einteilen, daß ich nachmittags herkommen und bis zum nächsten Morgen bleiben kann. In weiterer Folge werde ich, falls nötig, dafür sorgen, daß mir mehr Zeit zur Verfügung steht.«
    Sie war sehr bewegt, und ich sah, daß sie sich abwenden mußte, weil ihre Augen feucht wurden.
    Nun sagte der Detektiv: »Mr. Ross, ich bin beruhigt, daß Sie auch zugegen sein werden. Ich selbst werde da sein, falls man in Scotland Yard einverstanden ist. Dieser Brief läßt die Sache in einem ganz anderen Licht erscheinen, obgleich das Rätsel größer ist als zuvor. Wenn Sie hier ein oder zwei Stunden bleiben könnten, dann verständige ich meine Vorgesetzten und wende mich an die Safe-Hersteller-Firma. Danach werde ich sogleich wiederkommen, und Sie können beruhigt gehen, denn ich werde hierbleiben.«
    Miß Trelawny und ich verharrten in Schweigen, als er gegangen war. Schließlich hob sie den Blick und sah mich an. Und ich hätte mit keinem König getauscht. Eine Weile machte sie sich am Lager ihres Vaters zu schaffen. Dann bat sie mich zu bleiben, ohne mich aus den Augen zu lassen. Sodann ging sie hinaus.
    Wenig

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