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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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mir, daß sie hier nicht frei verfügen könne und für den Fall des Eintretens eines solchen Zustandes durch Anweisungen Ihres Vaters gebunden sind. Ich würde Ihnen nun dringend raten, den Patienten in einen anderen Raum zu verlegen oder als Alternative diese schrecklichen Mumien und all das Zeug aus dem Krankenzimmer zu entfernen. Diese Sammlung von Scheußlichkeiten und dazu die Gerüche, die diese Dinge ausströmen – das reicht wirklich aus, um einen Menschen in einen abnormen Zustand zu versetzen. Man hat Beweise zur Genüge, wie solche Dünste wirken können. Diese Krankenschwester – sagten Sie nicht, daß Sie Kennedy heißt? – hat ihre Starre noch nicht ganz überwunden. Und Sie, Mr. Ross, haben einen Hauch dieser Wirkung mitgekriegt, wie ich höre. Eines weiß ich jedenfalls« – seine Brauen senkten sich noch tiefer, und sein Mund verhärtete sich –, »wenn ich hier zu bestimmen hätte, würde ich den Patienten in eine andere Umgebung bringen. Oder aber ich würde den Fall gar nicht übernehmen. Dr. Winchester weiß bereits, daß man mich erst wieder zu Rate ziehen soll, wenn diese Bedingung erfüllt wurde. Doch ich vertraue darauf, daß Ihnen als guter Tochter die Gesundheit Ihres Vaters wichtiger ist als seine anfälligen Schrullen, ob sie nun auf Grund irgendeiner Angstvorstellung entstanden sind oder durch furchterregende Geheimnisse. Noch ist der Tag nicht gekommen, und ich stelle das mit Freuden fest, da das Britische Museum und das St.-Thomas-Hospital ihre Funktionen tauschen könnten. Guten Tag, Miß Trelawny. Ich hoffe stark, daß ich Ihren Vater sehr bald wiederhergestellt sehen darf. Und denken Sie daran: erfüllen Sie die von mir festgelegte Bedingung, dann stehe ich Tag und Nacht zur Verfügung. Guten Morgen, Mr. Ross. Hoffentlich werden Sie mir bald Bericht erstatten können, Dr. Winchester.«
    Nach seinem Weggang standen wir da und sagten kein Wort, bis das Räderrollen seines Wagens verklungen war. Dr. Winchester war der erste, der Worte fand.
    »Ich muß nun wirklich sagen, daß er von der Warte des Arztes aus völlig recht hat. Am liebsten wäre ich handgreiflich geworden, als er seine Bedingung stellte, aber was die Behandlung betrifft, da her er recht. Er sieht nicht ein, daß dieser spezielle Fall sonderbaren Umständen unterworfen ist. Und ihm ist nicht klar, daß uns Mr. Trelawnys Anweisungen praktisch die Hände binden. Natürlich –« An dieser Stelle wurde er von Miß Trelaw ny unterbrochen.
    »Doktor Winchester, möchten Sie ebenfalls den Fall aufgeben oder sind Sie willens, ihn unter den Ihnen bekannten Bedingungen weiter zu behalten?«
    »Aufgeben?! Weniger denn je! Miß Trelawny, ich werde ihn nie aufgeben, solange der Kranke oder einer von uns am Leben ist!«
    Sie sagte darauf nichts und streckte ihm die Hand entgegen, die er voller Wärme erfaßte.
    »Falls es sich bei Sir James Frere um einen Anhänger der Spezialistensekte handelt, dann möchte ich niemals wieder einen dieser Sorte zur Rate ziehen. Zudem scheint mir, daß er vom Zustand meines Vaters auch nicht mehr Ahnung hat als Sie. Und brächte er auch nur einen Bruchteil Ihres Interesses dafür auf, würde er nicht so auf dem einen Punkt beharren. Natürlich bin ich sehr besorgt um meinen armen Vater, und wenn ich Mittel und Wege finde, Sir James’ Bedingungen zu erfüllen, werde ich so verfahren. Ich will heute Mr. Marvin zu mir bitten. Er soll mir raten, wie weit ich Vaters Wünsche überschreiten darf. Wenn er der Meinung ist, ich könnte auf eigene Verantwortung vorgehen und tun, was ich für richtig halte, dann werde ich nicht zögern, es zu tun.«
    Dr. Winchester empfahl sich daraufhin.
    Miß Trelawny ließ sich nieder und schrieb an Mr. Marvin einen Brief, in dem sie ihm vom Stand der Dinge berichtete und ihn bat, er solle kommen und sämtliche Papiere mitbringen, die eventuell Licht in die Sache bringen könnten. Diesen Brief schickte sie mit einem Wagen, den der Anwalt gleich zur Fahrt benutzen sollte. Und wir richteten uns mit so viel Geduld, wie wir aufbringen konnten, aufs Warten ein.
    Von Kensington Palace Gardens nach Lincoln’s Inn Fields ist es nur eine kurze Fahrt, wenn man sie selbst zurücklegt. Erwartet man voller Ungeduld jemanden, der sie zurücklegen muß, dann scheint sie endlos. Alles aber ist der Zeit unterworfen. Alles in allem war es nur eine knappe halbe Stunde, bis Mr. Marvin bei uns eintraf.
    Er spürte Miß Trelawnys Ungeduld, und sagte, nachdem er ausreichende Einzelheiten

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