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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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daß ich die Leuchte zerstört wüßte. Ich werde ihm nur das Nötigste sagen. Lassen Sie mich also alle Fragen beantworten, die er stellen wird. Es sei denn, ich frage Sie oder überlasse Ihnen die Antwort.«
    Wir beide gaben nickend unser Einverständnis. Da fiel mir etwas ein. »Wenn die Geheimhaltung so wichtig ist, dann wäre es vielleicht besser, den Detektiv privat einzuschalten. Wenn nämlich Scotland Yard davon erfährt, steht es nicht mehr in unserer Macht, die Sache geheimzuhalten. Ich werde Sergeant Daw zunächst also auf den Zahn fühlen. Wenn ich nichts sage, dann heißt es, daß er den Auftrag annimmt und ihn vertraulich behandelt.«
    Mr. Corbeck sagte ohne Zögern: »Geheimhaltung ist alles. Eines fürchte ich nämlich: daß die Leuchten ansonsten sofort zerstört würden.«
    Zu meiner großen Verwunderung sagte Miß Trelawny leise und entschlossen:
    »Sie werden nicht zerstört werden! Keine einzige!«
    Mr. Corbeck lächelte. »Woher wollen Sie das wissen?«
    Ihre Antwort war noch unverständlicher. »Ich weiß nicht, woher ich es weiß. Aber ich weiß es. Ich fühle es in mir. Als wäre es eine Überzeugung, die mich mein Leben lang begleitet hätte!«
     

8. KAPITEL
     
    DIE LEUCHTEN WERDEN GEFUNDEN
     
    Sergeant Daw machte zunächst Einwände, entschloß sich dann aber, uns privat in einer Sache zu raten, die man ihm vortragen würde. Allerdings fügte er hinzu, daß er uns nur mit seinem Rat zur Verfügung stünde. Sollte sich aktives Handeln als nötig erweisen, müßte er sich erst an seine Dienststelle wenden. Bei diesem Stand der Dinge ließ ich ihn im Arbeitszimmer allein, und führte Miß Trelawny und Mr. Corbeck zu ihm. Ehe wir aus dem Krankenzimmer gingen, nahm Schwester Kennedy ihren Platz am Bett wieder ein.
    Die vorsichtige, besonnene, präzise Art mit der der Weitgereiste seinen Fall vortrug, rang mir Bewunderung ab. Er schien nichts zu verbergen und doch fiel die Beschreibung der fehlenden Gegenstände so aus, daß er nicht zuviel verriet. Über die rätselhafte Seite des Falles verbreitete er sich gar nicht, sondern stellte das alles als gewöhnlichen Hoteldiebstahl hin. Wer wie ich wußte, daß es sein oberstes Ziel war, die Dinge wiederzubekommen, ehe ihre Herkunft entdeckt wurde, erkannte das intellektuelle Geschick, das dahinterstand, als er die nötigen sachlichen Angaben machte, während er mit allem anderen zurückhielt, ohne daß man es merkte. »Wahrhaftig«, dachte ich bei mir, »der Mann hat seine Lektion in den Basars des Ostens gut gelernt. Und dank seines westlichen Verstandes übertrifft er seine Lehrmeister!« Er legte eben dem Detektiv seine Idee dar, und dieser sagte nach kurzem Nachdenken:
    »Pot oder Waage, das ist die Frage?«
    »Was soll das heißen?« fragte der andere wachsam.
    »Das ist Diebesjargon aus Birmingham. Ich dachte, man wußte das heutzutage, da jedermann Slang spricht. Früher kauften die Gold- und Silberschmiede jedem der damit kam, Feinmetall ab, und der Preis hing davon ab, ob der Gegenstand eingeschmolzen wurde – in diesem Fall bestimmte der Käufer den Preis, und der Schmelzpot hing ständig über dem Feuer. Sollte das Ding aber seine Gestalt behalten, wanderte es auf die Waage und erzielte den Standardpreis für Altmetall.
    Heutzutage geht es uns nicht viel anders. Wenn wir nach gestohlenen Uhren fahnden, stoßen wir oft auf die Uhrwerke, doch ist es unmöglich Rädchen und Federn aus einem großen Haufen auszusondern. Hingegen finden wir sehr selten die gesuchten Gehäuse. Im vorliegenden Fall wird viel davon abhängen, ob der Dieb ein guter Mann ist – das heißt, ob er sein Geschäft versteht. Ein Klassegauner weiß stets, ob ein Ding mehr Wert hat als nur den Metallwert. In diesem Fall wird er es jemandem geben, der es später losschlagen kann – in Amerika oder vielleicht in Frankreich. Glauben Sie übrigens, daß außer Ihnen noch jemand die Leuchten erkennen würde?«
    »Niemand!«
    »Gibt es noch andere dieser Art?«
    »Nicht daß ich wüßte, obwohl es welche geben könn te, die ihnen in vielen Einzelheiten gleichen.«
    Der Detektiv ließ eine Pause eintreten, ehe er weiterfragte:
    »Würde eine geschulte Person – jemand vom Britischen Museum, beispielsweise, ein Händler oder ein Sammler wie Mr. Trelawny, den Wert – den künstlerischen Wert – der Leuchten erkennen?«
    »Ganz gewiß! Jeder der Augen im Kopf hat würde auf den ersten Blick sehen, daß es sich um Kostbarkeiten handelt!«
    Die Miene des Detektivs erhellte

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