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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Arbeitszimmer und sogar das Empfangszimmer angefüllt mit alten Stücken, die einem Sammler den Mund wäßrig gemacht hätten.
    Miß Trelawny begleitete mich und besah sich ebenfalls alles mit wachsendem Interesse. Nachdem wir uns ein paar Schränke voller exquisiter Amulette angesehen hatten, sagte sie ganz naiv zu mir:
    »Sie werden es kaum glauben, aber ich habe mir die Dinge bislang kaum angesehen. Erst seit Vater krank ist, bringe ich wenigstens ein Spur Interesse dafür auf. Nun aber scheinen sie für mich an Größe und Bedeutsamkeit zu gewinnen – auf geradezu verzehrende Art. Hm, vielleicht macht sich die ererbte Sammelleidenschaft bei mir bemerkbar. Wenn dem so ist, dann ist es umso seltsamer, daß ich bis jetzt nichts davon gespürt habe. Natürlich kenne ich die großen Dinge und habe sie mir auch hin und wieder angesehen, aber immer nahm ich sie für selbstverständlich, als wären sie immer schon dagewesen. Dasselbe ist mir bei Familienfotos passiert, die werden von der Familie meist auch als alltäglich angesehen. Wie schön wäre es, wenn wir uns die Dinge gemeinsam ansehen könnten!«
    Für mich war es eine Freude, sie so sprechen zu hören. Und ihr letzter Vorschlag gar entzückte mich. Wir durchschritten also gemeinsam die zahlreichen Räume und Gänge, und besichtigten und bewunderten die herrlichen Stücke. Doch war hier eine solche Vielzahl der verschiedensten Objekte ausgestellt, daß wir uns meist mit einem kurzen Blick begnügen mußten. Während unseres Rundgangs verabredeten wir deshalb, wir würden sie der Reihe nach, Tag für Tag, noch einmal und diesmal genauer ansehen. Im Vestibül befand sich eine Art großer Rahmen aus Stahl, mit verschnörkeltem Zierat versehen, den ihr Vater zum Anheben, der schweren steinernen Sarkophagdeckel verwendete, wie Margaret mir erklärte. Das Ding war nicht schwer und konnte leicht bewegt werden. Mit seiner Hilfe hoben wir nacheinander die Deckel und sahen endlose Reihen von Hieroglyphenbildern, die in das Innere eingemeißelt waren. Trotz ihrer eingestandenen Unkenntnis wußte Margaret ziemlich viel über sie. Das eine mit ihrem Vater verbrachte Jahr hatte sie unbewußt mit seinen täglichen und stündlichen Lektionen geprägt. Sie war ein bemerkenswert kluges und scharfsinniges Mädchen und besaß dazu ein hervorragendes Gedächtnis, so daß ihr Wissensstand, den sie sich Schritt für Schritt unabsichtlich angeeignet hatte, zu einem Umfang angewachsen war, um den sie mancher Student hätte beneiden können.
    Und doch war das alles so naiv und unbewußt, so mädchenhaft und schlicht. Sie war so unverfälscht in ihren Ansichten und Ideen und dazu so unbefangen, daß ich in ihrer Gesellschaft eine Zeitlang alle Kümmernisse und Geheimnisse vergaß, die das Haus einhüllten. Und ich fühlte mich wieder in meine Knabenzeit versetzt…
    Die interessantesten Sarkophage waren zweifellos die drei in Mr. Trelawnys Zimmer. Zwei davon waren aus dunklem Stein, einer aus Porphyr und der andere aus einer Art Eisenstein. Diese beiden waren mit Hieroglyphen geschmückt. Der dritte jedoch war gänzlich verschieden. Er war aus einer gelbbraunen Substanz von der Farbe mexikanischen Onyxes, an den sie in mancher Hinsicht erinnerte, nur war die natürliche Maserung weniger ausgeprägt. Auffallend waren gewisse Stellen, die, wenn schon nicht durchsichtig, so zumindest durchscheinend waren. Der ganze Behälter samt Deckel war über und über mit Hunderten, ja Tausenden winziger Hieroglyphen bedeckt, die scheinbar endlose Reihen bildeten. Hinterseite, Vorderseite, Seitenteile, Kanten, Boden, alles war voller feiner Bildchen, deren tiefblaue Farbe sich frisch und deutlich vom Gelb des Steines abhob. Der Sarkophag war sehr lang, fast neun Fuß, und etwa ein Yard breit. Die Seitenteile waren gewölbt, so daß es daran keine scharfen Linien gab. Sogar die Kanten waren so vollendet gerundet, daß sie einen wohlgefälligen Anblick bildeten.
    »Also wirklich«, sagte ich, »das muß ja für einen wahren Riesen geschaffen worden sein.«
    »Oder für eine Riesin!« gab Margaret zurück.
    Dieser Sarkophag stand in der Nähe eines der Fenster. Er unterschied sich in einer Hinsicht von den anderen Sarkophagen im Haus. Alle anderen nämlich, egal aus welchem Material sie gefertigt waren – Granit, Porphyr, Eisenstein, Basalt, Schiefer oder Holz –, waren innen ganz einfach in der Form. Nirgends waren Ausbuchtungen oder Unebenheiten zu sehen. Man hätte sie für Badewannen halten können,

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