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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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und ganz in meiner Nähe wäre eine starke Intelligenz erwacht. Da streifte etwas an meinem Bein vorüber. Ich streckte die Hand aus und faßte Silvios dichtes Fell. Mit einem schwachen und ganz entrückt klingenden Fauchen drehte das Tier sich um und kratzte mich. Ich spürte, daß ich an der Hand blutete. Auch Miß Trelawny war aufgestanden und blickte sich um, als wäre etwas in ihrer Nähe. Ihr Blick deutete auf Erregung hin, und ihre Brust hob und senkte sich mühsam, als müsse sie um Atem ringen. Als ich sie anfaßte, schien sie es nicht zu spüren. Sie hob die Arme, als müsse sie etwas abwehren.
    Nun war höchste Eile geboten. Ich packte sie, lief mit ihr zur Tür, öffnete sie und trat hinaus auf den Korridor, indem ich laut rief:
    »Hilfe! Hilfe!«
    Sofort waren die zwei Detektive, Mrs. Grant und die Krankenschwester zur Stelle. Ihnen auf den Fersen waren einige Mitglieder des Hauspersonal, männliche wie weibliche. Ich übergab Mrs. Grant Miß Trelawny und lief zurück ins Krankenzimmer, wobei ich das elektrische Licht einschaltete, sobald ich den Schalter zu fassen bekam. Sergeant Daw und die Schwester folgten mir.
    Wir hatten es eben noch geschafft. Unter dem großen Safe lag Mr. Trelawny an derselben Stelle wie in den zwei vorangegangenen Nächten mit ausgestrecktem Arm, der bis auf die Verbände bloß war. Ihm zur Seite lag ganz nahe ein blattförmiges ägyptisches Messer, das ich unter den alten Stücken im Schrank mit den zerbrochenen Türen gesehen hatte. Die Messerspitze steckte im Parkettboden, von dem man den blutgetränkten Teppich entfernt hatte.
    Und nirgends ein Zeichen eines Durcheinanders, etwas das auf etwas Ungewöhnliches hingedeutet hätte. Ich durchsuchte mit Hilfe des Polizeibeamten den Raum sehr gründlich, während die Krankenschwester und zwei der Bediensteten den Verwundeten zurück aufs Bett hoben. Doch wir konnten keine Spur oder auch nur den geringsten Hinweis finden. Sehr bald war auch Miß Trelawny wieder zur Stelle, bleich, aber gefaßt. Sie näherte sich mir und sagte ganz leise:
    »Ich war knapp daran, ohnmächtig zu werden. Warum, weiß ich nicht, aber ich ängstigte mich!«
    Der nächste Schock kam für mich, als ich mich auf das Bett stützte, weil ich mich über ihren Vater beugen wollte und sie aufschrie:
    »Sie sind ja verletzt! Sehen Sie! Sehen Sie doch, Ihre Hand ist blutig. Auf der Decke ist Blut!«
    In der Aufregung hatte ich Silvios Kratzer völlig vergessen. Jetzt erst fiel mir die ganze Sache wieder ein, aber noch ehe ich ein Wort sagen konnte, hatte Miß Trelawny meine Hand erfaßt und hochgehoben. Als sie die parallelen Risse sah, rief sie aus:
    »Dieselben Wundmale wie bei Vater!«
    Sie legte meine Hand sacht wieder hin und sagte zu mir und zu Sergeant Daw: »Kommen Sie zu mir hinüber! Silvio liegt in seinem Körbchen.«
    Wir folgten ihr in ihr Zimmer und trafen Silvio in seinem Körbchen sitzend an. Er leckte an seinen Pfoten.
    Der Detektiv sagte: »Ja, er ist da, das stimmt. Aber warum putzt er seine Pfoten?«
    Margaret – Miß Trelawny – stöhnte auf, als sie sich niederbeugte und eine Vorderpfote in die Hand nahm. Dem Kater schien das nicht zu passen, denn er fauchte sie an. Da kam Mrs. Grant herein. Als sie bemerkte, daß wir alle den Kater anstarrten, sagte sie:
    »Eben sagte mir die Schwester, daß Silvio auf Schwester Kennedys Bett schlief seit Sie zu Ihrem Vater gingen – bis vor kurzem.
    Kurz nachdem Sie zu ihrem Vater gingen, kam er hierher. Die Schwester sagte auch, daß Schwester Kennedy im Schlaf redet und stöhnt – wie in einem Alptraum. Wir sollten vielleicht Dr. Winchester kommen lassen.«
    »Ja, tun Sie das auf der Stelle!« antwortete Miß Trelawny, worauf wir ins Krankenzimmer zurückgingen.
    Miß Trelawny stand da und sah ihren Vater mit gerunzelten Brauen an. Und dann wandte sie sich mir zu, als hätte sie einen Entschluß gefaßt.
    »Meinen Sie nicht auch, daß wir für Vater ein Ärztekonsilium einberufen sollten? Natürlich habe ich vollstes Vertrauen zu Dr. Winchester. Er scheint mir ein sehr kluger junger Mann zu sein. Aber er ist eben noch jung und unerfahren. Es muß doch Ärzte geben, die sich ausschließlich diesem Fachgebiet verschrieben haben. Eine solche Kapazität müßte über mehr Wissen und mehr Erfahrung verfügen. Und dieses Wissen und diese Erfahrung helfen vielleicht mit, ein wenig Licht auf den Fall meines armen Vaters zu werfen. Es sieht ganz so aus, als tappe Dr. Winchester völlig im dunkeln. Ach ich bin

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